Bewahren durch Aufessen

Landwirtschaft

Die besonderen Tomaten

>Warum heißen Tomaten und Kartoffeln Nachtschattengewächse? Die Pflanzen dieser Familie (Solanaceae) enthalten Giftstoffe, die zu Vergiftungen führen können. Der Schatten in dem Begriff leitet sich von dem Wort Schaden ab und die Giftstoffe können auch zur Bewusstlosigkeit führen, die besonders früher als Umnachtung bezeichnet wurde. Beides zusammen ergibt den Nachtschatten. Das hat den Siegeszug der Tomate allerdings nicht aufgehalten, denn solange die Früchte reif genossen werden, sind sie nicht nur ungefährlich, sondern auch ausgesprochen gesund.

Der gesunde Liebesapfel
Die Italiener bezeichnen die Tomate als Goldapfel, die Franzosen als Liebesapfel und den Österreichern ist die rote Frucht der Paradeiser. „tomatl“ stammt aus dem aztekischen, bedeutet Schwellfrucht und belegt, dass die Tomate aus Peru stammt. Heute ist sie mit 90 Mio. Tonnen Ernte von rund 3 Mio. ha Anbaufläche die 10. wichtigste Nahrungspflanze. In der Bundesrepublik liegt der Pro-Kopf – Verbrauch bei 19,5 kg pro Jahr – davon werden 7 kg frisch verzehrt. Und das vor allem zu Recht.
Die Tomate ist reich an Vitamin C, E und Karotin und enthält viel Kalium. Fruchtsäuren, wie p-Cumarin- und Chlorogensäure, sowie der Farbstoff Lypokin sollen Nitrat im menschlichen Organismus abfangen, wie die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen weiß. Außerdem enthalten vollreife Tomaten Tyramin, ein Umwandlungsprodukt der Aminosäure Tyrosin. Dieser Stoff wirkt stimmungsaufhellend und wird als „Glücklichmacher“ bezeichnet. Das in der Schokolade bekannte „Glückshormon“ Serotonin befindet sich auch in der Tomate.

Reich an Formen und Farben
Tomate ist jedoch nicht gleich Tomate, auch wenn ein Blick auf die Gemüsestände oft ernüchternd ist. Verbraucher haben meist nur die Chance die roten Früchte über den Preis kennen und unterscheiden zu lernen. Cherry- (10 – 30 g), Cocktail- (30 – 60 g) und Fleischtomate (130 - 160 g) bezeichnen nur die jeweilige Fruchtgröße. Tomaten gibt es aber in rot, gelb, grün und rosa, sie können rund, flaschen-, kugel-, oder zylinderförmig sein. Da Tomaten durch Lagerung an Geschmack verlieren nutzen viele Menschen ihren Garten oder sogar Veranda und Balkon Tomaten selbst zu ziehen und frisch zu verzehren. Und nur in der Saison, denn die Tomaten, die bei uns im Winter aus den südlichen Ländern kommen, werden bereits halbreif geerntet. Aber welche Sorten für den heimischen Anbau?

Erhaltungszüchtung und Delikatessen
Black Plum, Green Zebra und die bis 1000 g schwer werdende Marvel Striped Peru sind nur drei von 170 Tomatensorten die der Verein zur Erhaltung und Rekultivierung von Nutzpflanzen in Brandenburg e.V. (www.vern.de) bewahrt und anbietet. Der Verein mit rund 250 Mitgliedern wurde 1996 von Bauern, Gärtnern und interessierten Privatleuten gegründet und verfolgt das Ziel, die Vielfalt der Kultur- und Zierpflanzen als pflanzengenetische Ressource zu bewahren. Am vergangenen Sonntag feierte der Verein sein Sommerfest in Greiffenberg bei Angermünde und Vorsitzender Herbert Lohner führte persönlich die Besucher durch den Schaugarten. Ohne Wildpflanzen gibt es keine Kulturpflanzen, so der Biologe, der sein Fachwissen anekdotenreich zu erzählen weiß. So sollen die Frauen aus dem Oderbruch ihren trägen Männern das Tanzen beigebracht haben, indem sie Samen der Kornrade in die Schuhe legten. Barfüßig wurde der Samen zerrieben und entwickelte seine Wirkung, dass er Menschen nervös und hibbelig macht.
Viele Gartenfreunde ließen sich im Tomatenhaus beraten, welche Sorten wie zu ziehen sind, konnten manches noch vor Ort verkosten und sich mit Samen gleich eindecken. Gartenfreunde berichteten auch von ihren Ernteerfolgen. Denn das die Pflanzen erhalten bleiben ist nicht nur eine Aufgabe einzelner Betriebe, sondern eine Gemeinschaftsaufgabe, an der alle mitmachen können. Vor allem wenn es schmeckt. VERN bietet einen umfangreichen Saatgutkatalog und Informationsmaterial, sowie Seminare. Der Schaugarten ist noch bis Mitte September von Montag bis Samstag zwischen 10:00 und 16:00 Uhr geöffnet. Führungen, auch vor allem für Schulklassen im Bereich der Umweltbildung, an, können unter 0 333 34/851 02 nachgefragt werden. Man kann das auch mit einem Tagesausflug in die Schorfheide oder in das Kloster Chorin verbinden.

Herbert Lohner konnte auch den neuesten Erfolg des Vereins verkünden. Einigen Berliner Hotels wurde ein bunter Korb von intensiv schmeckenden Tomaten angeboten. Darunter die marokkanische Fleischtomate (kleine, ovale rotschalige Frucht), das in großen Trauben bis zu 80 gelbe Früchten hängende Blondköpfchen aus Russland und die Rosii Marunte aus Rumänien, die kirschgroße, rote Früchte trägt. Die Hotels suchen sich zur Zeit die Tomaten für ihre Büfetts aus, die sie demnächst anbieten wollen. Dafür wird im Herbst auch eine Mitarbeiterin im Verein fest angestellt werden.

Tomaten-Eier-Auflauf
Ein Lieblingsgericht der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen sei hier für den Kreis von vier Personen wiedergegeben:
- 2 Scheiben Toastbrot würfeln und in 20 g Butterschmalz erhitzen und knusprig braten; Brotwürfel in eine eingefettete Auflaufform geben;
- 500 g Champignons putzen, waschen, blättrig schneiden
- 2 Schalotten und 1 gr. Knoblauchzehe pellen und fein würfeln; ebenfalls in 20 g Butterschmalz erhitzen und glasig braten; die Champignons beifügen und 8 Minuten lang braten;
- 1 TL Salz und 1/2 TL schwarzen Pfeffer hinzufügen
- 2 EL gehackte, glatte Petersilie unter die Champignons mischen und auf die Brotwürfel in der Auflaufform geben
- Backofen auf 200 Grad vorheizen (Umluft 180°)
- 4 Eier der Größe M hart kochen, pellen und in Streifen schneiden, auf die Champignons legen
- 4 Fleischtomaten waschen, in Scheiben schneien und um die Eischeiben verteilen
- 1/8 Liter saure Sahne mit 3 EL geriebenem Emmentaler verrühren und über die Eischeiben gießen
Den Auflauf 20 Minuten auf der mittleren Schiene überbacken und vor dem Servieren 1/2 Bund Basilikum fein schneiden und die Tomatenscheiben damit bestreuen.

Übrigens: Basilikum gilt als das typische Tomatenkraut. Damit die ätherischen Öle nicht verfliegen: nie hacken, sondern immer nur fein schneiden. Sonst werden die Blätter auch schwarz.
Guten Appetit

VLE

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