Bedeutung des ländlichen Raums
Landwirtschaft
Mehr als nur Landwirtschaft
> Die EU-Kommissarin für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung, Mariann Fischer-Boel, betonte auf ihrer Pressekonferenz die Bedeutung des ländlichen Raums. Mit der Erweiterung der Union um 10 neue Mitgliedstaaten weist die EU nun 445 Millionen Verbraucher auf, was in der Geschichte Europas ein ?historischer Schritt? sei. Die Zahl der Landwirte hat sich von 7 auf 11 Millionen erhöht. Die Vielfalt der Erzeugnisse ist gestiegen, neue Strukturen wurden aufgenommen und neue Erwartungen der Menschen werden gestellt. 90 Prozent der Fläche sind ländlicher Raum, so dass diesem eine besondere Bedeutung innerhalb der laufenden Agrarreform zukommt.Die Reform macht mit der Entkopplung der Prämien von der Produktion die Landwirte wettbewerbsfähiger. Die Bauern sollen sich mehr als ?Unternehmer? sehen. Insgesamt wird die EU im globalen Wettbewerb stärker sein als vorher und im Rahmen der Verhandlungen in der WTO eigene Forderungen gegenüber den USA stellen können. Vor allem im Bereich des Umweltschutzes und der Transparenz für die Verbraucher wird die Reform Vorteile haben, so Fischer-Boel. Diese Standards gelten jedoch bei der Welthandelsorganisation als ?nicht handelsfähige Kriterien?.
Sie ist erst seit zwei Monaten im Amt und sieht in der Umsetzung der Reformen ihre vordergründigste Aufgabe. Die Ziele sind die Verbesserung der Lebensqualität. Die Menschen sollen auf dem Land wohnen bleiben und brauchen daher Beschäftigung und Ausbildung. Sicherung von handwerklichen Betrieben, Schaffung von neuen Dienstleistungen und Kinderbetreuung als Beispiel für soziale Indikatoren sind neben der Landwirtschaft die Bereiche, auf welche die Reform zielt.
Für die Umsetzung wird sehr viel Geld gebraucht. Im Fonds für die ländliche Entwicklung befinden sich 88,75 Milliarden Euro. Somit gibt sie dem so genannten Ein-Prozent-Club eine deutliche Warnung auf den Weg. Wollen einzelne Länder, darunter Deutschland und Frankreich, ihren Etat an die EU auf nur noch einen Prozent senken, dann können die Ziele für den ländlichen Raum nicht erreicht werden.
So treibt sie die Länder auch zur Einigung in der Zuckermarktordnung an. Sie möchte im Sommer die Vorschläge zusammen haben, wie die teure Zuckermarktordnung (s. Herd-und-Hof.de vom 12.11.2004) reformiert werden kann. Nur so werde der Termin im November eingehalten, um mit konkreten Ergebnissen zur nächsten WTO-Runde anzureisen.
Ansonsten zeigte sich die neue Kommissarin wenig präzise. Bei Nachfragen zur Koexistenz der gentechnikfreien Landwirtschaft zum GVO-Anbau, zum Abbau der Bürokratisierung während der Agrarreform, sowie auch zum ökologischen Anbau schob sie vieles auf die Verantwortung der einzelnen Mitgliedsstaaten. Als Kommissarin muss sie jetzt eine Agrarpolitik vorgeben, die einen Kompromiss der 25 Länder wiederspiegelt. Zwar sehe sie durchaus die Vorteile des ökologischen Landbaus, doch wolle sie diesen nicht einseitig fördern, um die Erzeugerpreise nicht unter Druck zu setzen. Wenn die Nachfrage nach ökologischen Produkten steigt, dann wird sich auch der Ökoanbau ausweiten, so Fischer-Boel.
roRo
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