Alle mögen Kleinbauern

Landwirtschaft

Entwicklungsidyll oder wirkliche Zielgruppe?

>Firos Holtermann bekannte, dass die meisten Menschen den Kleinbauern im Norden und Süden die meiste Sympathie entgegen bringen. Die zu seinem Anbauverband Naturland gehörenden Kleinbauern weisen in den Entwicklungsländern eine durchschnittliche Betriebsgröße von drei Hektar auf. Diejenigen, die in absoluter Armut leben kommen auf weniger als zwei ha.

Kleinbauern als Museumsbauern?
Kleinbauern gibt es auch in den Industrieländern. Das ist keine Frage der konventionellen oder ökologischen Betriebsausrichtung. Gunnar Rundgren von der Beratungsfirma Grolink sieht den allgemeinen Trend, dass die Wertschöpfung in die nachgelagerten Prozeßbereiche wandert. Die Marktmacht, die früher bei den Verarbeitern wie Nestlé oder Unilever lag, hat jetzt der Lebensmittelhandel mit Wal Mart, Tedesco oder Carrefour. Selbst ökologische Erdnussfarmer bekommen nur noch acht Prozent des Ladenpreises. Der Rest geht für Transport, Versicherungen, Steuer und Zwischenhändler drauf.
Es gibt keine einheitliche Definition, was ein Kleinbauer ist. Hat in Europa heute ein Hof mit weniger als zehn Kühen keine Marktchance mehr, dann kann diese Grenze in fünf Jahren zwischen 15 und 30 Kühen liegen. Kleinbauern weisen mit ihrer Produktion viele Vorteile auf: Nach Rundgren sind das eine hohe Produktivität auf begrenzter Fläche, eine besonders an die Bedürfnisse der Pflanzen angepasste Produktionsmethode, eine hohe Biodiversität, sowie die Erhaltung sozialer und familiärer Strukturen. Hingegen zeichnet er für diese Bauern eine düstere Zukunft. Sie müssen sich entweder wirtschaftlich weiter entwickeln, Alternativen wie den Landtourismus erschließen, arm bleiben oder den Betrieb aufgeben und in die Stadt gehen. Hat dann die Ausrichtung der Ökoverbände und der Entwicklungspolitik nicht den Charakter, ein Museumsideal zu stärken? Wollen die Kleinbauern selbst wirklich Kleinbauern bleiben?

Sanfter Wechsel
Sie werden, ob sie wollen oder nicht, in den Weltmarkt integriert. Der Bau einer Straße reicht bereits aus. Zudem müssen die Bauern für Schulgebühren oder Medikamente Geld aufbringen, das sie nur über den Verkauf von landwirtschaftlichen Gütern erwerben können. So sieht Rundgren gerade in der ökologischen Produktionsausrichtung eine Wertschätzung der traditionellen Arbeit und Kultur. Das Fazit des Seminars auf der BioFach anlässlich des 20jährigen Bestehens der niederländischen Beratungsfirma Agro Eco: Eine Veränderung der Strukturen ist unumgänglich, muss aber sanft in einen wirtschaftlichen Entwicklungspfad überführt werden.

Roland Krieg

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