Baumwollzüchtung bei den Pharaonen

Landwirtschaft

Alte Ägypter selektierten Baumwolle auf Klimaanpassung

Mit 1.600 Jahre altem Baumwollsamen vom Nilufer haben Wissenschaftler von der englischen Universität Warwick Rückschlüsse auf die antiken Baumwollzucht zur Zeit der alten Ägypter gewonnen und einige Überraschungen zu Tage befördert.

Lokale Sorten dem Klima angepasst

Die große Herausforderung der heutigen Landwirtschaft besteht in der Suche nach Kulturpflanzen, die im Klimawandel mit mehr Trockenheit, Überflutungen und höherer Lichteinstrahlung auskommen können. Was Bauern und Züchter auf dem Feld und in den Laboren machen hat Tradition, denn schon die Nilbauern haben zur Zeit der Pharaonen die Baumwollpflanzen ausgewählt, die mit dem Klima am besten zurechtkommen.
Dr. Robert Allaby
ist dem antiken Saatgut von Qasr Ibrim am oberen Nil mit einer DNS-Analyse auf die genetische Spur gekommen und hat Vergleiche zu indischer und lateinamerikanischer Baumwolle gezogen. Das Saatgut stammt aus einer Region, die sich rund 40 Kilometer südlich von Abu Simbel und 70 Kiometer nördlich des heutigen Sudans befindet.
Die erste Frage, die Dr. Allaby beantworten konnte, war die nach der Herkunft der Baumwolle. Lange war den Archäologen nicht klar, ob die Ägypter die afrikanische Baumwolle Gossypium herbaceum oder die indische Baumwolle Gossypium arboreum nutzten. Die DNS-Analyse brachte Klarheit und zeigte die genetische Nähe zur afrikanischen Baumwolle. Die Textilindustrie am alten Nil basierte also auf lokale Sorten.
Damit nicht genug. Die latenamerikanische Baumwolle G. barbadense steht der afrikanischen Sorte genetisch sehr nahe.Dr. Allaby hat sich daraufhin Sorten aus Peru und Brasilien angeschaut, die zwischen 800 und 4.000 Jahren alt sind. Erstaunlicherweise sind diese gar nicht so unterschiedlich, obwohl sie 3.000 Jahre Zeit hatten sich bei einer Entfernung von 2.000 Kilometern ordentlich auseinander zu entwickeln.
Demgegenüber weist die ägyptische Baumwolle zwischen ihrer alten und modernen Form signifikante Unterschiede auf, die nur aus einer Bearbeitung heraus entstanden sein können. Die Unterschiede sind durch punktuelle Veränderungen zu erklären, so Allaby und entwerfen ein modernes Bild antiker Landwirtschaft zu Zeiten der Pharaonen. Die Baumwolle von Qasr Ibrim musste sich beispielsweise an knappe Wasserressourcen anpassen und wurde von den Bauern gezielt selektiert und bearbeitet.
Die Baumwolle zeigt nach dem Archäbiologen Allaby, wie domestizierte Kulturen weiter entwickelt werden, wenn sich klimatische Veränderungen ergeben. In langer Tradition.

Lesestoff:

Robin Allaby et al, The study Archaeogenomic evidence of punctuated genome evolution in Gossypium, which was funded by NERC, is published in the journal Molecular Biology and Evolution, The DOI for this paper is 10.1093/molbev/mss070

Roland Krieg; Foto: roRo (Archiv)

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