BBV-Positionspapier zum Schweinemarkt

Landwirtschaft

Keine Hoffnung auf dem Schweinemarkt

Bayerische Schweinehalter schlagen Alarm. Europaweit ist die Stimmung auf diesem Marktsegment alles andere als gut [1]. Die Gründe sind zahlreich, wie der Bayerische Bauernverband (BBV) in der letzten Woche auf seiner Präsidiumssitzung in einem Positionspapier aufführte. Üblicherweise geht der Schweinepreis saisonbedingt jetzt in die Höhe. Tatsächlich konnten die Notierungen europaweit etwas zulegen. In Deutschland um zwei Cent je kg Schlachtgewicht auf 1,42. Doch was die einen als „etwas fester“ bezeichneten, verbuchten andere als trügerisch: „Der kleine Anstieg des Vereinigungspreises in der vergangenen Woche wird dabei von vielen Schlachtunternehmen nicht gezahlt“, schreiben die Marktanalysten der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft AMI in ihrem Marktbericht zum Freitag. Diese Unternehmen verweisen auf die Absatzprobleme am Markt.

So sieht der BBV die Schweinemäster und Ferkelerzeuger derzeit in einem Schraubstock zwischen Russlandembargo und Marktmacht des Lebensmitteleinzelhandels. Seit dem Preissturz ende 2014 hat sich der Schweinepreis noch immer nicht erholt. Der BBV hat beobachtet, dass Produkte wie Braten, Schnitzel, Gulasch und Hackfleisch gegenüber dem Vorjahr um vier Prozent gestiegen, die Erzeugerpreise jedoch um 15 Prozent gefallen sind.

Der BBV fordert in seinem Positionspapier:

- Schlachtwirtschaft und Lebensmitteleinzelhandel dürfen die angespannte Marktlage nicht ausnutzen, um zusätzlichen Preisdruck auszuüben und zur kurzfristigen Profitsteigerung die Schweinehalter auszupressen wie Zitronen. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass viele dieser Unternehmen sich aktuell Nachhaltigkeit und Regionalität auf die Fahnen schreiben, ist dies inakzeptabel.

- Das Bundeskartellamt muss sicherstellen, dass das Verbot des Verkaufs unter Einstandspreis eingehalten wird. Außerdem es im Sinne seiner Funktion als Hüter der Wettbewerbs einer weiteren Konzentration vor allem im Lebensmitteleinzelhandel im Rahmen seiner Möglichkeiten entgegenwirken, wie zum Beispiel beim Veto der Übernahme von Tengelmann durch Edeka. Solche Entscheidungen darf dann auch der zuständige Bundeswirtschaftsminister Siegmar Gabriel nicht aufweichen oder gar aufheben.

- Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft und EU wie auch alle Marktpartner sind gefordert, Exportmärkte zu erschließen bzw. auszubauen.

- Die EU muss zudem die Verhandlungen mit Russland zur Aufhebung der Anfang 2014 verhängten sanitären und phytosanitären Einschränkungen für EU-Schweinefleischexporte verstärken. Dadurch könnten zumindest manche Exporte wie zum Beispiel Speck wieder aufgenommen werden, die nicht auf der allgemeinen Embargoliste stehen

- Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft wird aufgefordert, über die Landwirtschaftliche Rentenbank ein spezielles Programm mit Darlehen zur Liquiditätssicherung für Schweinehalter aufzulegen.

Des Weiteren gibt der Verband zu bedenken, dass eine Verschärfung von Auflagen und Bürokratie den Strukturwandel verschärften und vor allem kleine und mittlere Betriebe vor große Hürden stellen. Die Systemgastronomie und das Fleischerhandwerk sollten sich zudem an der Initiative Tierwohl beteiligen, da die vorhandene Summe für den Fonds nicht für alle Bewerber ausgereicht hat. Rund die Hälfte der Betriebe steht in der Warteschleife.

Die Kollegen vom Rheinischen Landwirtschafts-Verband (RLV) haben genau nachgerechnet. Es fehlen 15 bis 20 Cent je kg zum Überleben der Schweinemäster und Ferkelerzeuger. Ein Ferkel ist zeitweise für weniger als 40 Euro zu haben. Der RLV sieht auch die Verbraucher in der Pflicht. Sie sollen beim Einkauf auf die Herkunft des Produktes achten. Die Tierhalter haben in den letzten Jahren viel Geld in die Hand genommen und ihre Ställe mit Beschäftigungsmaterial, artgerechtem Scheuermaterial oder Strohfutterraufen auszustatten. Dieses Engagement sollten die Konsumenten mit einem fairen Preis honorieren.

Schweinebestand

Die Zahl der Schweine hat in Deutschland zwar um 0,2 Prozent auf 281146 Millionen zugenommen, doch gibt es regionale Unterschiede. In Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen gab es im Mai mit 8,8 und 7,3 Millionen Schweinen nahezu einen unveränderten Bestand gegenüber dem Vorjahresmonat. Deutlichen Bestandsabbau haben Mecklenburg-Vorpommern und das Saarland (6,9 und 6,3 Prozent) hinnehmen müssen. Den stärksten Zuwachs gab es in Brandenburg mit 7,2 Prozent auf 0,8 Millionen Schweinen. In Bayern werden etwa 3,4 Millionen Schweine gehalten. 1,4 Prozent mehr als im Mai 2014.

Die Zahl der Betriebe ging um 4,4 Prozent auf 25.900 zurück. Bei den Sauenhaltern sogar um 5,7 Prozent. Drei Viertel der Schweine werden in Betrieben mit mehr als 1.000 Tieren gehalten, ein Fünftel bereits auf Betrieben mit mehr als 5.000 Tieren.

Lesestoff:

[1] Ferkelschwemme in PL und ES

roRo

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