Bayerischer Streuobstpakt

Landwirtschaft

Streuobst wird jetzt auch in Bayern ernst genommen

Streuobstwiesen sind Grünland mit Hochstämmen an verschiedenem Obst, aus dem Säfte, Konfitüren, Obstbrände und Essig gemacht wird. Sie sind aufwendig zu pflegen und das Obst aufwendig zu pflücken. Moderne Obstplantagen haben den Landschaftsbildnern den Rang abgelaufen, haben aber zuletzt bei den Verbrauchern wieder an Aufmerksamkeit gewonnen. Europas meiste Streuobstweisen liegen in Baden-Württemberg. Rund 100.000 Hektar sollen es sein. Dennoch sind die Grundstücke und die Bäume in schlechtem Zustand. Neben den Kulturproblemen gab es auch in Baden-Württemberg Vermarktungsdefizite. Seit 2014 steuert das Land entgegen, fördert Baumschnitt, neue Anpflanzungen und die Vermarktung [1]. Das Streuobstportal ist noch heute aktiv und verweist auf viele neue Veranstaltungen und hält ein Preisbarometer für Mostobst bereit [2].

So weit ist der benachbarte Freistaat Bayern noch nicht, hat aber am Montag einen Streuobstpakt für die ganze Generation abgeschlossen, wie Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber sagte. Unter Federführung des früheren Landtagspräsidenten Alois Glück hat sich nach dem Volksbegehren zur Bienenrettung eine Lücke geschlossen, die zuletzt Politik und Umweltverbände entzweite.

Die bayerischen Streuobstbäume leiden unter den gleichen Problemen wie die im Nachbarland Baden-Württemberg. Geschützt sind nur die Anlagen, die mindestens 2.500 Quadratmeter groß sind, wo die Bäume mindestens im Abstand von zehn Metern stehen und dreiviertel der Bäume mindestens 1,80 Meter Kronenansatz haben. Daraufhin haben der Bund Naturschutz und der Landesbund für Vogelschutz Klage beim Bayerischen Verfassungsgerichtshof eingelegt. Seit gestern ruht sie für die Zeit, solange Streuobstbäume wachsen.

In einer Pressekonferenz der Staatskanzlei hat der Freistaat den Aufbau der fünf bis sechs Millionen Streuobstbäume um eine weitere Million bis 2035 angekündigt. Bayern greift dafür tief in die Taschen. 600 Millionen Euro stehen für den Erhalt der traditionellen und ökologisch wichtigen Bäume zur Verfügung. Zudem wird ein Vermarktungskonzept erstellt, das die zahlreichen Produkte an die Kunden bringt. Das Geld kommt von der EU, vom Bund und dem Freistaat.

In Bayern sind die Streuobstflächen seit den 1960er Jahren um 70 Prozent zurückgegangen. Sie wurden zuletzt wenig gepflegt und weisen überalterte Bäume auf. Dabei gelten sie mit einem Umsatz von 50 Millionen Euro im Jahr auch als Wirtschaftsfaktor, sind ein kulturelles Erbe und wichtig für den Artenschutz.

Zum Start des Streuobstpaktes haben die Akteure im Hofgarten eine Süßkirsche als typischen Streuobstbaum gepflanzt.

Lesestoff:

[1] Streuobstförderung in BW: https://herd-und-hof.de/landwirtschaft-/streuobstfoerderung-in-bw.html

[2] https://streuobst.landwirtschaft-bw.de

Roland Krieg

© Herd-und-Hof.de Nutzungswünsche: https://herd-und-hof.de/impressum.html

Zurück