Auf der Suche nach Resilienz

Landwirtschaft

Jahresbericht Welthungerhilfe

Marlehn Thieme

Für Marlehn Thieme ist die Vorstellung des Jahresberichtes der Welthungerhilfe in Berlin eine Premiere. Sie folgt seit November 2018 den Fußspuren der langjährigen Präsidentin Bärbel Dieckmann. Thieme freut sich auf die neue Aufgabe, weil sie mit dem Amt „einen konkreten Beitrag zur Bekämpfung des weltweiten Hungers“ leisten kann. Die Umsetzung der Agenda 2030 ist für Thieme ein „Zukunftsmodell für eine gerechtere Welt“. Doch ist der Weg in den vergangenen Dekaden nicht einfacher geworden. Kriege und Konflikte in Syrien, dem Jemen und in Afghanistan sind Rückschläge des einst erreichten. Solche Auseinandersetzungen bezeichnet die neue Präsidentin als „größten Hungertreiber“.

Die Arbeit der Welthungerhilfe und anderer Hilfsorganisationen geht heute mehr denn je nicht ohne politische Unterstützung. Die Afrikapolitik der Bundesregierung kann helfen. Aber die Welthungerhilfe kümmert sich auch um die vergessenen Krisen, beispielsweise im Kongo oder Somalialand, wo ein Sturm im letzten Jahr Felder, Bewässerungsanlagen und Viehherden zerstört hat. Für solche langfristigen Hilfen blickt die Welthungerhilfe auf ein gestiegenes Spendenvolumen zurück.

Den Krisen trotzen

Hinter dem Begriff Resilienz steckt die „Widerstandsfähigkeit“, sich ein gutes und einfaches Leben aufzubauen und gegen Risiken gewappnet zu sein. Konflikte, schlechte Regierungsführung, ungerechte Landverteilung, Klimaänderungen, Naturkatastrophen und Finanzkrisen führen zu Hunger und Armut. Rund elf Prozent der Menschen hungern. 15 Prozent aller Neugeborenen  kommen schon untergewichtig auf die Welt.

Einnahmen und Ausgaben 2018

Solange der große weltweite Wurf fehlt, bleibt nur die Politik der kleinen Schritte. Auch, wenn der Stein den Berg wieder herabrollt. Nach Vertreibung des Daesh im Nordirak kehren Tausende Menschen wieder zurück in ihre Heimat. Allein in der nordöstlichen Provinz Ninewa sind 2,1 Millionen Menschen auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen. Die Felder liegen brach, landwirtschaftliche Geräte gibt es kaum noch.

Die Welthungerhilfe setzt auf die Reaktivierung der Landwirtschaft, verteilt Saatgut, Material für Gewächshäuser und einfache landwirtschaftliche Werkzeuge. Bauernfamilien werden durch Ausbildung auf den neuesten Stand ressourcenschonender Bewirtschaftung gebracht. So wird beispielsweise die Tröpfchenbewässerung eingeführt und gezeigt, wie das System gewartet wird. Mit modernen Fruchtfolgen sollen Pflanzenschädlinge in Schach gehalten werden und die Bodenstruktur verbessern. Ziel ist im Rahmen des nationalen Gesundheitsprogrammes 2012 bis 2021, den Bauern wieder ein eigenes Einkommen zu schaffen.

Affenbrotbäume retten

Der Klimawandel dörrt die Distrike Mangochi und Dedza in Malawi aus. Um mehr Platz für Ackerland und Häuser zu schaffen, werden die für Afrika typischen Affenbrotbäume gefällt. Doch von den Früchten des Baobab leben viele Menschen. Die Welthungerhilfe hilft bei 4.500 Familien das Sammeln und Verkaufen der Baobab-Früchte zu professionalisieren. Ein Lagerplatz wurde angemietet und Arbeitsmaterial gestellt. Aus dem Zuerwerb haben die Kleinbauern mittlerweile eine eigene Wertschöpfungskette erstellt. Früchte und Samen werden zu Pulver und Öl verarbeitet und innerhalb Malawis verkauft. Um den Bestand der Affenbrotbäume zu schützen, werden zusätzlich schnell wachsende Bäume gepflanzt. Die liefern jetzt das Feuerholz und die Kleinbauern lernen die Praktiken der Permakultur kennen. Aktuell arbeitet die Welthungerhilfe gemeinsam mit der Bauernvereinigung Zankhalango an einem Businessplan, die Produkte auch in Bio-Qualität für den internationalen Kosmetikmarkt zu erzeugen.

Lesestoff:

https://www.welthungerhilfe.de/

Roland Krieg; Grafik: Welthungerhilfe; Foto: Christoph Papsch / Welthungerhilfe

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