Bei der Bienenrettung mischen nur die Bauern mit
Landwirtschaft
Geteiltes Fazit drei Jahre nach bayerischer Bienenrettung
Mit dem Slogan „Rettet die Biene“ zog das bayerische Volksbegehren vor drei Jahren entlang der Alpentäler, quer über die Münchener Schotterebene hinauf bis in die Oberpfalz und wieder zurück auf die bayerische Alb. Im Fokus stand eine neue Landwirtschaft, die mit Hecken, Blühstreifen, Ökolandbau und Fruchtfolgen Bienen und Co. schützt. Die Biene hat im Marketing für Artenvielfalt den Kulturlandschaftsprogrammen (KULAP, wie sie in Bayern heißen), den Rang abgelaufen und den Auflagen-Paragraphen einen gelb-schwarz-gestreiften Pelz verliehen. Die Ursache für das Artensterben ist so vielfältig, wie die Zahl der verschwindenden Arten selbst [1].
Das Volksbegehren war erfolgreich – die Umsetzung ist es nicht. Am Ende haben fast nur die Bauern mitgemacht, wie Landwirte und Naturschützer zum dreijährigen Jubiläum selbst sagen.
KULAP auf den Betrieben
Jeder zweite Landwirt setzt Agrarumweltprogramme um und erreicht einen Flächenanteil von 40 Prozent sagt Umweltpräsident Stefan Köhler vom Bayerischen Bauernverband. Die Gesetzesvorlage hat den Landwirten nur noch neue Auflagen gebracht. Doch Artenschutz geht alle an und nicht nur Bayerns Bäuerinnen und Bauern, sagte er diesen Montag. „Doch bis heute fehlen verpflichtende Auflagen für Gesellschaft, Kommunen, Wirtschaft und Kirche. Während die Vorgaben und Regeln aus dem Volksbegehren direkte Auswirkungen auf die Arbeit und Wirtschaftsweise auf den bayerischen Bauernhöfen haben, tut sich gesamtgesellschaftlich wenig bis gar nichts. Der von Ministerpräsident Dr. Markus Söder angekündigte Gesellschaftsvertrag lässt seit 2019 auf sich warten und der Flächenverbrauch steigt sogar.“
Nur der Streuobstpakt war gut
„Rettet die Biene“ war das erfolgreichste Volksbegehren im Freistaat Bayern. Erfolgreich war es bislang aber nur in ausgewählten Teilbereichen, wie dem Streuobstpakt [2]. Im Bayerischen Rundfunk beklagte Christine Markgraf, Artenschutzexpertin beim Bund Naturschutz Bayern: „Ich muss schon sagen, dass da vielfach eine sehr große Ernüchterung eingetreten ist.“ Das breite Bündnis aus der Ökologisch-Demokratischen Partei Bayerns (ÖDP), dem Landesbund für Vogelschutz (LBV), Bündnis 90/Die Grünen und der Gregor Louisoder Umweltstiftung fordern zum Jubiläum am 13. Februar vor allem beim Biotopverbund eine ähnliche Anstrengung wie beim Streuobst, „um dem Auftrag der Bevölkerung gerecht zu werden.“ Agnes Becker ist Beauftragte des Volksbegehrens und sagte am Montag: „Wir brauchen einen Pakt für den Ökolandbau! Was beim Streuobst funktioniert hat, muss auch für den Ökolandbau passieren. Leider können wir hier nach drei Jahren nur die gleiche Kritik üben, wie schon mehrfach zuvor: Schleppende und unambitionierte Umsetzung des Gesetzes durch die Regierung, wenig Wertschätzung für die heimische Ökolandwirtschaft, peinliche Bioquoten beim Einkauf durch die öffentliche Hand und eine Landwirtschaftsministerin, die in Brüssel kaum Gewicht zu haben scheint.“
Ludwig Hartmann von den Grünen kritisiert, dass der Erfolg des Streuobstpaktes am Ende „nur ein vergleichsweise kleiner Schritt in die richtige Richtung“ gewesen ist. Der allein rette die Tier- und Pflanzenwelt Bayerns nicht.
Nur die Bauern sind aktiv
Claus Obermeier von der Gregor Louisoder Umweltstiftung weiß, „dass täglich jeden Morgen um 6 Uhr unzählige Bäuerinnen und Bauern, Schäferinnen und Schäfer und Streuobstwirtinnen und -wirte aus Engagement und mit Leidenschaft für den Erhalt der Bayerischen Kulturlandschaft arbeiten.“ Sie bekommen es aber nicht bezahlt.
Die Akteure kritisieren, dass von der gesamtgesellschaftlichen Leistungsbereitschaft außer den Landwirten niemand anders so aktiv ist.
Lesestoff:
[1] Wer hat die Lage in der Landwirtschaft verschlimmert? https://herd-und-hof.de/landwirtschaft-/der-krieg-ist-verloren.html
[2] Streuobstpakt in Bayern: https://herd-und-hof.de/landwirtschaft-/bayerischer-streuobstpakt.html
Roland Krieg
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