Aufschwung nicht für alle Bauern

Landwirtschaft

Aus Nischenproduzenten werden Mitbewerber

Die mediale Begleitung habe die Landwirtschaft in diesem Jahr nicht nur gestärkt, sondern auch die Wirtschaft des Sektors in den Vordergrund getragen. Damit zeigte sich Gerd Sonnleitner, Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), bei der Vorstellung des Situationsberichtes 2008 in Berlin zufrieden. Das Wirtschaftsjahr 2006/07 war für die Betriebe besser als das vorige und angesichts der Zukunftserwartungen an die Entwicklung der Agrarmärkte ist auch der Blick nach vorne optimistisch. Allerdings kommt der Aufschwung nicht bei allen Bauern an. Sauenhalter machen je Ferkel zwischen 20 und 30 Euro minus: Mittelgroße Betriebe mit 200 Sauen und 4.000 Ferkel im Jahr kommen so auf 100.000 Euro Verlust.

Betriebe mit unterschiedlicher Entwicklung
Die Ackerbaubetriebe haben deutlich höhere Unternehmensergebnisse einfahren können, als Veredlungsbetriebe. Unverändert drehen steigende Produktionskosten, wie Diesel, Futter-, Dünge- und Pflanzenschutzmittel an der Kostenschraube. Rund 15.000 der verbliebenen 350.000 Betriebe geben jährlich auf. Das betrifft vor allem den Südwesten Deutschlands, wo durch Realteilung in der Erbfolge die Betriebe kleiner werden. Wenn dann wie in Baden-Württemberg noch bedeutende Agrarumweltprogramme entfallen, rutschen die Betriebe in der Einkommenstabelle ganz nach hinten.
Im Durchschnitt ist die Einkommensentwicklung der Bauern jedoch erfreulich wie schon lange nicht mehr. Der Gewinn je Arbeitskraft stieg um 2.800 Euro, das Brutto-Monatseinkommen als Gewinn je Familien-Arbeitskraft ist von 1.900 auf 2.110 Euro gestiegen.

Einkommen Landwirtschaft

„Eine goldene Nase“ verdienen sich die Bauern dennoch nicht. Zum gewerblichen Vergleichslohn fehlen im Durchschnitt immer noch acht Prozent und die Bauern müssen von ihrem Geld jährlich etwa 6.000 Euro landwirtschaftliche Sozialversicherungsbeiträge bezahlen. Investitionen müssen aus dem Restbetrag finanziert werden.

Bauern haben mehr Auswahl
Waren in den 1980er Jahren Holzhackschnitzelheizungen noch etwas für Exoten, wirtschafteten Ökobauern am liebsten in der Direktvermarktung, so haben die Bauern heute die Wahl: Sollen auf den Äckern Energiepflanzen wachsen, soll der Betriebe auf ökologische Landwirtschaft umgestellt werden oder geht die Investition in den konventionellen Bereich? Der Ökolandbau ist aus seiner einstigen Nische bei höheren Gewinnen je Arbeitskraft und Betrieb sowie steigender Nachfrage durch die Verbraucher längst zu einer wirtschaftlichen Alternative in der Betriebsausrichtung geworden. Der rasant wachsende Markt regenerativen Energien, dem der Situationsbericht 2008 einen deutlich höheren Anteil als im Vorjahr widmet, füllt schon länger eher den Fermenter als den Futtertrog.
Die Bauern wird es freuen, dass die starke Nachfrage nach Agrarprodukten jeglicher Couleur die Rohstoffe verknappt und teurer macht. Aber, so Sonnleitner, die Lebensmittel sind nicht so teuer, dass sie das Budget der Verbraucher überforderten. Auch wenn die Nahrungsmittelpreise weltweit im Aufwind sind, so sei das Niveau lediglich um den Inflationsanteil mitgewachsen. Deutschland liegt im EU15-Vergleich knapp unter dem Durchschnitt. Die „gefühlte Teuerungsrate“ sei höher als die tatsächliche, so Sonnleitner.

Klima, China und Health Check
Dem traditionellen Kapitel „Landwirtschaft und Umwelt“ folgt im aktuellen Situationsbericht das neue Zeitgeist-Kapitel „Landwirtschaft und Klimawandel“. Allerdings finden tagesaktuelle Beobachter neben der guten und knappen Zusammenfassung des Meseberger Energie- und Klimaprogramms der Bundesregierung keine neuen Erkenntnisse. Außer derjenigen vielleicht, dass die Landwirtschaft entgegen der Intensität der Diskussion nicht den Königsweg bei der Emissionseinsparung bietet. Als Verursacher trägt sie nach Angaben des World Resources Institute (WIR) aus dem Jahr 2000 weltweit einen Anteil von 13,5 Prozent der Emissionen der Kyoto-Treibhausgase bei. Als Kohlendioxidsenke bleibt sie unbestritten der einzige Wirtschaftssektor, dem das gelingen kann.

Die Kuh und das Methan
Milchkühe produzieren täglich zwischen 200 und 400 Gramm Methan im Pansen. 70 Prozent des klimarelevanten Gases zählen zum Erhaltungsumsatz, werden also unabhängig von Futter und Leistung produziert. Daher sind die Unterschiede zwischen der den Kühen nicht so groß. Bei einer Tagesleistung von 10 Liter Milch beträgt die Methanemission bis zu 40 Gramm je Liter. Bei einer Milchleistung von 30 Liter je Tag werden nur 15 Gramm Methan je Liter Milch freigesetzt.
Situationsbericht 2008

Für das Länderthema steht in diesem Jahr China im Mittelpunkt. Mit dem Ziel, nicht unter 120 Millionen Hektar Ackerfläche zu fallen, will die Regierung sich von Importen weitgehend unabhängig halten.
Da für 2008 die EU ihren Health Check zur Überprüfung der Agrarreform von 2003 durchführen wird, wurden die Ziele der EU und Positionen des DBV dargelegt. Auf der Pressekonferenz lehnte Sonnleitner Degression und erhöhte Modulation erneut kategorisch ab.

Lesestoff:
Der Situationsbericht des DBV kann online unter www.situationsbericht.de eingesehen werden.

Roland Krieg; Grafik: DBV

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