Ausblick der finnischen Forstwirtschaft
Landwirtschaft
Mehr Ausfuhr bei sinkenden Preisen
Finnland ist das Land der Wälder. Vom Süden bis zum Norden bedecken Bäume das Land, wenn auch mit abnehmender Höhe. Der finnische Forst besteht aus rund 30 verschiedenen Baumarten. Die meisten werfen im Herbst ihr Laub ab. Nur vier sind Koniferen, wie die Föhre, die Gemeine Fichte, der Wacholder und die Eibe. Vor allem die beiden letzten wachsen nach Norden hin nur noch als Buschvegetation. Die bedeutendsten finnischen Wirtschaftsbäume sind Föhre, Fichte sowie die beiden Birkenarten Moor-Birke und Sandbirke.
Der finnische Wald wächst. Der Zuwachs liegt nach Einschlag und natürlichen Verlusten bei mehr als 20 Millionen Kubikmeter im Jahr. Derzeit werden zwischen 60 und 65 Millionen Kubikmter Holz geschlagen. Nach Einschätzung des Instituts für nationale Ressourcen sind in den nächsten Dekaden etwas mehr als 80 Millionen Kubikmeter Holzeinschlag nachhaltig.

Schnittholz-Rekorde
Für das neue Wirtschaftsjahr wird mit Ausnahme der Papiernutzung eine deutliche Erhöhung des Einschlags und Exports gegenüber den vergangenen Jahren zu verzeichnen sein. Doch wegen der internationalen Konkurrenz bleiben die Preise schwach, schätzt das Institut in seinem Wirtschaftsausblick 2017/2018. Der wichtigste Exportmarkt für Schnittholz in diesem Kalenderjahr ist China geworden. Die sinkenden Preise setzen allerdings die Sägeindustrie unter Druck. „Die Exporte finnischen Schnittholzes werden bis Ende 2017 den Rekorwert von neun Millionen Kubikmeter erreichen“, prognostiziert Antti Mutanen vom Ressourceninstitut. Im nächsten Jahr werde der Export weiter wachsen. Dazu gehört auch als Treiber die Wiedererstarkung des europäischen Bauwesens. Die industrielle Nutzung von Holz verlangt mehr Sperrholz.
Nach einer Delle im letzten Jahr regeneriert sich der Export von Zellstoff und wird im Volumen steigen. Dann wird der Preis für Zellstoff, unter dem aktuell die europäische Zellstoffindustrie leidet, wieder sinken [1].
Verpackung läuft
Die Finnen bauen gerade ihre Verarbeitungskapazitäten für Kartons und Pappe aus. Dazu werden unter anderem Maschinen für die Zellstoffproduktion auf die Produktion von Kartonage umgestellt. Weltweit steigt der Bedarf an Verpackungen und damit an Holzrohstoff. Das größere Exportvolumen werde die Preise schwächen.
Dagegen verzeichnet das Institut weltweit einen sinkenden Papierbedarf für Druckerzeugnisse. Die Firmen können die Verluste aus der Papierherstellung mit der für Zellstoff und Kartonagen aber ausgleichen.
Einschlag steigt
In diesem Jahr werden 63,6 Millionen Kubikmeter Holz in Finnland eingeschlagen. Im nächsten Jahr werden 65 Millionen Kubikmeter erwartet. Entsprechend soll der Importbedarf an Rundhölzern zurückgehen. Im nicht-industriellen Privatwald werden in diesem Jahr 1,9 Milliarden Euro erwirtschaftet. Pro Hektar steigt der Gewinn von 126 auf 129 Euro im nächsten Jahr.
Es könnte noch mehr sein. Als Hemmnis für mehr Investitionen in die nachhaltige Forstwirtschaft gelten niedrige Erdölpreise, niedrige Emissionskosten und Unsicherheiten in der Politik über erneuerbare Energien.
Das Institut in Helsinki (Luke) hat dazu eine Strategie für die Boreale Grüne Bioökonomie aufgelegt.
Lesestoff:
https://www.luke.fi/en/research/
[1] Seit Jahresbeginn hat sich Zellstoff um 20 bis 25 Prozent verteuert, während der Handel für Toilettenpapier, Küchenrollen und Taschentücher niedrige Einkaufspreise durchgesetzt hat. Lediglich Drogeriemärkte haben gegenüber der Industrie ihre Preise stabil gehalten, vermeldete die Lebensmittelzeitung Mitte Oktober. Wegen der angespannten Lage hat der britische Tissue-Hersteller Accrol Group sogar eine Gewinnwarnung herausgegeben. Die Industrie hat derzeit keine Möglichkeit, im Handel höhere Preise durchzusetzen.
Roland Krieg; Foto: roRo; Grafik: Natural Resources Institute Finland