Auf zum Mühlentag
Landwirtschaft
Wind und Wasser mahlen Getreide und Raps
Über Pfingsten ist es wieder soweit. Mehr als 1.000 Wind- und Wassermühlen öffnen wieder ihre Tore und zeigen Besuchern das traditionelle Geschäft des Öl- und Getreidemüllers.
Zeugen wirtschaftlicher Entwicklung
Die Erhaltung von
Wind- und Wassermühlen als historische Bauzeugen unserer technischen und
wirtschaftlichen Entwicklung über viele Jahrhunderte erfreut die Öffentlichkeit
immer mehr. Seit Beginn des Deutschen Mühlentages hat sich die Zahl der
teilnehmenden Mühlen fast verdoppelt. Nicht selten finden in den alten Mühlen
Ausstellungen über das Müllerhandwerk und regionale Geschichte statt und werden
am Mühlentag musikalisch oder literarisch begleitet.
Die zentrale Veranstaltung findet in
diesem Jahr in der Obermühle Kerstenhausen in 34582 Borken-Kerstenhausen statt.
Sie funktioniert noch und schafft fünf Tonnen Getreide in der Stunde. Die
Obermühle wird ausschließlich durch Wasserkraft der Schwalm angetrieben, wurde
aber mit einer Francis-Turbine modernisiert. Die Mühle vermahlt Roggen für
regionale Bäckereien und bietet noch einen Kleinverkauf im Gebäude an.
Die Obermühle ist die einzige von sechs
Mühlen in Borken, die 1960 auf rund zehn Kilometer Wasserstrecke der Schwalm
225 kW Energie erzeugten. Mit der Leistung von 22,8 kW der Obermühle ist die
Wasserkraft auf ein Zehntel ihres Potenzials geschrumpft.
Borken als Braunkohlerevier nutzte lange
die Verstromung der Braunkohle, die auch Untertage abgebaut wurde. Der
hessische Mühlenverein schreibt in seiner Zeitschrift Mühlengickel, dass die
insgesamt sieben Kühltürme der Braunkohlverstromung die Schwalm praktisch
trockenlegten. Bis in die 1980er Jahre hinein sollte die Braunkohleverstromung
durch ein Atomkraftwerk abgelöst werden. Am Pfingstmontag findet in der
Obermühle die zentrale Veranstaltung des Mühlentages 2011 mit einem
Gottesdienst um 10:00 Uhr statt.
Raus aufs Land
Für die Brandenburger ist der Mühlentag
die Generalprobe für die Brandenburger Landpartie am Wochenende danach. In der
Prignitz und der Niederlausitz empfangen Mühlen an beiden Wochenenden Gäste und
Neugierige.
In der Prignitz können Gäste in der
Mühle am Flüsschen Kümmernitz mittlerweile auch übernachten. Die Mühle aus dem
Ende des 14. Jahrhunderts verfiel, bis das Ehepaar Koebe vor 12 Jahren die
aufwändige Restaurierung begann und die Mühle rettete. Die Koebemühle hat noch
kein Mühlrad. Die Familie hat sich aus Sachsen-Anhalt ein altes Mühlrad gekauft
und baut es langsam zusammen. Die losen Teile auf dem Grundstück zeigen, was
für eine Arbeit noch zu bewältigen ist.
Lesestoff:
www.hessischermuehlenverein.de
Alle mehr als 1.000 teilnehmenden Mühlen finden Sie für Ihren Pfingstausflug
unter www.muehlen-dgm-ev.de
15 Hektar Land und original errichtete Mühlen aus Norddeutschland, Portugal
oder Zypern: Wer sich von der Welt der Müllerei einfangen lassen will, kommt um
das Mühlenmuseum in Gifhorn, das noch eine Vielzahl von Mühlenmodellen
beherbergt, nicht vorbei: www.muehlenmuseum.de
Roland Krieg (Text und Foto)