Aquakultur: Mehr Fragen als Antworten
Landwirtschaft
Entwicklung einer nachhaltigen Aquakultur in Deutschland
Die Aquakultur ist im Aufwärtstrend [1], wie das Statistische Bundesamt kürzlich feststellte. Die Aquakultur kann eine Alternative für die Seefischerei sein, die gegen Überfischung zu kämpfen hat. Doch die Binnenfischerei aus Gewässern und Aquakulturanlagen kann nur 20 Prozent der verzehrten Süßwasserfische bereitstellen.
Aquakultur ausbauen
Fisch ist aber
ernährungsphysiologisch wertvoll. Fisch enthält wertvolle essentielle Aminosäuren
und Omega-3-Fettsäuren, weiß die Bundesregierung in einer Antwort an Bündnis 90
/ Die Grünen zur nachhaltigen Aquakultur. Deshalb soll die Aquakultur ausgebaut
werden. Zuständig sind die Länder, die unter Federführung Schleswig-Holsteins
einen „Nationalen Strategieplan Aquakultur“ im Rahmen der neuen
Fischereipolitik der EU erstellen. Die Strategie will Produktionsverfahren
intensivieren, die Angebotspalette erhöhen und mehr Wertschöpfung generieren
sowie mit der Förderung heimischer Teichlandschaften einen Beitrag für den
Umweltschutz leisten. Zur Wachstumsstrategie gehört neben der
Speisefischproduktion auch die Besatzfisch-Zucht, die für wildlebende Bestände
Setzlinge erzeugt.
Der Ausbau ist
herausforderdernd, denn die Aquakulturbetriebe sind meist klein- und
mittelständisch geprägt, oft Nebenerwerbsbetriebe und in schwach strukturierten
Regionen angesiedelt.
Importfutter
Meist sind es
nur die Karpfenteiche, die ihre Fische über das Nahrungsangebot der Gewässer
selbst versorgen. Der größte Teil der Futtermittel wird importiert. Europas
größte Fischfuttermittelhersteller sitzen in Skandinavien, Belgien und
Frankreich. Fischmehl und Fischöl wird zunehmend ersetzt. Aber pflanzliche
Alternativen wie Soja- und Erbsenprotein oder Nebenprodukte der Ethanolherstellung
müssen für die Fische erst noch aufbereitet werden, damit sie das Futter
verwerten können.
Für
Fischfutter gelten die gleichen Richtlinien wie für landgestützte Nutztiere.
Öko-Binnenfisch
Auch innerhalb der Aquakultur gibt es das Ökosegment, das sich durch besondere Bestimmungen über Herkunft der Tiere, Züchtung, Reproduktion, Fütterung sowie Krankheitsvorsorge von der konventionellen Aquakultur abhebt. Für die Umstellung gibt es spezielle Förderungen der Bundesländer.
Umwelt
Ob von der
Aquakultur besondere Umweltrisiken ausgehen, entscheidet sich durch die
Anlagenwahl. Die traditionelle Karpfenteichwirtschaft gilt als umweltfreundlich
und auch bei Duchflussanlagen für Salmoniden werden bei ordnungsgemäßer Führung
nur wenige Auswirkungen erwartet. Problematisch sind Kreislaufanlagen, bei
denen Feststoffe wie Futtermittelreste und Fischexkremente in die Umwelt
gelangen können. Eine ordnungsgemäße Bewirtschaftung kann aber die Einträge
minimieren. Am problematischsten sind marinen Anlagen, die in Netzgehegen
Fische halten. Hier sind Eutrophierungseffekte und Krankheitsübertragungen auf
wildlebende Tiere bekannt.
Die
Amtschefkonferenz des Bundeslandwirtschaftsministeriums hat bereits 2003 ein
Papier zur Verringerung der Gewässer durch Fischhaltung veröffentlicht und die
Deutsche Bundesstiftung Umwelt arbeitet an verschiedenen Projekten zu einer
nachhaltigen Aquakultur.
Lesestoff:
[1] Mehr Fische und mehr Betriebe in der Aquakultur
Bund-Länder Arbeitsgemeinschaft Wasser (LAWA): www.lawa.de -> Publikationen -> Oberirdische Gewässer und Küstengewässer -> Hinweise zur Verringerung der Belastung der Gewässer durch die Fischhaltung
Deutsche Bundesstiftung Umwelt und Aquakultur: www.dbu.de/1578.html
Roland Krieg