Alptraum irisches Schweinefleisch

Landwirtschaft

Transformatorenöl im Tierfutter

Die Worte sollen trösten: „Bezogen auf den gesamten Rückruf irischen Schweinefleisches und Schinken findet sich Dioxin nur im fettreichen Produktanteil. Insgesamt sind auch nur 10 Prozent aller Marktprodukte betroffen. Das verringert insgesamt die Exposition der Verbraucher zum Dioxin.“ Alan Reilly, Chef der irischen Lebensmittelbehörde FSAI möchte die Relation korrigieren, obwohl die festgestellten Kontaminationen zwischen 80 und 200 Mal höher lagen als erlaubt. Ebenfalls am Samstag verglich Reilly bereits die irische Dioxinkontamination im Schweinefleisch mit dem 1999 in Belgien aufgetretenen Fall und verwiese darauf, dass bei der Bevölkerung trotz intensiven Monitorings in zehn Nachfolgejahren keine gesundheitlichen Auffälligkeiten aufgetreten seien. Selbst in Irland sei kein Verbraucher dem Giftstoff so lange ausgesetzt gewesen, dass er spezielle Risiken befürchten müsse. Das Bundesinstitut für Risikobewertung folgte am Montag mit der gleichen Einschätzung für deutsche Verbraucher.

Der wirtschaftliche Schaden
Die irische Regierung berief am Wochenende ein Krisentreffen ein. Gerade vor Weihnachten sei dioxinverseuchtes Schweinefleisch ein Alptraum für das Land, folgerte tim Cullinan vom irischen Bauernverband. Irland befinde sich derzeit wegen der Finanzkrise in einer schwierigen Lage und Dioxin könnte die Lebensmittelbranche ähnlich treffen, als wenn die Maul- und Klauenseuche oder BSE ausgebrochen wären.
Polychlorierte Biphenyle wurden in Tierfutter entdeckt. Erstmals bereits vor einer Woche. Ausgeliefert wurde das Tierfutter an 47 Betriebe. Nach irischen Angaben werden 100.000 Schweine notgeschlachtet werden müssen, Lebensmittel bis hin zum Schinken auf der Pizza im Wert von 125 Millionen Euro werden vernichtet. Es trifft eine Branche bei der rund 7.000 Menschen arbeiten und die einen Exportumsatz von 368 Millionen Euro erwirtschaftet. Rund die Hälfte des Schweinefleisches geht nach Großbritannien.
In insgesamt 21 Ländern wurde mit Dioxin verseuchtes irisches Schweinfleisch bereits entdeckt. Japan, Südkorea und Singapur haben am Montag ein unbegrenztes Importverbot verhängt.

Die Quelle
Eingetragen wurde das Transformatorenöl nach bisherigen Kenntnissen in der Lebensmittel-Recyclingfirma „Millstream Power Recycling Ltd“ in der Grafschaft Carlow. Dort wird das PCB-haltige Öl in einer Anlage zur Futtertrocknung eingesetzt und sei dort wohl mit dem Tierfutter in Berührung gekommen zu sein. Wissentlich sei es nicht in das Futter gemischt worden, sagte ein Firmensprecher.

Irisches Schweinefleisch wird ausgelistet
Schweinefleisch, das nach dem 01. September in den Handel gekommen ist, wird weltweit zurückgerufen. Mittlerweile liegen den Bundesländern Lieferlisten vor, nach denen sie gezielt Fleisch aus der Theke wieder herausnehmen können. Bislang wurden drei Betriebe in Nordrhein-Westfalen und zwei in Schleswig-Holstein mit dem Fleisch beliefert. Es soll sich dabei um Schweinehälften und Teilstücke handeln und nicht um verarbeitete Wurstwaren.
Baden-Württemberg, Hamburg, Rheinland-Pfalz und Thüringen haben noch keine Funde ausgemacht. Mecklenburg-Vorpommern meldete gestern abend auch keine Funde und verwies auf die Routinekontrollen der Lebensmittelkontrolleure hin, die auch nach Dioxinen fahnden.
Innerhalb der EU gibt es nach einer Sondersitzung der EU keinen Importbann gegen Irland. Die EU hat die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA gebeten, bis zum 10. Dezember einen umfangreichen Bericht über die gesundheitliche Gefährdung des Dioxin-verseuchten Schweinefleisches zu erstellen und die Eintragsquelle exakt zu ermitteln.

Lesestoff:
www.fsai.ie
Im September 2004 gab es and der TU Berlin einen Dioxinkongress.

VLE

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