Aigner: Wir müssen mehr miteinander reden

Landwirtschaft

Aigner stellt Charta für Landwirtschaft und Verbraucher vor

In der Agrarbranche wird mehr übereinander als miteinander geredet. Aus dieser Erkenntnis heraus Bundeslandwirt-schaftsministerin Ilse Aigner den Prozess „Charta für Landwirtschaft und Verbraucher angestoßen, bei der nicht nur kirchliche Vertreter und Umweltorganisationen mit dem Berufsstand und der Wissenschaft an einem Tisch saßen, sondern auch alle Bürger über ein Internetportal Gelegenheit hatten, mit zu machen.
Die Charta beschreibt die künftigen Herausforderungen, aber auch Zielkonflikte bei den Themen „ländlicher Raum, Landnutzung, Tierhaltung, Lebensmittelsicherheit und Welternährung.

Beispiel Tierhaltung

Mit rund 23 Milliarden Euro stellt die tierische Erzeugung rund 45 Prozent des landwirtschaftlichen Produktionswertes. In der Kritik stehen die regionalen Konzentrationsprozesse in der Tierhaltung. Die sollen, so steht es in der Charta in „längerfristige stabile Betriebsstrukturen“ überführt werden.
Für die Realisierung müssen vor allem rechtliche Vorschriften auf EU-Ebene und im nationalen Rechtsrahmen adaptiert werden. Bei der Schlachtung müssen „schmerzfreie und sichere Betäubung“ gewährleistet werden, sowie eine Änderung der Seuchenbekämpfung durch Priorisierung des Impfens.

Andere Länder hinken hinterher

Aigner betonte in Berlin, dass Deutschland vielen anderen EU-Staaten voraus ist. Sowohl beim Naturschutz als auch bei der Förderung habe Deutschland eine Vorreiterrolle innerhalb der EU eingenommen.
Trotzdem sei die Charta kein Schlusspunkt. Die Diskussion werde weitergehen.
Mit Blick auf die am Samstag stattfindende Demonstration der Agraropposition kritisierte Aigner die Veranstalter, sie würden eine Landwirtschaft aus den Geschichtsbüchern bemängeln. Die Landwirtschaft sei keine der Butterberge und Milchseen mehr und habe sich radikal gewandelt.

„Nur Begrifflichkeiten“

Prof. Hubert Weiger, Präsident des Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), kritisierte die Charta schon im Vorfeld. Die Politik habe zwar Begrifflichkeiten wie „artgerechte Tierhaltung“ und „multifunktionale Landwirtschaft“ übernommen, die Umwelt- und die bäuerliche Landwirtschaft geprägt haben, doch seit 20 Jahren auch nicht mit Leben erfüllt.

Roland Krieg (Text und Foto)

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