Biertreber auch für die Betonkuh
Landwirtschaft
Energiegewinnung aus Biertreber für Brauereien
Ein unverfälschtes Aroma zieht über den Hof, wenn der Lkw frischen Biertreber bringt. Das satte Braun zeichnet sich vom frischen Grün des Grases und trockenem Grau des Heus ab. Biertreber ist der ungelöste Anteil des Gersten- und Weizenmalzes, das beim Läutern der Maische nach dem Abtrennen der Würze anfällt. Und ein sehr gutes Proteinfutter. Bäckereien haben Biertreber sogar für die menschliche Ernährung wiederentdeckt und mischen diesen ins Roggenmehl.
Biertreber statt teures Soja
Zwei Millionen Tonnen Biertreber fallen in Deutschland jährlich
an. In der Rinderfütterung gilt es als Proteinfutter und wurde früher frisch
verfüttert. Heute wird der Biertreber zunehmend siliert, weil durch die
Konzentration der Brauereien die Transportwege zunehmen.
100 Kilogramm Malz erzielen bis zu 130 Kilogramm
Nasstreber, der mit 190 bis 220 Gramm je Kilogramm Trockensubstanz einen hohen
Wassergehalt aufweist. Trotz geringem Zuckergehalt lässt sich der Biertreber
gut silieren und langfristig portionieren.
Bis zu zehn Kilogramm Biertreber fressen die Milchkühe.
Rationsberechnungen zeigen, dass bei 26 Kilogramm Milchleistung am Tag 2,5
Kilogramm Kraftfutter eingespart werden können. Biertreber ist preisgünstiger
als Weizen und vor allem importiertes Soja.
Auch die Brauereien können Biertreber nutzen
Trotzdem ist die Anwendung begrenzt und für vor allem
kleinen Brauereien kann sich der Verkauf als logistisches Problem erweisen.
Biertreber gilt als Lebensmittelreststoff, der
fermentiert auch in der Biogasanlage verwendet werden kann. Das Problem: Lignin
erhöht die Verweilzeiten im Biogasfermenter und mindert die Gasausbeute.
Daher untersuchen in einem neuen Projekt Prof. Dr.
Kulozik und Dr. Voigt vom Lehrstuhl für Verfahrenstechnik disperser Systeme an
der Technischen Universität München für Brauereiwirtschaft und dem
Mühlenverband , Vorprozesse für das neue Substrat Biertreber, wie die Hydrolyse
in der Anlage schneller ablaufen kann. Die Verweilzeit ist beim Biogasprozess
die ausschlaggebende Größe der Wirtschaftlichkeit.
An der TU München soll in einem mehrstufigen
Fermentationsverfahren ein Prozess formuliert werden, der Mühlen- und
Brauereinebenprodukte wirtschaftlich in Energie umwandelt.
Für kleine und mittlere Brauereien kann das ein Weg
sein, sich von der Primärenergiequelle abzukoppeln und eventuelle teure
Entsorgung vermeiden helfen. Der Reststoff Treber könnte bis zu 30 Prozent der
benötigten Energie liefern. Bei einem Produktionsvolumen von 50.000 Hektoliter
Bier im Jahr kann der Biertreber 40.000 Euro Primärenergie einsparen, was sich
innerhalb von fünf Jahren amortisieren soll.
Lesestoff:
Optimierung der Biogasfermentation durch energetisch verbesserte Substratzerkleinerung und optimierte Biomasserückhaltung. Projekt des Monats Januar des Forschungskreises der Ernährungsindustrie: www.fei-bonn.de
roRo; Foto: FEI