Andrij Melynk im BMEL

Landwirtschaft

Ukrainischer Botschafter besucht das BMEL

Der neue ukrainische Botschafter Dr. Andrij Melynk ist am Mittwoch mit Staatssekretär Peter Bleser im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) zusammengekommen. „Der Agrarsektor spielt in der Ukraine eine Schlüsselrolle. Land- und Ernährungswirtschaft sind zurzeit in der Ukraine die einzigen Branchen mit Wachstumserfolgen“, erklärte Bleser. Derzeit werden vorhandenen Projekte ausgebaut. Der wichtigste Faktor dafür sei aber politische Stabilität, so Bleser.

Agrardialog

Die Ukraine galt vor dem Zweiten Weltkrieg als Brotkorb Europas, weil die fruchtbaren Schwarzerdeböden Getreide für den Export erzeugten. Im Jahr 2006 wurde ein Deutsch-Ukrainischer Agrardialog (APD) installiert, der die Reform des Agrarsektors voranbringen sollte. Mit dem APD sollen effektive Strukturen mit geringen Transaktionskosten für vor allem kleine und mittlere Unternehmen geschaffen werden. Vor dem Hintergrund der WTO-Handelsbedingungen sollen markt- und ordnungswirtschaftliche Grundsätze bei der Agrarreform unterstützt werden.

Zwei Jahre später wurde das Deutsch-Ukrainische Agrarzentrum (DAZ) für die Modernisierung der beruflichen Fortbildung geschaffen. Über ein Kooperationsprojekt können Facharbeiter vier bis sechs Monate Arbeitserfahrungen bei deutschen Agrarunternehmen sammeln. Deutschland ist über die EU an einem Twinning-Projekt angebunden, das die ukrainischen Behörden bei der Verbesserung des Landmanagements und der Bodenverwaltung beraten wird. Darunter fallen Grundstücksbewertung, Flurbereinigung und Bodenkataster.

Das DAZ wird jährlich mit einer steigenden Summe gefördert. Im Gründungsjahr 2008 waren es 114.983 Euro im letzten Jahr wurden Gelder in Höhe von 402.000 Euro transferiert.

Begehrlichkeiten

Rund die Hälfte der Fläche wird von Großunternehmen bewirtschaftet. Das größte, die UkrLandFarming, umfasst 670.000 Hektar. Die guten Böden wecken bei internationalen Konzernen Interesse. Allerdings ist ein Landkauf nicht möglich, sondern nur eine Pacht für 50 Jahre. Zuvor kolportierte Meldungen von Landverkäufen an China und Libyien seien der Bundesregierung nicht bekannt, teilte sie der Fraktion Die Linke im Februar auf Anfrage mit.

Die europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBWE) stellt Investitionsmittel für Agrarunternehmen zur Verfügung. Allerdings zunehmend für ukrainische und abnehmend für internationale Holdings. Der Umschwung fand allerdings erst im letzten Jahr statt. Die EBWE hat dem Agrarhändler Alfred C. Toepfer im Jahr 2012 ein Darlehen in Höhe von 50 Millionen Euro gewährt. Das widerspreche nicht den Zielen der Bundesregierung, kleinen und mittleren Unternehmen zu helfen, weil die EBWE unabhängig von den Förderzielen der Bundesregierung arbeite.

Kanada, die Niederlande und Schweden haben bereits bis 2011 mit dem „Ukraine Investment Climate Advisary Services Project“ den Einstieg des Agribusiness erleichtert.

Doch Landkauf ist nicht die einzige Möglichkeit, in den ukrainischen Agrarsektor einzusteigen. Es finden auch Investitionen in urkainische Betriebe statt. Während deutsches Investment offenbar kleinteilig ist, schlagen US-Konzerne im großen Maßstab zu. Das berichtet das Oakland Institute seiner Studie „Corporate Takeover of Ukraine Agriculture“.

Lesestoff:

www.oaklandinstitute.org -> Publications -> Countries Ukraine

Roland Krieg

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