Anpassungen an den Klimawandel

Landwirtschaft

Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel in Europa

Anpassung an den Klimawandel ist mehr als nur eine Rhetorik. Praktische Beispiele sind aber meist unbekannt. Die Europäische Umweltagentur hat am Dienstag etliche Beispiele aus den Mitgliedsstaaten vorgelegt und mit Grafiken den manchmal noch immer in Zweifel gezogenen Klimawandel unterstrichen.

Kruibeke ist eine kleine flämische Gemeinde gegenüber dem Hafen von Antwerpen. Etwa zweimal im Jahr peitscht Nordweststurm die Nordsee das Wasser die Schelde flussaufwärts und drückt auf die Deiche. Kruibeke ist einem hohen Risiko der Überschwemmung ausgesetzt. Die Belgier haben auf einer Länge von acht Kilometer die Schelde-Deiche kleiner gemacht, damit sich das hereindrückende Wasser auf einer Flutungsfläche von 600 Hektar ausbrieten kann. Dadurch verringert sich der Druck auf die Deiche und Kruibeke bleibt trocken.

Die Ostseeküste ist in ständiger Bewegung. Das Meer verfrachtet Sand von einem Ort und landet ihn woanders an. Betonkonstruktionen haben sich als wenig standhaft erwiesen. Rund um Rostock hingegen waren eine Sandverfüllung mit Anpflanzung von Strandhafer in den Dünen sowie die Pflege des Küstenwaldes vor den Dünen der erfolgreichste Küstenschutz. Dort wo die Dünen schmal sind, haben sich Geo-Textilmatten bewährt. Ohne Sandverfüllung kommt man aber dennoch nicht aus. Sie sind aber durchschnittlich nur alle sechs Jahr nötig.

In ganz Frankreich haben Bauern die Vorzüge von Agroforstsystemen kennen gelernt. Die Bäume bieten den Nutzpflanzen Schutz und reduzieren im Hochsommer die Temperaturen auf dem Feld. In Montpellier sind solche Systeme bereits seit 20 Jahren im Einsatz. Jährlich kommen derzeit rund 3.000 Hektar hinzu. In 25 Jahren soll eine Fläche von rund 500.000 Hektar in Agroforstsystemen bewirtschaftet werden.

Wasser ist auf Malta einer der kostbarsten Ressourcen, deren Knappheit zu einer ständigen Verbesserung des Wassermanagementsystems führt. Da nur wenig Möglichkeiten bestehen, Wasser zu sparen und mehr Wasser zu fördern, wurde inselweit das Leitungssystem in Agriff genommen. Bislang wurde durch Abdichtung von Leckagen der Transportverlust um 50 Prozent gesenkt, so dass Malta weniger intensiv auf eine Meerwasserentsalzung zurückgreifen muss.

Portugals Böden haben nur eine geringe Wasserhaltefähigkeit. Das Land gehört zu den Trockengebieten im Mittelmeer. In Alentejo, im Süden des Landes, wurde die Landschaft auf eine höhere Wasserverfügbarkeit hin geformt. Die Portugiesen haben mit Erdwällen Regenwasserrückhaltebecken gebaut. Sechs sind seit 2007 bereits fertig gestellt worden, weitere zehn bereits in Planung. Die Becken sind nicht abgedichtet, so dass das Wasser langsam in den Boden sickern kann und die Bodenfeuchte in der Nachbarschaft deutlich erhöht. Die Seen sind stellenweise tiefer ausgebaggert, so dass das Wasser eine Verbindung zum regionalen Grundwasserspiegel hat. Die Regenwasserbecken verlangsamen nicht nur die Desertifikation, sondern veranlassen auch die Menschen in ihren Heimatregionen zu bleiben.

Das Nachbarland Spanien pflanzt Bäume gegen die Wüstenbildung. Das Projekt „Green Deserts“ umfasst die fünf Regionen Valladolid, Léon, Zamora, Zaragoza und Barcelona. Mittlerweile sind bereits 55.000 Bäume gepflanzt worden. Damit wurden rund 63 Hektar trockenes Land ohne Vegetation in einen grünen Wald verwandelt.

roRo; Grafiken: European Environment Agency

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