BB kalkt nicht

Landwirtschaft

Waldböden unter Kontrolle

Bisher wurden in Brandenburger Wälder keine flächendeckende Kalkungen durchgeführt, teilte die Landesforstanstalt Eberswalde mit. Insbesondere auf Flächen mit hohem Risiko für einen Nitrataustrag sollte nach Empfehlungen der märkischen Förster ohnehin auf Kalkung verzichtet werden. Weitere negative Effekte können Humusabbau, Verflachung des Wurzelsystems und damit erhöhtes Trockenstress- und Sturmwurfrisiko sowie eine Veränderung des Artenspektrums sein.

Über 300 Kontrollpunkte im Wald
Waldböden nehmen im Naturhaushalt mit ihren Filter-, Puffern- und Speicherfunktionen eine zentrale Stellung ein. Daher ist ein gesunder Waldboden Vorraussetzung für ein intaktes Waldökosystem, gutes Baumwachstum und sauberes Wasser.
In Brandenburg gibt es 152 Probepunkte der Landesforstanstalt Eberswalde, an denen der Waldboden untersucht wird. Zusätzlich befinden sich in Brandenburg weitere 159 Messpunkte an denen jährlich die Waldzustandserhebung stattfindet - und jetzt die Bodenzustandserhebung II (BZE II). Die Ergebnisse der BZE II werden endgültig in zwei Jahren vorliegen und veröffentlicht. Kontrolliert sind Landes-, Bundes- sowie Privatwald und Wälder im kommunalen Besitz. Daneben gibt es acht Dauerflächen, auf denen mit modernster Technik Bodenfeuchte, Wasserhaushalt, Grundwasserqualität und Stoffbilanzen erhoben werden.
Die BZE I hat in Brandenburg gezeigt, dass die Stickstoffzustände der Waldböden durch Luftverschmutzung vor allem in Nord- und Mittelbrandenburg hoch bis sehr hoch ist. Eine Stickstoffsättigung ist insbesondere unter Kiefernbeständen zu beobachten.

Kalkung seit den 1980er Jahren
Die Waldzustandsberichte der einzelnen Bundesländer können mit den Worten Hans-Heinrichs Ehlen, Landwirtschaftsminister Niedersachsens, zusammen gefasst werden: „Dem Wald ist es zu warm und zu sauer.“
Die großflächige Kalkung wurde in Deutschland in den frühen 1980er Jahren eingeführt, um die durch Luftschadstoffe eingetragenen Säuren abzupuffern und der Nährstoffverarmung der Böden entgegenzuwirken. Negative Folgen wie Nitratauswaschung und Beeinträchtigung von Fauna und Flora mussten dabei teilweise in Kauf genommen werden.
Die Säurebelastung konnte in den letzten 20 Jahren reduziert werden – bleibt aber als Belastungsfaktor noch bestehen. Ende der 1970er Jahren trugen Verkehr, Landwirtschaft und Industrie jährlich durchschnittlich 5,4 kmolc/ha in den Boden. Das entspricht einer Menge von durchschnittlich 270 kg CaCO3 je Hektar und Jahr. Dabei sind nach Angaben der Forstverwaltung des Landes Nordrhein-Westfalen (www.wald-und-holz.nrw.de), die Eintragsraten unter Bäumen zwei bis vierfach so hoch als unter einer Freifläche, weil Wälder mit ihren großen Oberflächen eine hohe Filterleistung in der Luft haben. Die in den letzten Jahrzehnten vorgenommenen Luftreinhaltemaßnahmen haben die Säuredeposition nach Messungen des Umweltbundesamtes auf 2,8 kmolc/ha/a reduziert (entspricht 140 kg CaCO3 je Hektar und Jahr).

Säurebildung durch Biomassenutzung
Den Wald als Energiewald zu nutzen, beinhaltet ein Versauerungspotenzial, auf das zukünftig geachtet werden muss. Mit dem Holz werden basisch wirkende Kationen aus den Wäldern exportiert und Säuremengen im Wald zurückgelassen, die mit der Nutzungsintensität ansteigen. So hatte die Plaggenwirtschaft in Niedersachsen die Podsolierung der Böden beschleunigt.
Die derzeit überwiegende Derbholznutzung dürfte etwa 0,1 bis 0,3 kmolc/ha/a betragen. Stammholznutzung mit Rinde verdoppelt die Säurereste, was einem Basenentzug von bis zu 25 kg CaCO3 je Hektar und Jahr nach sich ziehen kann.

VLE

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