Baden ohne Reue
Landwirtschaft
Vogelgrippe: Strandreinigung und Markerimpfstoff
Rechtzeitig vor der Sommersaison hat das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) Entwarnung für die Strände gegeben. Gerade auf Rügen haben die Vogelgrippe-Fälle dem Tourismus erheblichen Schaden zugefügt, weil sich die Menschen nicht mehr dorthin trauten.
Schließlich ist es bekannt, dass Viren auch über Wasser aufgenommen werden und zu Erkrankungen führen können. Allerdings sind das Adeno-, Astro-, Calici-, Entero-, Hepatitis-A- und E-, Rota- und Orthoreoviren, die eine hohe Resistenz gegenüber Umwelteinflüssen und Desinfektionsmitteln haben. Influenzaviren hingegen reagieren eher sensibel auf die Umwelt.
Auf Rügen standen Wasservögel im Blickpunkt und bilden für Influenza-A-Viren aller Subtypen ein Reservoir im Intestinaltrakt. Daher werden durchaus hohe Virenkonzentrationen über den Kot ausgeschieden und können aus dem Wasser isoliert werden. „In der Regel handelt es sich dabei jedoch um niedrig pathogene Viren, die auch für Hausgeflügel zunächst ungefährlich sind“, so das BfR. Bei kühlen Temperaturen kann das Virus drei Monate lang überleben. Im Wasser bis zu vier Tage bei 22° C. Ein Gramm kontaminierter Stalldung enthält ausreichend Virus, um theoretisch eine Million Vögel infizieren zu können, berechnete das BfR.
Es bleibt aber nach gegenwärtigem Stand der Kenntnis dabei, dass eine erfolgreiche Infektion des Menschen nur durch den direkten Kontakt mit erkranktem und infiziertem Geflügel entsteht. Sonst ist der Infektionsdruck nicht hoch genug.
Virus am Strand?
So können also auch die deutschen Nord- und Ostseestrände mit dem Virus belastet sein. Genauso aber wie Bodden und Seen. Es stellte sich die Frage, ob kontaminierte Strände gereinigt und desinfiziert werden müssten, um der Bevölkerung ein sicheres Baden und Sonnen zu gewährleisten. Desinfektionen sind aber nur für kleinflächige Anwendungen geeignet, grenzt das BfR ein. „Eine Reinigung und Desinfektion müsste zudem regelmäßig wiederholt werden, da eine Rekontamination durch infizierte Wildvögel erfolgen würde.“ Menschen würden außerdem die desinfizierten Strände auch meiden, um mit den Reinigungsmitteln Formalin und Peressigsäure nicht in Kontakt zu kommen. So hält das Institut das „Risiko für den Menschen, sich in Badegewässern oder beim Sonnebaden an deren Ufern zu infizieren ... für unwahrscheinlich.“
Feldversuch für Markerimpfstoff im nächsten Jahr
Das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) lehnt den Einsatz existierender Impfstoffe nach wie vor ab. Vor allem sind die Tiere nicht mehr zu unterscheiden von ihren nicht-geimpften Partnern. Geimpfte Tiere können den Virus in sich tragen und trotzdem weitergeben, weswegen gerade der Handel solchen Lösungen kritisch gegenüber steht. Zudem mehren sich die Stimmen, die eine Impfung fordern, um das Keulen ganzer Geflügelbestände zu beenden. Wenn ein Sperrbezirk festgelegt wird, werden alle, auch die gesunden Tiere getötet.
Präsident des FLI, Prof. Thomas Mettenleiter, hat jetzt in einem Expertengespräch mit dem Deutschen Bauernverband (DBV) angekündigt, dass noch in diesem Jahr eine Auswertung der Impfstoffe vorgenommen werden soll. Im nächsten Jahr gibt es einen Feldversuch mit einem Markerimpfstoff, bei dem dann zwischen geimpften und infizierten Tieren unterschieden werden kann. Die formale Zulassung des Mittels wird aber danach noch mehrere Jahre dauern, heißt es. „Es sei aber nicht daran gedacht, den neuen Impfstoff statt der Aufstallung in Risikogebieten einzusetzen“, teilte der DBV mit. Die Impfung stelle ein Instrument im Kampf gegen die Geflügelpest dar, um im Fall eines Seuchenausbruchs unterstützend zu den notwendigen Keulungen infizierter Bestände die weitere Verbreitung zu verhindern.
roRo