Amerikas Maisproduzenten werben für ihre Produkte

Landwirtschaft

„Maizall“-Delegation auf Europatournee

Mais ist eine der wichtigsten Pflanzen der Welt. Sie dient der menschlichen Ernährung, als Tierfutter und als Rohstoff für die Ethanolgewinnung für den Verkehrssektor. Dabei entsteht Distillers Dried Grains with Solubles, wiederum ein proteinreiches Tierfutter. Die USA, Brasilien und Argentinien bauen weltweit den meisten Mais an. Nicht nur das: Sie nutzen gentechnisch veränderte Sorten, für die der freie Handel meist erst noch geschaffen werden muss. Aufwendige Zulassungsverfahren und Ablehnung der Biotechnologie in der Bevölkerung erschweren den Warenverkehr.

Gemeinsame Interessen

Trotz der Wettbewerbs-situation verfolgen die Maisproduzenten der drei Länder gemeinschaftliche Interessen. Aus diesem Grund haben die Produzenten das Bündnis „Maizall“ gegründet und bearbeiten den Markt[1]. Zu diesem Zweck reist derzeit eine elfköpfige Maizall-Delegation durch Europa und machte am Dienstag zwischen den Niederlanden und Rom Station in Berlin. Hier stellten sie sich neben den Fachgesprächen mit Partnern der Wertschöpfungskette auch ausgewählten Agrarjournalisten.

Nach Soja ist Mais mit 31 Prozent Anteil die am meisten genutzte gentechnisch veränderte Pflanze. Mehr als doppelt so häufig wie Baumwolle. Von den weltweit rund 130 Millionen Hektar Mais, entfallen 53,8 Millionen auf gentechnisch veränderte Sorten. Argentinien, Brasilien und die USA produzieren rund die Hälfte aller Maispflanzen und stellen 70 Prozent des weltweit gehandelten Maises. Wollen die Länder ihre Produkte frei bewegen, müssen sie zusätzlich die Hürde der Zulassung durchlaufen. Das ist die Gretchenfrage, für deren Lösung sich die Produzenten zusammengeschlossen haben. Zuerst haben den asiatischen Markt besucht und waren vor einem Jahr das erste Mal in Europa. In Spanien werden seit über 15 Jahren tausende Hektar mit gentechnisch verändertem Mais angebaut, ohne dass Problemberichte von der iberischen Halbinsel laut werden. Gute Argumente für die Biotechnologie – doch keineswegs ein Selbstläufer.

Wissenschaft statt Wissenslücken

Maisproduzent Sergio Bertolozzo, Präsident der brasilianischen Maisbauern und von Maizall betont die Sicherheit der Gentechnik, die in den Anbauländern nach „ausführlicher Risikobewertungen mit hohen Standards“ umgesetzt wird. Diese Standards sollten für die ganze Welt im Sinne des Welthandels gelten. Doch sorgen sich die brasilianischen Landwirte, weil „Ideologie und Wissenslücken“ dem freien Warenverkehr entgegenstünden.

Alberto Morelli von den argentinischen Maisbauern und 1. Vizepräsident von Maizeall glaubt nicht, dass neun Milliarden Menschen mit einer wachsenden Mittelschicht und veränderten Nahrungsgewohnheiten ohne gentechnisch veränderte Nutzpflanzen ernährt werden können. Schließlich werden fruchtbare Flächen und Wasser als wichtigstes Produktionsmittel zunehmend knapper. Den Amerikas wird eine wichtige Rolle in der weltweiten Nahrungssicherheit zugesprochen, weil sie mehr produzieren als verbrauchen. Hier könne die Biotechnologie eine Option im Werkzeugkasten der Landwirtschaft sein. Das Mais-Bündnis hat am 07. Mai dieses Jahres auf seiner Webseite eine Studie der PG Economics Ltd. über ökonomische und Umweltvorteile der grünen Gentechnik eingestellt. Pam Johnson, Präsidentin der amerikanischen Maisbauern ergänzte in Berlin, dass die Verbraucher bei der roten Gentechnik keine Berührungsängste zeigten: „Wir haben die Wissenschaft auf unserer Seite.“

Europa ist ein dickes Brett

Die Skepsis gegenüber der Gentechnik findet sich in nahezu allen Ausschüssen des Europaparlamentes wieder. Die Maizall-Delegation, die auch schon in Brüssel vorgesprochen hat, hat sich viel vorgenommen. „Die Hoffnung stirbt zuletzt“, sagte Pam Johnson zu Herd-und-Hof.de. Die EU als einer der wichtigsten Importmärkte für Tierfutter und Meinungsbildner für Entwicklungsländer gilt als besonders schwieriger Markt. Im letzten Jahr beklagte der US-Getreiderat, dass die EU schon wieder bei der Zulassung neuer Sorten gefehlt hat [2]. Das Thema ist nicht leichter geworden. Pam Johnson kann sich nicht vorstellen, wie der EU-Binnenmarkt nach Ziehen der Opt-out-Regel funktionieren soll [3]. Aus Sicht der Exporteure wäre ein Flickenteppich, vielleicht in Deutschland auch nach Bundesländern, ein Desaster.

Innovationen gesucht

Auch in den USA sind Nichtregierungsorganisationen (NGO) laut, wenn auch in der Minderheit, erläutert Johnson. In Südamerika komme viel Gegenwind aus Europa. Sowohl Bortolozzo als auch Morelli sehen in den südamerikanischen NGO „Filialen“ europäischer Umweltorganisationen [4].

Die Kritik der Gegner bezieht sich nicht nur auf die Biotechnologie, sondern auch auf das damit verbundene Geschäftsmodell der Paketlösung. Sorte und Pflanzenschutzmittel müssen aus einer Hand gekauft werden. Innovationen sind dringend notwendig, um der Technik zu mehr Akzeptanz zu verhelfen. Das weiß auch Pam Johnson. Der Golden Rice beispielsweise, der mit seinem angereicherten Vitamin A Blindheit in Entwicklungsländern vermeiden helfen kann, könnte eine akzeptierte Innovation werden. Auch das Zusammenspiel zwischen Gentechnik und ökologischer Landwirtschaft könnte die Verfahren aus ihrem Schatten holen [5]. Der Markt alleine wird der Gentechnik nicht zum Durchbruch verhelfen [6].

Lesestoff:

www.maizall.org

[1] Mais-Allianz in Nord- und Südamerika

[2] USGC: „Europa fehlt bei GVO-Zulassung erneut“

[3] Erst am Freitag hat der Bundesrat eine bundesweite Regelung eingefordert

[4] Der Vorwurf ist nicht neu. Exportiert Europa die Angst vor der Gentechnik?

[5] Zukunft der Pflanzenzucht

[6] Gentechnik hat seine Versprechen nicht gehalten

Roland Krieg

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