Binnenfischerei muss lauter werden

Landwirtschaft

Fischereitag betont Interessenkonflikte

Deutschland ist reich an Seen und Flüssen. 8.700 Quadratkilometer meist kleinteilige Fischereigewässer sind verzeichnet. Sie reichen von Bächen bis zum großen Gezeitenstrom der Elbe, vom kleinen Weiher bis zum Bodensee. Die Binnenfischerei nutzt diesen Standortvorteil, wird aber wirtschaftlich unterschätzt. Zur Binnenfischerei ohne Aquakultur zählen die Erwerbs- und die Angelfischerei, führte Dr. Uwe Brämick vom Institut für Binnenfischerei in Potsdam/Sacrow auf dem Deutschen Fischereitag Ende August aus. Gegenüber der marinen Fischerei landen die Binnenfischer nur ein Zehntel der Fische an. Die Erwerbsfischerei kommt auf Zahlen um die 3.500 Tonnen und die Angelfischerei auf 18.500 Tonnen.

Die Fluss- und Seenfischereibetriebe erzielen beispielsweise in Brandenburg einen Jahresumsatz von 14 Millionen Euro, wobei die Kleinbetriebe bei durchschnittlich 53.000 Euro und die Großbetriebe bei knapp einer Million Euro liegen. 80 Prozent der 1.200 Betriebe werden von ein bis zwei Personen bewirtschaftet – und erzielen mit 14 Prozent eine doppelt so hohe Nettoumsatzrendite wie ein Großbetrieb. Die kleinen Betriebe veredeln den Fisch und verkaufen ihn in die Gastronomie und in der Direktvermarktung.

Die Kleinteiligkeit der Gewässer macht diese als Biotop instabiler als das weite Meer und setzt sie vermehrt externen Einflüssen aus. Selbst der Bodensee leidet derzeit unter Phosphormangel, der die Nahrungsgrundlage für die Fische einengt. Andere Gewässer leiden unter Eutrophierung.

Die Binnenfischerei bekommt Druck von zahlreichen Verordnungen, so dass der Satz „Wenn es mit dem Wasser stimmt, stimmt es auch mit dem Fisch“ schon lange nicht mehr gilt, führte Professor Albert Göttle vom Landesfischereiverband Bayern aus. Die Wasserrahmenrichtlinie seit 2000, Natura 2000, FFH und Vogelschutzverordnung sowie der Entwurf einer EU-Bodenschutzrichtlinie beeinflussen auch die Binnenfischerei. Die Wasserrahmenrichtlinie bietet eine Chance für die Fische, wenn die Durchlässigkeit der Bach- und Flussläufe Laichgebiete, mit Aufwuchs- und Fressgebieten wieder verbindet. Die Wasserkraft im Rahmen der Energiewende steht dem jedoch entgegen. 67 Prozent der Gewässer sind nicht mehr durchgängig und die Kiesbetten verschlämmen. Dort will kein Fisch mehr laichen. Bayern will im Rahmen seiner Klimaziele die Wasserkraft um 15 Prozent ausbauen.

Der Naturschutz stellt mit Besatz-Beschränkungen und der Bevorzugung terrestrischer Lebewesen die Binnenfischer vor Herausforderungen. Die Rote Liste der Feldvögel sei bekannt, aber auch 85 Prozent der Binnenfische sind gefährdet. Otter und Kormoran verdienen Schutz, erklärt Göttle, „aber nicht in der vorhandenen Bestandsdichte.“

Göttle und Brämick sind sich einig: Die Binnenfischerei muss lauter werden. Die regionalen Managementpläne sind für das Land gemacht, aber die Binnenfischerei sei mindestens genauso wertvoll. Sie schützt Gewässer und Natur, ernährt die Menschen und schafft wirtschaftliche Werte im ländlichen Raum. Die Binnenfischerei muss sich auch in der Gesetzgebung wiederfinden, lautet ein Fazit des Fischereitages.

Roland Krieg, www.aid.de

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