Antibiotika-Resistenzstrategie 2020

Landwirtschaft

Antibiotika-Resistenzen weltweit bekämpfen

Antibiotika-Resistenzen kommen in der Veterinär- und Humanmedizin vor. Erst im letzten Jahr gingen Veterinäre und Humanmediziner nach einem Streit aufeinander zu. Die Schuldfrage ist nicht eindeutig zu klären und muss von einem eigenständigen Handlungsbedarf in der Landwirtschaft entkoppelt werden [1]. Zudem ist das Problem ein globales. Die Bundesregierung hat mit einer Deutschen Antibiotika-Resistenzstrategie (DART) schon 2008 reagiert, die auch schon früh überwiegend beim Gesundheitsministerium angesiedelt ist [2].

Am Mittwoch hat das Bundeskabinett die Fortsetzung der DART bis 2020 beschlossen. Von den jährlich 400.000 bis 600.000 Menschen, die sich mit Keimen im Krankenhaus infizieren versterben 10.000 bis 15.000. Resistente Keime spielen dabei eine erhebliche Rolle. Das Thema wird allein nicht durch den Einsatz von Antibiotika in der Human- und Veterinärmedizin begünstigt, sondern ebenfalls durch „mangelnde Hygienemaßnahmen und durch den Handles- und Reiseverkehr“, führte Regierungssprecher Steffen Seibert aus. Deswegen steht das Thema auch auf dem G7-Gipfel auf der Agenda.

Dazu erklärt Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe: „Die weltweite Ausbreitung von Antibiotika-Resistenzen muss gestoppt werden. Wenn Antibiotika nicht mehr wirken, drohen die Behandlungsmöglichkeiten in ein Vor-Penicillin-Zeitalter zurückzufallen, mit dramatischen Konsequenzen. Krankheiten, die heute gut heilbar sind, wie etwa eine Blasenentzündung oder auch eine entzündete Operationswunde, können dann zu schweren Gesundheitsschäden führen.“

Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt: „Unser Ziel muss es sein, den Einsatz von antibiotisch wirksamen Mitteln weiter zu begrenzen. Auf diesem Weg ist die Novelle des Arzneimittelgesetzes und das damit neu etablierte Minimierungssystem ein Meilenstein.“

Bundesforschungsministerin Johanna Wanka: „Die Forschung bietet wichtige Ansätze, um Antibiotikaresistenzen zu bekämpfen: Es gilt zu verstehen, wie sich Resistenzen bilden und unter den Bakterien ausbreiten können. Nur so können wir wirksame Strategien entwickeln, die der steigenden Resistenzbildung entgegenwirken. Gleichzeitig müssen neue, wirksame Antibiotika entwickelt werden, gegen die vor allem die multiresistenten Bakterien wehrlos sind.

Die Verlängerung der Strategie folgt dem „One Health“-Ansatz, der global unteilbar ist. Für die rechtzeitige Erkennung sollen die Überwachungssysteme ausgebaut werden. Dazu zählt eine verbesserte Diagnostik. Anwendungsleitlinien sollen die Therapie-Optionen erhalten und verbessern. Ärzte, sowohl im Veterinär- als auch im Humanbereich sollen für eine verbesserte Handlungskompetenz gezielt informiert werden. Das schließt Informationskampagnen für die Bevölkerung mit ein. In der Forschung soll der interdisziplinäre Ansatz im Sinne der „One Health“-Strategie ausgebaut werden.

Noch in diesem Monat will die Weltgesundheitsorganisation WHO einen Globalen Aktionsplan zur Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen verabschieden.

Lesestoff:

[1] Veterinäre weisen Vorwurf der Chirurgen zurück

[2] Zoonosen sind ein Teil der DART

Roland Krieg

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