Animal Welfare Preis in Paris
Landwirtschaft
Tierwohl und Lebensmittelindustrie
Heute werden in Paris Preise für Animal Welfare an die Ernährungsindustrie, Händler und Erzeuger vergeben, wenn sie sich in mehreren Kategorien darum verdient gemacht haben.
Der Preis soll ermutigen
Das
Wohl der Tiere liegt dem Verbraucher am Herzen. Die Bandbreite der Diskussion ist
aber sehr groß. Der Batteriekäfig für die Legehenne ist Geschichte, Mastschweine
haben heute mehr Platz, beim Stallneubau geht es vermehrt schon um ethische
Aspekte, bei dem sich das Tier mit verschiedenen Spielzeugen beschäftigen kann.
Negative Beispiele in den Medien setzen Erzeuger und Lebensmittelhandel unter
Druck, der sich wiederum mit positiven Beispielen von den Mitbewerbern absetzen
kann.
Aus
diesem Grund vergibt „Compassion in World Farming“ seit 2007 in Zusammenarbeit
mit der Ernährungsindustrie Preise an Unternehmen, die sich besonders dem
Tierwohl gewidmet haben. Katy Read, Leiterin der Abteilung Food Business bei
Compassion in World Farming: „Wir freuen uns, dass so viele Unternehmen aus
ganz Europa sich mit uns engagieren und Schritte unternehmen, die das Leben von
Millionen Nutztieren verbessern. Eine so große Bandbreite an Gewinnern zeigt,
wie wichtig das Tierwohl in ganz Europa ist.“
Preis für die Milchkuhhaltung
Jährlich
werden zahlreiche Preise vergeben. Es gibt den Supermarkt Award, den für die
Schweineproduktion, einen für Legehennen und Masthühnchen und neu in diesem Jahr
einen für die Milchviehhaltung.
Hintergrund
für die Einführung dieses Preises ist die einseitige Zuchtausrichtung bei
Holstein-Friesian auf hohe Milchleistung. Ursprünglich hat eine Kuh für ihr
Kalb um die vier Liter am Tag produziert. Heute muss eine Hochleistungskuh um
die 22 Liter am Tag für die Dauern von 10 Monaten erzeugen.
Damit
verbunden ist die Pflicht, dass die Kuh jedes Jahr ein Kalb zur Welt bringen
muss und nach drei Monaten wieder besamt wird. Den männlichen Kälbern droht ein
kurzes Schicksal. Stammen sie aus einer Hochleistungskreuzung für Milch haben
sie kaum noch einen Wert als ausgewachsenes Rindfleisch, sondern werden schon
früh als Kalbfleisch vermarktet. Den Tierschützern ist auch die kurze
Nutzungsdauer der Milchkühe ein Dorn im Auge. Kühe können leicht ein Alter von
20 Jahren erreichen, sie scheiden aber nach nicht einmal drei Jahren
Nutzungsdauer wieder aus. Hauptprobleme sind Krankheiten am Fundament und Mastitis.
Die Bewertung
Eine Sprecherin von Compassion in World Farming (CiWF) erläuterte gegenüber Herd-und-Hof.de die Beurteilungskriterien für den Milchviehpreis. Diese richten sich an den vom englischen Landwirtschaftsministerium Defra (Department on Environment, Food and Rural Affairs) ausgegebenen Score Cards. Damit werden beispielsweise der Körperzustand und das Fundament der Tiere festgelegt. Weitere Parameter sind Mastitis, Verhalten in der Herde und Langlebigkeit.
Zudem gibt es einen umfangreichen Katalog, der ein Minimum von 100 Tagen Weidezeit beschreibt. Gerade bei Hochleistungskühen und schlechtem Wetter sind diese Bedingungen nicht immer einzuhalten. Daher begrüßt CiWF Züchtungsprogramme, die mit robusteren Tieren solche Weidezeiten ermöglichen.
Hörner
Zum
Milchviehpreis hat CiWF ein Video von glücklichen und grasenden Kühen gedreht.
Was auffällt, ist die Hornlosigkeit der Tiere. Auch ein Thema in Deutschland:
Müssen Tiere enthornt werden?
Die
Lösung aus England ist pragmatisch. Von Natur aus hornlose Rassen würden schon
bevorzugt, sind jedoch nur wenig vorhanden. Die Hörner dürften schon bleiben,
aber den Tierschützern ist auch bewusst, dass ein Enthornen aus
tiergesundheitlichen oder Sicherheitsgründen durchgeführt werden darf. Erlaubt
sind aber keine Chemikalien, sondern nur die Verwendung eines Brennstab. Die
Tiere werden vor dem Enthornen lokal betäubt und bekommen anschließend ein
Schmerzmittel verabreicht, teilte die Sprecherin mit.
Lesestoff:
Alle Gewinner und alle Informationen: www.compassioninfoodbusiness.com
Roland Krieg; Foto: Defra