Ausblick auf die Schweinepreise
Landwirtschaft
Das Glücksschwein in den aktuellen Preisen
Vorbei das Tief der Schweinehalter. Mit der Unsicherheit über die künftigen Tierzahlen, der Bau- und Emissionsgenehmigungen müssen die deutschen Schweinehalter noch immer schwere Unsicherheiten wälzen – aber bei den Preisen geht es bergauf. Mit 60 Euro je Ferkel müssen Mäster in der 13. Kalenderwoche wieder zwei Drittel des Vorjahrespreises bezahlen und die Schlachtpreise halten sich bei 1,50 Euro je Kilogramm Schlachtgewicht. Nicht nur in Europa, auch die USA verzeichnen anhaltend steigende Preise, während die Kurse in China abstürzen. Warum das so ist, beschreibt Herausgeber John Stark zum Quartalswechsel auf dem Marktportal porkinfo.com
USA
Die Märzpreise liegen höher als in den drei Jahren davor. Das zeichnete sich bereits Ende 2020 ab. Die Gründe dafür liegen in Europa, wo die Zahl der Schweine und die Schlachtmöglichkeiten durch die Pandemie begrenzt waren. Das konnte in den USA aber niemand vorhersehen und kann nur für einen Begleiteffekt herhalten. Der Zensus in den USA zeigte diesen März, dass die Zahl der Zuchtsauen und marktreifen Ferkeln gegenüber 2020 um jeweils fast zwei Prozent zurückgegangen sind. Die niedrigen Preise im letzten Halbjahr 2020 haben zur Verringerung des Schweinebestandes geführt. Zudem konnten sich noch die Marktpessimisten in den USA durchsetzen. Das hat sich gedreht.
Europa
Der Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest in Deutschland hat Kreise bis in die Nachbarländer Niederlande und Dänemark gezogen und die Preise im zweiten Halbjahr 2020 abstürzen lassen. Der Rückgang der Zuchtsauen in diesen Ländern hat zur Stabilisierung der Schweinepreise geführt. Neben dem geringeren Angebot haben Lockerungen vom Lockdown offenbar auch die Nachfrage stimuliert und die kleine Hausse gestützt, schreibt Stark. Wie es mit dem Lockdown in den verschiedenen EU-Ländern weitergeht, bleibt offen.
China
Nach dem Zusammenbruch des Schweinemarktes in China, wo die Afrikanische Schweinepest (ASP) rund 40 Prozent der nationalen Herde verkleinert hat, sei es durchaus schwer, den Erholungspfad mit chinesischen Zahlen allein zu bestimmen. Die Regierung in Peking spreche von 90 Prozent Wiederbestockung, die Zahlen der Keulungen im Rahmen der ASP sind aber ebenfalls sehr hoch. Zudem scheint das Virus mutiert zu sein. China hat einen neuen Future für Schweinefleisch eingeführt, der für Stark mehr die Spielfreude der Chinesen bedient als die Akkuratesse der Marktentwicklung. Die Schlachtzahlen sind zuletzt gestiegen, aber die Preistendenzen sind kurzfristig sehr unterschiedlich. Unsicher ist, wie viele Fleischmengen aus den Tiefkühllagern über den Handel in die privaten Haushalte gelangen. Und wie viel importiertes Schweinefleisch wurde in den Handel gespeist oder in die Lager gelegt?
Die Chinesen sind beim Aufbau des Schweinebestandes an wertvollen Zuchtsauen interessiert. Am 20 März hat der kanadische Züchter „Genesus“ Zuchttiere der Rassen Yorkshire, Landrasse und Duroc vom Internationalen Flughafen Chicago nach Chengdu geflogen. Genesus hält verschiedene Nucleusherden in den Kanada, Großbritannien und den USA, die für den Export nach China zertifiziert sind.
Perspektive 2021
Für John Stark gibt es keine Anzeichen, dass sich die aktuellen Preistrends in der zweiten Jahreshälfte abschwächen. Auch wenn die Chinesen ihren Schweinebestand vergrößern können, sollten sie das Niveau von 2019/20 nicht erreichen. Das hingegen führe zu steigenden Margen bei US- und europäischen Schweinehaltern. Die wirkliche Entwicklung werde von zwei Viren bestimmt: Der ASP und von SARS-CoV-2 und seinen Mutationen.
… und Russland
Es gibt einen neuen Mitspieler, der seine Wucht noch nicht so richtig entfaltet hat. Russland hat in der Schweinefleischerzeugung Brasilien überholt und steht jetzt nach Angaben der russischen Staatsbank Gazprombank auf Platz Nummer fünf in der Weltrangliste. Im vergangenen Jahr hat Russland 4,27 Millionen Tonnen Schlachtgewicht erzeugt, was knapp einem Plus von zehn Prozent gegenüber 2019 ist. Das meiste bleibt im eigenen Land. Aber Moskau hat im letzten Jahr seinen Export an Schweinefleisch gegenüber 2019 auf 200.000 Tonnen verdoppelt. Beispiel Hongkong: Da gingen 2019 noch 30.000 Tonnen hin, im vergangenen Jahr waren es bereits 50.000 Tonnen. Nach Vietnam stiegen die Exporte sogar von 11.300 auf 60.000 Tonnen.
Schweinefleisch geht mittlerweile in mehr als 20 Länder und die Marktexperten erwarten, dass Russland seine Exporte weiter diversifiziert. Ziel ist nicht mehr der zentralasiatische, sondern Asiatisch-Pazifische Raum. Dort trifft russisches auf deutsches Schweinefleisch.
Die Russen sind auch an einer hohen Wertsteigerung interessiert und verkaufen rund ein Drittel mehr Wurstprodukte als in den vergangenen Jahren. Der Wurstfabrikant Cherkizovo (300.000 Tonnen Jahresproduktion) rechnet mit einer Exportfreigabe der Chinesen.
Russische Schweinehalter sind bei Leistungstieren nicht mehr nur auf Importe aus Dänemark angewiesen. Die russische „Otrada-Gruppe“ hat Ende 2020 mit den dänischen Züchtern von PIC ein Exklusiv-Abkommen für die Erzeugung dänischer Genetik in Russland, Kasachstan, Georgien und Armenien abgeschlossen.
Roland Krieg
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