Bayerisches Dammgemüse

Landwirtschaft

„Hügellandschaften“ in der niederbayrischen Donauebene

Der Boden ist das wichtigste, unersetzbare Kapital des Biobauern. Er ist die Grundlage eines komplexen Kreislaufsystems, der gesunde Pflanzen hervorbringt zur Ernährung der Menschen und Tiere. Gegenüber nachfolgenden Generationen besteht die Verpflichtung, den Boden nachhaltig zu pflegen. Biolandwirte schützen den Boden vor Verschmutzung, Auslaugung, Verdichtung, Versiegelung und Erosion. Zudem fördern Biobauern die Humusbildung und das Bodenleben.

Neue Verfahren ausprobieren
In diesem Sinne sind Biobauern gefordert, individuelle und an den jeweiligen Standort angepasste Lösungen für ihren Betrieb zu finden. Ein Bio-Pionier, der dabei neue Richtungen eingeschlagen und unorthodox anmutende Verfahren entwickelt hat, ist Martin Wiethaler. Der Bioland-Bauer kultiviert Gemüse in der Nähe von Straubing. Dort ist es eigentlich ziemlich eben. Aber auf seinen Feldern erheben sich lang gezogene Dämme, die er mit Mangold, Topinambur oder Getreide bepflanzt. Das wirkt auf den ersten Blick befremdlich. Martin Wiethaler allerdings löst mit seiner Dammkultur viele Probleme, die die herkömmliche Bodenbearbeitung mit sich bringt. Verdichteter Boden und Staunässe sind jetzt bei ihm passé.

Betriebsspiegel
Lage: Stallwang (bayr. Wald), Hauptanbauflächen bei Straubing
Fläche: 120 ha (alles Pacht): 75 ha Gemüse, 45 ha Getreide und Gründüngung
Hauptkulturen: Kartoffeln, Buschbohnen, Kürbis, Mangold, Spitzkraut, Topinambur, Zucchini
Arbeitskräfte: 3 Festarbeitskräfte und bis zu 25 Saison-Arbeitskräfte

Lange schon sucht man nach Anbausystemen, die die Bodeneigenschaften optimal fördern. Martin Wiehtaler wartet nicht bis die Wissenschaft neue Strategien untersucht, bewertet und empfiehlt. Er beobachtet, experimentiert auf dem Acker und schweißt in seiner Werkstatt zusammen, was der Alltag auf seinen Felder fordert. Der Tüftler entwickelte in Anlehnung an das sogenannte Turielverfahren eine Maschine, die aus seinen Gemüsefeldern kleine Hügellandschaften formt. Das Prinzip ist verhältnismäßig simpel: Haken lockern den Boden und ein Häufelelement formt die Erde zu 30 cm hohen Dämmen. Somit lockert und wendet er den Boden ohne dass eine verdichtete Bodenschicht, eine „Sohle“ entsteht.

Keine Staunässe mehr
„Seitdem ich mit meiner Maschine arbeite, sind Flächen mit stehendem Wasser nach Starkniederschlägen aus dem Betriebsbild verschwunden“, berichtet Martin Wiethaler nicht ohne Stolz. Das liegt an der vergrößerten Bodenoberfläche durch die Dämme, an deren lockerer Struktur und daran, dass er die Erde zwischen den Dämmen zusätzlich mit einem Zinken auflockert. Martin Wiethaler ist überzeugt: „Wassermanagement fängt bei der Infiltrationsfähigkeit des Bodens an.“ Und die hat er durch seine Anbautechnik auf seinen Ackerstandorten deutlich verbessert.
Sein Erfindungsreichtum bringt ihm weitere Vorteile. Denn mit seinem Gerät ist er ‚schlagkräftig’. Bei guten Bedingungen bearbeitet er vier Hektar in der Stunde. Außerdem kann er mehrere Werkzeugebenen am Geräterahmen anbringen und gleichzeitig mit Kettenwalze, Schälschare und Säaggregat unterwegs sein – noch dazu mit geringem Dieselverbrauch.

Mikroorganismen gezielt füttern
Außerdem finden Mikroorganismen in den luftigen Dämmen ausgezeichnete Bedingungen vor. Mit seiner konsequenten Gründüngung „füttert“ der Bioland-Gärtner die Mikroorganismen im Boden so gut, dass diese nicht den wertvollen Humus auffressen, sondern das Düngematerial aufschließen und sein Gemüse optimal mit Nährstoffen versorgen. Wiethaler düngt deshalb bewusst mit Pflanzen und Pflanzenresten. Deshalb sät er zum Beispiel im Spätsommer Wickroggen auf seinen Feldern aus. Die Pflanzen bauen wertvollen Humus auf, düngen, indem sie sich Stickstoff aus der Luft sammeln und verhindern außerdem die Erosion. Darüber hinaus versorgt er den Boden mit Nährstoffen indem er Grünschnittkompost aus grobem und wenig zersetztem Material ausbringt. Die Bodenstruktur von Wiethalers Feldern ist perfekt und der gute Ernährungszustand seiner Kulturen gibt ihm Recht.
Wissenschaft und Forschung sind nun gefragt. Lässt sich dieses hochinteressante Anbauverfahren theoretisch unterfüttern, hat es Zukunft und ist es eine tragfähige Strategie im Biolandbau – für mehr als einen Biopionier aus Niederbayern?

Lesestoff:
Den Betrieb können Sie virtuell besuchen – und auch einen Abstecher nach Afrika machen: www.biogemuesebau.de

Bioland / roRo Foto: Bioland

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