Bienenministerium für Ernährung und Landwirtschaft

Landwirtschaft

„Was der Biene schadet, schadet uns allen“

Julia Klöckner

Schwarz-gelb geringelt und immer ein Lächeln im Gesicht. Sicher liegt die Popularität der Bienen nicht nur an der Biene Maja. Auch der sich behutsam bewegende Imker unter seinem Hutnetz und mit Pfeife im Mund  trägt mehr Sympathie in die Gesellschaft hinein als der Landwirt in Gummistiefeln. Mit dem sprichwörtlichen Fleiß, für 500 Gramm Honig rund 120.000 Kilometer Wegstrecke auf rund 100.000 Ausflügen unterwegs zu sein, rangiert ein Bienenvolk in der Beliebtheitsskala des bundesdeutschen Bürgers deutlich vor anderen Nutztieren wie Rindern und Schweinen. Das kleine Insekt symbolisiert stellvertretend für viele weitere Insekten und Vögel mit seiner Bestäubungsleistung den Fortgang der Natur [1]. Dann wird auch gerne Albert Einstein ein nicht belegbares Zitat auf die ausgestreckte Zunge gelegt [2] und darüber hinweggesehen, dass sich die Botanik Nordamerikas bis zur Besiedlung durch die Europäer ohne Bienen behelfen musste.

Dejan Zidan mit Biene

Slowenische Bienenköniginnen

Die Welt der summenden Insekten ist mit Tankstellen- und Heizerbienen ein unvergleichlicher Kosmos [3]. Daher war die Ausrufung eines Weltbienentages längst überfällig. Am 20. Mai findet er zum ersten Mal statt und geht auf die Initiative Sloweniens zurück. Deutschland übernahm die Patenschaft für das Anliegen und lud am Donnerstag zur Eröffnung von Bienenstöcken im Hof des Bundeslandwirtschaftsministeriums ein. Nach Sloweniens Landwirtschaftsminister Dejan Zidan ist jeder 200. Slowene Imker. Die Tradition basiert nicht nur auf der besonderen Süße des Honigs, sondern begründet sich auch in den frühen Bemühungen der Imker um eine ordentliche Bienenzucht. Grundlegende Schriften über den Handel von Honig und Wachs gehen bis in das 15. Jahrhundert zurück. Aus Breznica stammt Anton Jansa, der in Wien die Kaiserliche und königliche Bienenzucht im 18. Jahrhundert begründete. Er schrieb Lehrstücke wie die „Abhandlung vom Schwärmen der Bienen“ und die „Vollständige Lehre der Bienenzucht“ in den Jahren 1771 und 1775. Slowenien hat zwischen 1850 und dem Zweiten Weltkrieg mehr als 170.000 Bienenköniginnen in die Welt geliefert und mit der Apis mellifera Carnica die Referenzbiene schlechthin entwickelt. Noch heute werden jährlich mehr als 30.000 Königinnen gezüchtet, von denen rund ein Drittel in den Export geht.

Bienenstockbrettchen

Ministerinnen-Bienen

Mit dem Weltbienentag hat Slowenien einen weiteren Meilenstein für die die Imker gesetzt und sich bei Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner mit in Landesfarben bemalten Bienenstockbrettchen bedankt. Bunt bemalte Bienenstockbrettchen sind vielfarbige Tradition der slowenischen Imker. Das von behinderten Kindern hergestellte Brettchen hat Zidan nach Signatur durch Klöckner gleich wieder zurück nach Slowenien genommen und wird den ihr gewidmeten Bienenstock mit elf Waben schmücken. Die Ministerin kann sich über die dort angebrachte Webkamera jederzeit in den Bienenstock klicken.

Bevor die BMEL-Bienenstöcke im Hof des Ministeriums eingeweiht wurden, gab Julia Klöckner noch ein klares Bekenntnis zu den Bienen ab: „Was den Bienen schadet, schadet uns allen“. Sie wies aber auch darauf hin, dass nicht nur Pflanzenschutzmittel, sondern auch die Varroamilbe und Blütenarmut in der Feldlandschaft den Immen das Leben schwer mache. Zusammen mit ihrem slowenischen Kollegen will sie die Bienen in der Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) nach 2020 die Bienen mit bienenfreundlichen Maßnahmen besonders schützen. Sie reiht sich in die Tradition des Ministeriums ein, den Bienen hohe Aufmerksamkeit zu verleihen. Bereits Vorgängerin Ilse Aigner bestieg 2013 das Dach des Berliner Doms, um vor den dort aufgestellten Bienenstöcken die Bienen-App vorzustellen [4]. Die Bienen-App gibt es immer noch und wurde in der Zwischenzeit weiter ergänzt. Klöckner habe ziemlich viel Neues über die Bienen erfahren.

Kommunaler Blütenhonig

Was damals den Einzelnen ansprechen sollte, hat mittlerweile unter dem Begriff „Urban Gardening“ auch die Kommunen erreicht. Wasserversorger und Stadtwerke haben zusammen in mehr als 500 Projekten in der Bundesrepublik Dutzende Bienenweiden angelegt und produzieren sogar ihren eigenen Honig. Die Hauptgeschäftsführerin des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU), Katharina Reiche, kommentierte in Berlin: „Alles, was dem Schutz der Bienen gut tut, tut auch dem Schutz der Gewässer gut.“ Für Reiche gehen Bienen- und Gewässerschutz  Hand in Hand. Gerade die Wasserwirtschaft leide unter den Abbauprodukten der Pflanzenschutzmittel, die zur Trinkwassergewinnung die Rückstände herausfiltern müssen. Das mache die Wasseraufbereitung technisch aufwendiger und teurer. „Deswegen“, so Reiche weiter, „begrüßt die kommunale Wasserwirtschaft den Vorstoß der Bundesregierung, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in Trinkwassereinzugsgebieten nochmals einer kritischen Prüfung zu unterziehen.“

Jochaim Rukwied

Am Donnerstagvormittag hat der Europäische Gerichtshof sich in den Urteilen gegen die Klagen von Bayer und Syngenta eindeutig auf die Seite der Bienen gestellt. Die beiden Firmen hatten gegen das Verbot der drei Neonicotinoide Clothianidin, Thiamethoxam und Imidacloprid geklagt, die EU dieses kürzlich erst endgültig verboten und der EuGH die Entscheidung jetzt dingfest gemacht. Da war es für Bauernpräsident Joachim Rukwied am Nachmittag leicht zu sagen: „Wir akzeptieren es, wenn ein Mittel vom Markt genommen wird.“ Er pocht aber weiterhin auf wissenschaftliche Expertisen für so eine Grundlage, denn außer den Bienen und anderen Bestäubern sowie weiteren Insekten, halten sich im Acker auch Schädlinge auf, gegen die Landwirte ihre Ernte schützen wollen und zur Ernährungssicherheit schützen müssen. Landwirte und Imker lebten in der Natur und arbeiten mit Tieren. „Sie sind aufeinander angewiesen“, erklärte Rukwied und führte auf, dass rund 1,4 Millionen Hektar Blühstreifen in Deutschland angelegt wurden. Landesprogramme wie „Baden-Württemberg blüht auf“ seien nur ein Beispiel, wie Bienen speziell gefördert werden. In Baden-Württemberg umfassen die angelegten Flächen die Größe von 18.000 Fußballfeldern. „Wir wollen mitarbeiten“, versprach Rukwied angesichts weiterer Bienenpläne des Ministeriums.

Lesestoff:

[1] Die ökonomische Bedeutung der Bienen: https://herd-und-hof.de/landwirtschaft-/mehr-bienen-braucht-das-land.html

[2] Klasse Wirkung, aber echt?: https://herd-und-hof.de/landwirtschaft-/einsteins-bienen.html

[3] Tag der Imker: https://herd-und-hof.de/landwirtschaft-/tankstellen-und-heizerbienen.html

[4] Bienenfreundliche Balkone: https://herd-und-hof.de/landwirtschaft-/stadtluft-macht-bienen-satt.html

Roland Krieg; Fotos: roRo

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