BB mit stabiler Landwirtschaft

Landwirtschaft

Agrarbericht 2006 aus Brandenburg

Heute morgen konnte das Brandenburger Landwirtschaftsministerium den Agrarbericht 2006 im Rahmen einer ersten Bilanz nach einem Jahr EU-Agrarreform vorlegen. Agrarminister Dr. Dietmar Woidke und Wolfgang Scherfke, Geschäftsführer des Landesbauernverbandes, zeigten sich mit der stabilen Situation der landwirtschaftlichen Betriebe in Brandenburg zufrieden und konnten mit dem Ökomarkt und nachwachsenden Rohstoffen zwei Wachstumsmärkte präsentieren. Woidke: „Ich halte die Agrarreform der EU für eine gute Reform.“

Weniger Schrumpfung
Gegenüber 2003 haben nur 41 landwirtschaftliche Betriebe ihre Produktion aufgegeben. Es gibt noch 6.668 Höfe, wobei große Betriebe weiterhin strukturbestimmend sind. Sie bewirtschaften mit 789.224 Hektar 58,6 Prozent der gesamten landwirtschaftlichen Fläche. Die Zahl der Arbeitskräfte ist sogar um 1,3 Prozent auf 39.683 Personen gestiegen.
Nach dem Hochwasserjahr 2002 und dem Trockenjahr 2003 konnten in den Folgejahren gute Ernten eingefahren werden. Bei Getreide wurden in den schlechten Jahren gerade 32 dt je ha geerntet, 2004 bereits wieder 48 dt und 2005 stolze 52 dt, berichtete Scherfke. Mit 36 dt Raps/ha wurden sechs Dezitonnen mehr als 2004 erzielt und mit fast 380 dt Kartoffeln je ha liegt dieser Ertrag deutlich über dem langjährigen Schnitt von knapp 300 dt/ha. Auch gestiegene Schlachtviehpreise haben zu guten Betriebsergebnissen geführt, so dass Dr. Großkopf aus dem Ministerium anführen konnte, dass die Eigenkapitalbildung der Betriebe endlich wieder einmal schwarze Zahlen ausweist.
Das betriebliche Vermögen nahm im gesamten Auswertungszeitraum absolut und je Arbeitskraft zu. Woidke und Scherfke freuten sich, dass die Betriebe wieder angefangen haben, zu investieren und konnten mit dem Bericht einen Positivtrend festschreiben, den der Deutsche Bauernverband in seinem Situationsbericht 2006 bereits im Dezember ausmachte.
Als größten Erfolg des zurückliegenden Jahres gilt die Betriebsprämienregelung, bei der Bauern keine Direktzahlungen mehr für eine Vielzahl von Produkten und Mengen erhalten, sondern einen Betrag auf der Grundlage seiner betrieblichen beziehungsweise beihilfefähigen Fläche erhält. In 2005 flossen so 369,1 Millionen Euro an 6.471 Betriebe.

Ökomarkt
Die Brandenburger Ökobetriebe konnten im Wirtschaftsjahr 2004/2005 die höchsten betrieblichen Erträge aufweisen, wobei die notwendigen Aufwendungen gering blieben. Der Agrarbericht weist als Folge „das mit Abstand beste wirtschaftliche Einkommen je Arbeitskraft und Unternehmergewinn“ aus. Das sorge für eine ausreichende Liquidität der Betriebe, wenn auch die Erzeugerpreise für ökologische Produkte Sorgenfalten bereiten: „Der finanzielle Ökobonus nicht nur für Getreide ist gegenüber dem konventionellen Pendant deutlich geschmolzen.“ Innovative Ideen sind auch im Ökobereich gefragt.
Zuletzt wurden die Förderungen des Landes für den Ökomarkt deutlich kritisiert, wobei sich Dr. Woidke heute morgen erneut „verwundert“ über die Aussage zeigte, dass die Ökoföderung überproportional gekürzt würde. Mit 12 Prozent Kürzungen im Ökobereich liege der Schnitt unter den generellen Kürzungen des Finanzrahmens um 20 Prozent, so der Minister. In einem gemeinsamen Positionspapier des Landesbauernverbandes und den Ökoverbänden bleibt die Schwerpunktförderung für den Ökolandbau erhalten. Speziell werden Grünlandextensivierungen, Agrarumweltmaßnahmen und Förderungen für benachteiligte Gebiete unterstützt.
Zwar werde man bei den einzelnen Punkten nach Aussagen von Wolfgang Scherfke noch „nachjustieren“, aber möglicherweise ist eine spezielle Förderung für den Ökolandbau nicht notwendig? 80 Prozent der Fördergelder sollen in die beiden ersten Achsen der ELER-Verordnung gehen und könnten dort über Neugründungen und Agrarumweltmaßnahmen das gleiche leisten, wie eine spezielle Ökolandbauförderung. Nach Dr. Woidke würde hier Geld nur von der linken in die rechte Tasche wandern. Dann wäre das Ergebnis das Ziel und nicht mehr der Weg. Der naturbelassenen Hecke als Unterschlupf und Lebensraum für Insekten und Singvögel bleibt es egal, ob sie ihr nachhaltiges Ziel auf ökologischem oder konventionellem Wege erfüllen kann. Leistet hier Brandenburg eine fortschrittliche Entkoppelung der Begrifflichkeiten?
Gefördert wird was Arbeitskräfte sichert und Wertschöpfung bringt, so Scherfke. Die Zentrale Markt- und Preisberichtstelle ZMP beschrieb letzte Woche den Biomarkt zwar mit kleinen Marktanteilen, aber hoher Wertschöpfung. Emanzipiert sich der Ökolandbau innerhalb allgemein bestehender Förderung oder soll er mit einer extra Förderung exponiert bleiben?
So steht zumindest der Brandenburger Ökolandbau nicht vor dem prognostizierten Aus, denn der Agrarbericht weist das Bundesland immer noch mit dem Spitzenwert von 9,8 Prozent Anteil an der landwirtschaftlichen Fläche aus. Zuwächse sind aber vornehmlich im Verarbeiter- und Vermarkterbereich zu verzeichnen. 749 Betriebe bewirtschaften rund 130.000 ha, wobei der Landkreis Dahme-Spreewald mit 22.262 ha vorne liegt. 2005 flossen 16,3 Millionen Euro Fördergelder.
Der Agrarbericht kann unter www.mluv.brandenburg.de eingesehen werden.

Ablösungsgesetz zum Nationalpark Unteres Odertal
Vor der Vorstellung des Agrarberichtes konnte Dr. Dietmar Woidke das Ablösungsgesetz zum Nationalpark verkünden, für dessen Entwurf gestern das Kabinett einstimmig votierte. Im September oder Oktober soll der Brandenburgische Landtag das Gesetz beschließen. Die Novelle löst das alte Nationalparkgesetz des Großschutzgebietes vom 27. Juni 1995 ab, weil es an geltendes EU-Recht (Natura 2000) angepasst werden muss. Jahrelang gab es „Schein- und echte Konflikte“, so Woidke, die jetzt gelöst sind. Siedlungs- und Gewerbeinteressen müssen mit der Landwirtschaft, dem Naturschutz, privaten Interessen und Hochwasserschutz abgeglichen werden. Im Wesentlichen ging es um die Schutzzone I, die einen Anteil von 50,1 Prozent an dem 10.500 Hektar großen Nationalpark hat. Das Gebiet wird einer ungestörten natürlichen Entwicklung überlassen, kann aber jetzt auch im Rahmen der Regionalentwicklung Tourismus und Erholung ermöglichen. Damit ist Naturtourismus mit Radtouren oder Thementagen möglich. Auch Kanufahren, Reiten und Kremserfahrten, Baden sowie Schlittschuhlaufen werden mit räumlichen und zeitlichen Einschränkungen im Nationalpark möglich sein. Eine Flurbereinigung wird innere Flächen über einen Flächentausch aus der Nutzung herausnehmen und dem Naturschutz überführen. Die Bauern erhalten dafür Nutzflächen außerhalb des Nationalparks. In der Schutzzone II ist eine ökologisch verträgliche Landnutzung weiterhin möglich.
Dem Industriestandort Schwedt wurden weitere Nutzungen im Nationalpark zugestanden. Der Ausbau der Hohensaaten-Friedrichsthaler-Wasserstraße, die Fortführung der B66 nach Polen und der Neubau von Chemiepipelines bleibt möglich.

Roland Krieg

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