Auf dem Weg zum Glücksschwein?

Landwirtschaft

Nutztierethologie untersucht das Schweineverhalten

Dr. Birger Puppe vom Leibnitz-Institut für Nutztierbiologie in Dummerstorf (FBN) ist dem Wohlbefinden der Schweine auf der Spur. Dabei wird in einem neuen Ansatz der Ethologie, der vergleichenden Verhaltensforschung, die Umwelt des Schweins aus seiner Sicht betrachtet.

Emotionen und Stimmungen

In den letzten Jahren rücken die Fragen des Tierschutzes und der tiergerechten Haltung in den Fokus der Verbraucher. Rund 50 Millionen Schweine werden iN Deutschland im Jahr geschlachtet und seit 2002 ist der Tierschutz im Grundgesetz verankert. Grund, Kriterien zu finden, die das Wohlbefinden der Tiere belegen.
Dem ist das Team um Dr. Puppe mit verhaltensbiologischen, bioakustischen und kognitionspsychologischen Ansätzen auf der Spur. Das Schwein fühlt sich nicht nur wohl, wenn es gesund ist und ausreichend Nahrung und Wasser zur Verfügung hat.
Mit einer Lautanalyse wurde das Verhalten des Tieres unter Stress untersucht. Dazu wurde am Institut eine eigene Software entwickelt. Schweine reagieren auf den gleichen Reiz unterschiedlich – je nachdem, ob er erwartet oder unerwartet auftrat. Lautäußerungen wurden farblich am Computer dargestellt. Ihre Lautgebung, wie beispielsweise bei sozialer Isolation ist damit zu einem Indikator geworden, der das Wohlbefinden der Tiere aufzeigt.

Herzfrequenz

Auch physiologisch ist das Wohlbefinden der Tiere messbar. Jungen Schweinen wurden von einem Tonträger akustische Signale vorgespielt. Das waren entweder artspezifische Stresslaute oder ein bedeutungsloser Kontrollton. Jeweils zwei Minuten vor und nach dem Tin haben die experten die Herzfrequenz gemessen. Die Ergebnisse haben gezeigt, dass die Tiere auf plötzlich auftretende Geräusche reagieren und auf arteigene Töne anders reagieren als auf Kontrolltöne.

Emotionsabhängige Bewertungstendenzen

Reaktionen auf laute oder die Herzfrequenz sind aber nicht geeignet, die Auswirkungen auf das subjektive Wohlbefinden, die Kognition, zu bewerten. Dr. Sandra Düpjan nutzt dafür das aus der Humanpsychologie bekannte cognitive bias, die emotionsabhängige Bewertungstendenz. Dabei gilt, dass ein Individuum in einer guten emotionalen Verfassung die Umwelt eher positiv sieht, während negative Emotionen zu negativen Bewertungen führen. Dr. Düpjan versucht nun, das cognitive bias auf Schweine zu übertragen.

roRo; Foto: FBN

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