Bauern zahlen zu viel
Landwirtschaft
Rukwied blickt gemäßigt auf hohe Inputkosten
Landwirtschaft im Wettbewerb. Das ist unter anderem das Verhältnis zwischen Inputkosten und Erzeugererlöse. Derzeit liegt der Bauer gepresst zwischen den Sandwichscheiben, wie noch nie. Jahrelang beklagt der Deutsche Bauernverband (DBV) den Preisdruck des Lebensmittelhandels. Der kontert mittlerweile und verweist auf die deutlich gesunkenen Erzeugerpreise, die er den Kunden nicht vorenthalten kann [1]. Reflexartig verweist die Branche auf die hohe Marktkonzentration und die daraus resultierende Marktmacht.
EU-Agrarkommissar Phil Hogan hat vor kurzem das zweite Auge aufgemacht und klagte in Irland über die hohen Inputpreise für die Bauern. Trotz deutlich gesunkener Erdölpreise geben die energieintensiven Düngemittelhersteller und der Handel die eingesparten Gelder nicht an die Bauern weiter. Im Gegenteil: Die Preise für Düngemittel sind um sieben Prozent gestiegen [2].
Das ist auch in Deutschland der Fall:

2013 lag der Jahresdurchschnittspreis für ein Barrel Rohöl bei über 100 US-Dollar. Im Jahresverlauf 2014 hat die Marke Brent um mehr als 40 Prozent eingebüßt und setzt den Tiefflug seit Sommer 2014 im aktuellen Jahresverlauf mit einer aktuellen Preissenkung von 60 auf 48 US-Dollar je Barrel weiter fort. Die Weltbank geht von einem anhaltenden Tief für das Jahr 2015 aus.
Die Herstellung von Düngemitteln ist energieintensiv. Betont werden muss, dass heute der Energieertrag von einem Hektar Weizen höher ist, als die dafür eingesetzte Energiemenge. Es geht hier also nicht um eine Energiebilanz: Für die Weizenproduktion entfällt die Hälfte der eingesetzten Energie auf Produktion, Transport und Herstellung von Stickstoffdüngemitteln. Das Haber-Bosch-Verfahren für die Herstellung von mineralischem Stickstoff wurde in den letzten Jahrzehnten auf das maximale Minimum ausgereizt. Trotzdem sind Produktion und Transport von Düngemittel preislich an den Einsatz von Rohöl gebunden. Dessen Preis fällt dramatisch.
Dennoch sind die aktuellen Düngemittelpreise mindestens gleich hoch oder gegenüber dem Vorjahresniveau deutlich gestiegen. Wer kassiert die frei gewordenen Preiseffekte, die offenbar dem Bauern vorenthalten werden?
Bauernpräsident Joachim Rukwied gibt sich gegenüber Herd-und-Hof.de gemäßigt. Rukwied möchte ausdrücklich zwischen Düngemittelhersteller und Landhandel Unterschiede machen. Er gibt zu, dass es im Bereich der Düngemittelhersteller zu Marktkonzentrationen gekommen ist und der DBV auch in diese Richtung Kritik äußert. Die aber ist wesentlich leiser.
Außerdem enstünden die Düngemittelpreise unter anderem aus dem Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage, fährt Rukwied fort. Im Gegensatz zur abnehmenden Seite gebe es bei Düngemitteln keinen Angebotsüberhang.
In der Antwort an Herd-und-Hof.de sagt Rukwied also: Die Bauern leiden auch unter der Marktkonzentration in den vorgelagerten Stufen und es gibt eine Überproduktion, die von der abnehmenden Seite auf die Bauern drückt. Für die daraus zu ziehenden Schlüsse ist der DBV verantwortlich.
Lesestoff:
[1] Handel begründet Preissenkungen
[2] Verbraucher und Bauern zahlen zu viel
Roland Krieg
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