Bayern baut die Landwirtschaftsämter um

Landwirtschaft

Landwirtschaft in die Gesellschaft bringen

Das bayerische Volksbegehren „Rettet die Bienen“ war ein Schock. Ausgerechnet die kleinstrukturierte Landwirtschaft in Bayern, das Vorzeigemodell kleinbäuerlicher Landwirtschaft, mit rund 90.000 Landwirten stand am Ende einem Bürgerentscheid von 1,5 Millionen Bayern gegenüber, die neue Ziele in den Vordergrund  rückten. Überall stellt sich die Frage, wie die Landwirtschaft wieder näher an die Bevölkerung gelangt. Mit Tagen der offenen Tür und Posteraktionen wird das nicht gelingen. Der Freistaat Bayern geht jetzt ans Eingemachte und verändert die Strukturen seiner Landwirtschaftsämter. Aber nicht nur wegen der Gesellschaft, sondern auch, weil die Anforderungen an Umwelt- und Klimabedingungen für die Bauern immer größer werden.

Antworten gesucht

„Um sie in die Mitte der Gesellschaft zu rücken, müssen Landwirtschaft und Verwaltung Antworten zu gesellschaftlichen Handlungsfeldern wie Biodiversität und Klimawandel, Artenvielfalt und Tierwohl geben.“ So heißt es aus dem Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (StMELF) in München.  

Zum 01. Juli 2021 werden die Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (ÄELF) umgebaut. Auch, weil immer neue Gesetzesanforderungen wie die Düngeverordnung und der Gewässerschutz neue gesetzliche Vorgaben aufstellen, für die Landwirte Antworten über die Berater brauchen. Neben neuen Aufgaben auf den Feldern, stehen Landwirte vor neuen Entscheidungen, wie sie ihre Betriebe diversifizieren müssen, auch die Verwaltung steht mit der Digitalisierung vor neuen Aufgaben.

Der Umbau wird an der Zahl der ÄELF nichts ändern. Die Dienste stehen weiterhin den Landwirten flächendeckend zur Verfügung. Aber die sieben ÄELF mit einem überregionalen Fachzentrum Pflanzenbau werden umstrukturiert

Beispiel AELF Augsburg

Was das am Beispiel AELF Augsburg bedeutet, hat das StMELF gegenüber Herd-und-Hof.de ausführlich dokumentiert: Die Kontrollaufgaben des bisherigen Fachzentrums Pflanzenbau  mit Anwendungskontrollen, Düngemittel- und Pflanzenschutzmittelverkehrskontrollen, werden in einem neuen Sachgebiet des so genannten Prüfdienstes unter dem Begriff „Fachrechtskontrollen“ zusammengefasst. Die Vorgaben gelten für alle bisherigen Fachzentren L3.1 „Pflanzenbau“ und L3.1 VZ „Versuchswesen“.

Die bisher im Fachzentrum L3.1 wahrgenommene fachliche Betreuung der Fachberater des LKP (Landeskuratoriums für Pflanzliche Erzeugung) und der Erzeugerringe, die Betreuung der regionalen Organisationen und Verbände einschließlich der Ökoverbände sowie die Bearbeitung von Spezialfragen ist künftig Aufgabe der Sachgebiete L2.3 P. Diese sind an den ÄELF Rosenheim, Deggendorf-Straubing, Regensburg-Schwandorf, Bayreuth-Münchberg, Ansbach, Würzburg und Augsburg angesiedelt. Mit Ausnahme von Oberbayern-West und Schwaben werden künftig die überregionalen Sachgebiete L2.3 P innerhalb der Regierungsbezirksgrenzen tätig.

Das Ziel

Die ÄELF bekommen mit den Begriffen Einheitlichkeit, Sichtbarkeit und Wirksamkeit ein neues Ziel mit deutlicher Trennung der Aufgaben bilden, beraten, fördern, prüfen/kontrollieren, informieren und strukturieren. Die Aufgaben werden nach Regionalität und Überregionalität aufgeteilt. Förderung, Bildung und Beratung, Hoheitsvollzug sowie neue Aufgaben und Schwerpunktsetzungen wie der Gewässerschutz, Biodiversität, Tierwohl, Ökologischer Landbau, Diversifizierung, Ernährung, Gemeinschaftsverpflegung werden an allen ÄELF angeboten und bleiben regional.

Die Themen übriger Pflanzenbau, Tierhaltung, Gemeinschaftsverpflegung, Förderung und Prüfdienste werden an einem Amt und in Oberbayern und Schwaben an zwei Ämtern mit Orientierung an den Regierungsbezirken angesiedelt.

Versuchswesen mit neuen Aufgaben

Die bisherigen 4 Fachzentren L3.1 VZ „Versuchszentrum“ verbleiben an ihren bisherigen Standorten und den künftigen ÄELF Kitzingen-Würzburg, Bayreuth-Münchberg, Deggendorf-Straubing und Augsburg und werden in die dortigen zukünftigen Sachgebiete L2.3 VZ überführt. Auch die bisherige Gebietseinteilung der Versuchszentren bleibt bestehen.

Die staatlichen Versuchszentren und der zentralen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) gehen bei ihren Aufgaben schon immer vielfältigen Fragestellungen des integrierten Anbaus nach. Mit Vorgabe der Reduzierung des chemischen Pflanzenschutzes werden die Versuche mit mechanischen Alternativen, biologischen Lösungen und dem Einsatz von Nützlingen verstärkt.

Neues KULAP-Programm

Neben neuen Ansätzen in der Verwaltung und im Versuchswesen hat München für die Landwirte auch ein neues Programm aufgelegt. Mit dem Kulturlandschaftsprogramm (KULAP) B62-Herbizidverzicht wurde in diesem Jahr erstmals ein Antrag für eine Prämie in Höhe von 80 pro Hektar Euro nicht-chemischen Pflanzenschutz ausgeschrieben. Den einbezogenen Flächenumfang kann der Betrieb frei bestimmen, teilt das Ministerium mit. Hinsichtlich der möglichen Kulturen haben die Betriebe eine breite Auswahl. Einbezogen werden können Getreide (einschließlich Mais), Eiweißpflanzen, Ölsaaten, Hackfrüchte, Dauerkulturen, Ackerfutter als Hauptfrüchte, aber auch Gemüsekulturen und Zierpflanzen.

Roland Krieg

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