Auch die Schweiz sucht ihre Agrarpolitik

Landwirtschaft

Grüezi: Regionale Produktion und globale Verantwortung

Die Schweiz hat die Zeiträume ihrer Agrarpolitik mit der EU synchronisiert. Derzeit wird im Parlament die Reform für die Zeit von 2014 bis 2020 beraten, wie in Brüssel für die EU. Die Argumente sind auch die gleichen. Die Eidgenossen produzieren hochwertige Produkte in einem sensiblen Ökosystem, spüren den Druck der weltweit steigenden Nachfrage und suchen die Balance einer nachhaltigen Produktion, erläuterte Prof. Bernhard Lehmann, Direktor des Bundesamtes für Landwirtschaft zur Grünen Woche in Berlin. Eine „wenig sorgsame Landwirtschaftspraxis“ in den letzten 50 Jahren habe zu Umweltschäden geführt, sie gefährde die Biodiversität und die Regenerationsfähigkeit der Böden. Der Artikel 104 der Bundesverfassung stelle sicher, dass der Staat bei Marktversagen eingreifen dürfe, um die Nachhaltigkeit wieder herzustellen.
So werde die eidgenössische Agrarpolitik in den folgenden sieben Jahren auf Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit und Sicherung der natürlichen Ressourcen ausgerichtet werden müssen. So soll die Landwirtschaft ein Teil der Lösung werden, Nährstoffkreisläufe zu schließen und die Abhängigkeit von fossilen Energien reduzieren. Die Investitionen für den Agrarbereich im weltweiten Maßstab müssten verantwortungsvoll eingesetzt werden. Das Motto von Dr. Lehmann lautet. „Lokal vernünftig und global verantwortlich handeln.“

Qualität statt Massenware

Regierungsrat Kurt Zibung weiß auch, wie das geht. Die Schweiz kann bei ihren Exporten nicht mit Massenware, sondern mit Qualität punkten. Das wollen die Schweizer auf der Grünen Woche auch zeigen. Daher steht die Erlebnisregion Luzern-Vierwaldstätter See im Mittelpunkt des Messegeschehens. Tourismus, Kultur, Brauchtum und regionale Spezialitäten wollen von einer nachhaltigen Regionalentwicklung künden. Die Zentralschweiz rückt damit auch den Beginn ihrer Geschichte in den Mittelpunkt: 1291 wurde auf der Waldlichtung Rütli am Ufer des Urnersee der Bund der sechs Urkantone geschlossen.

Käse und Schokolade

Nach wie vor sind Käse und Schokolade die berühmtesten Agrarprodukte aus der Schweiz. Rund 65.000 Tonnen Hart- und Halbhartkäse wird ins Ausland verkauft, 54.000 Tonnen verbleiben auf dem europäischen Kontinent. Die Hälfte davon geht nach Deutschland. Dorthin reisen auch 21.000 Tonnen Schokolade und seit einiger Zeit versuchen die Schweizer auch mit Trockenfleisch bei den nördlichen Nachbarn zu punkten. Derzeit ist der Wechselkurs aber noch so gestrickt, dass die Schweizer lieber in Deutschland als zu Hause einkaufen. Urs Schneider, Präsident der Agro-Marketing Suisse, hofft auf eine baldige Erholung des Euro.

Die Schweiz finden Sie in der Halle 17

Roland Krieg; Fotos: roRo

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