Bayern zahlt für gefährdete Schafrassen

Landwirtschaft

Mehr Geld für gefährdete Schafrassen

Ab 2013 werden die nach Grad der Gefährdung gestaffelten Zuschüsse für gefährdete Schafrassen um jeweils zehn Euro pro Zuchttier erhöht. Meist sind die gefährdeten Schafrassen nur in lokal eingegrenzten Gebieten vorhanden. Sie sind dort bestens an die regionalen Bedingungen angepasst, genügsam und widerstandsfähig. Oftmals passen sie aber nicht mehr in das Wirtschaftslichkeitsprofil der modernen Betriebe. Bayern hat deshalb in seiner Agrarpolitik der Erhaltung dieser wertvollen Tiere einen eigenen Wert gegeben. Die bislang gewährten Prämien haben nach Landwirtschaftsminister Helmut Brunner die Population der Rassen stabilisiert und sogar ausgeweitet. Beim Waldschaf ist die Zahl der Zuchttiere von 650 im Jahr 2000 auf aktuell 1.100 angestiegen. In den letzten zehn Jahren hat Bayern für die Erhaltung dieser Schafrassen rund 1,1 Millionen Euro ausgegeben. Das Programm erstreckt sich mit 1,3 Millionen Euro auch auf gefährdete Rinderrassen.

Für das „Alpine Steinschaf“, „Krainer Steinschaf“ und „Brillenschaf“ erhalten die Züchter künftig 30 Euro pro Tier und Jahr. Für das „Coburger Fuchsschaf“, „Rhönschaf“, „Weißes Bergschaf“ und „Waldschaf“ beträgt der Fördersatz 25 Euro. Die betriebliche Höchstfördergrenze wurde von 2.000 auf 3.000 Euro angehoben.

Das Braune Bergschaf ist eine farbliche Variante des Weißen Bergschafes. Die immer wieder vorkommende Farbvariante vor allem vor dem zweiten Weltkrieg als eigene Schafrasse aufgebaut und 1977 als solche anerkannt. Die Tiere sind an das alpine Klima bestens angepasst und werden in der Regel zweimal im Jahr geschoren. Die braune Wolle wird gerne für die braunen Jankern der südbayerischen Tracht verwendet. Im Jahr 2008 gab es in 39 Herdbuchbetrieben noch 1.338 Tiere.

Das Waldschaf gilt als bodenständige Rasse des Bayerischen Waldes und geht auf das Zaupelschaf zurück. Das Waldschaf ist resistent gegen die Krankheit Moderhinke, was bei Einkreuzungen immer wieder berücksichtigt wird. Um 1900 soll das Waldschaf noch behornt gewesen sein, ist aber heute hornlos. Als besonderes Augenmerk gelten die waagerecht vom Kopf abstehenden Ohren. 2008 gab es noch 1.079 Waldschafe in 31 Herdbuchbetrieben.

Das Brillenschaf trug in seiner Historie schon viele Namen: Seeländer, Bleiburger, Canaltaler und Kärtner. Dort ist es auch aus einer Kreuzung des alten Landschafes mit dem Bergamaskerschaf entstanden. Mitte des 19. Jahrhunderts war das Brillenschaf hoch geschätzt und von den Voralpen bis nach ganz Österreich verbreitet. Die markante Pigmentierung am Kopf verlieh ihm letztlich den Namen. Die Tiere haben ein so dichtes Fell, dass sie auch in Regionen mit mehr als 1.000 mm Niederschlag aushalten und der Regen nicht in das Vlies eindringt. Lange gab es nur ganz wenige Bestände rund um Laufen im südöstlichen Bayern. Es gibt nur noch 520 Tiere auf 19 Herdbuchbetriebe.

Das Coburger Fuchsschaf trägt das „goldene Vlies“. Dieses rührt durch den rötlichen Schimmer im Inneren des Vlieses her und verleiht ihm auch den Namensteil „Fuchs“. Bis zum Alter von 12 Monaten sind die Lämmer rotbraun. Landschafe mit Fuchsfärbung wurden jahrhundertelang gehalten, aber durch Verdrängungskreuzung immer wieder an den Rand des Aussterbens gebracht. Erst in den 1930er Jahren wurde das Coburger Fuchsschaf durch eine Sammlung rassetypischer Tiere wieder in seine eigene genetische Bahn gebracht. Seit 1966 ist es als eigenständige Rasse anerkannt. Die Wolle ist glanzlos und eignet sich hervorragend für die Herstellung von gröberen, glatten Tüchern sowie walkbaren Stoffen. Heute gibt es wieder 1.838 Tiere in 46 Herdbuchbetrieben.

Lesestoff:

Mehr über die gefährdeten Schaf- und Rinderrassen finden Sie beim Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten www.stmelf.bayern.de à Landwirtschaft à Tierische Erzeugung und im rechten Frame: Erhaltung gefährdeter Nutztierrassen in Bayern. Bauern wenden sich wegen der Förderung an die entsprechenden Ämter (Äelf)

Einer der bedeutendsten Wissenschaftler und Autoren über gefährdete Nutztierrassen ist Hans Hinrich Sambraus. Sein „Atlas der Nutztierrassen“ von 1986 hat die Agrarwissenschaftler durch das Studium begleitet. Sein neuestes Werk stammt aus dem Jahr 2010: „Gefährdete Nutztierrassen“ in dem alle im deutschsprachigen Raum gefährdeten Pferde, Rinder, Schafe, Ziegen und Schweine mit ihrer Zuchtgeschichte aufgeführt sind.

Roland Krieg; Fotos: Fachbereich Schafe des Institutes für Tierzucht in Grub

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