Anit-Delegierte auf Bulgarienreise

Landwirtschaft

Wo es beim Tierschutz auf Transporten hakt

Der Transport von Lebendvieh wird in Deutschland derzeit nahezu einzeln vor Gerichten entschieden. Ein unbefriedigender Zustand. Nicht nur für die Tierschützer, sondern auch für die Viehhandelskaufleute. Der europäische Untersuchungsausschuss zum Tierschutz beim Transport (ANIT) hat seit einem Jahr in Sitzungen und öffentlichen Anhörungen Fakten zum Thema gesammelt. Die Richtlinie EG 1/2005 steht zur Überprüfung an. Anfang Dezember soll das Europaparlament über eine Neufassung abstimmen.

Weniger Tiertransporte in der Pandemie

Im September reisten Ausschussmitglieder nach Bulgarien. Der Kontrollpunkt „Kapitan Andreevo“ zur türkischen Grenze ist Brennpunkt für lange Transportwege und viele Schlagzeilen. Obwohl das Land selbst nur wenige Transporte durchführt, ist es das wichtigste Transitland für Lebendvieh auf dem Weg nach Libyen, Israel, Jordanien, Saudi-Arabien und die Türkei. Die Parlamentarier haben sich unter anderem mit der bulgarischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (BFSA) getroffen. Der am Montag im Anit-Ausschuss vorgestellte Bericht wies für das Jahr 2019 insgesamt 3.006 Lebendviehtransporte mit 236.977 Tieren am Grenzpunkt Kapitan Andreevo aus. Davon lagen insgesamt 34 Verstöße gegen die EU-Tiertransportverordnung vor. Wegen der Pandemie ging die Zahl der grenzüberschreitenden Transporte auf 2.051 mit sechs gemeldeten Verstößen zurück.

Verstöße

Der Hauptverstoß sind längere als erlaubte Fahrten in Drittländer. Fahrer wurden zur Pause gezwungen. Die Logbücher waren unvollständig und die Zahl der transportierten Tiere war größer als auf den Papieren verzeichnet. Die Reiseroute war nicht komplett geplant. Tiere wirkten gestresst, es gab Geburten währen des Transportes und die Einstreu war mangelhaft. Die Versorgungsinfrastruktur im Fahrzeug war mangelhaft, es wurden verschiedene Nutztiere miteinander vermischt transportiert, es gab transportunfähige und auf dem Transport verstorbene Tiere.

Positives

In Bulgarien gibt es mittlerweile wie in Rumänien einen Amtstierarzt für den Seetransport und auf der Straße sind sie ebenfalls anwesend. Allerdings nicht mehr am Zielort, wenn es in Drittländer geht. Obwohl nicht vorgesehen, bekamen die Parlamentarier Einblick auf die Ruhestation Slivengrad – der allerdings auch der einzige in Bulgarien ist. Nicht alle Tourenpläne sehen einen Ruhestopp in Slivengrad vor. Mittlerweile ist die bulgarische Polizei auch für die Kontrollen von Tiertransportern ausgebildet und führt diese unangemeldet durch. Verstöße werden über das Meldesystem an alle EU-Mitgliedsländer verteilt. Wenn keine detaillierte Kontrolle notwendig erscheint, dauern die Formalitäten an der EU-Außengrenze weniger als 30 Minuten. In den heißen Sommermonaten sind die Transporte um drei Prozentpunkte von 30 auf 27 Prozent zurückgegangen.

Die bulgarischen Behörden möchten die Richtlinie 1/2205 auch selbst verbessern, weil Begriffe wie „ausreichend“ Platz, Nahrung o.ä. nicht genau definiert sind.

Vorschläge

Für den Abschlussbericht sollten Transportfahrzeuge über das TRACES-System nachvollziehbar registriert werden. Aussagen über Tierdichte im Transporter und mehr Futter und Wasser sollten festgehalten werden. Die Fütterung entlang der Strecke sollte festgeschrieben werden. Fahrer berichten, dass sie mit ihren Fahrzeugen manchmal tagelang im Niemandsland zwischen Bulgarien und der Türkei „stranden“. Die Einfuhrkontrollen in die Türkei dauerten meist sechs Stunden. Die Fahrer wünschen sich ein besseres länderüberschreitendes Kontrollsystem.

Am Kontrollpunkt trafen sie sich ebenfalls ungeplant mit Tierschützern der Organisation „Vier Pfoten“ für einen Gedankenaustausch.

Roland Krieg

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