Bio-Tenside aus Laubholz

Landwirtschaft

Holzstoffe verbinden Öl und Wasser

Öl und Wasser mischen sich normalerweise nicht. Es gibt allerdings Substanzen, die aus den beiden gegensätzlichen Flüssigkeiten ein erfolgreiches Gemisch machen: Tenside. Erst deren Einsatz löst Fettflecken aus einem Kleidungsstoff in Wasser aus und lassen sich entfernen. Auch in der Landwirtschaft spielen Tenside bei Pflanzenschutzmitteln eine mischende Rolle. In der Küche werden Tenside als Emulgatoren bezeichnet. Lezithin aus dem Eigelb mischt Wasser und Öl zu einer cremigen Substanz und erlaubt erst die Herstellung von Mayonnaise.

Technikum Laubholz

Der Großteil an Tensiden wird von der Großindustrie für ganz spezifische Zwecke hergestellt und basiert auf Erdöl oder Pflanzenöl, meist Palmöl. Rudolf Hausmann vom „Technikum Laubholz“ sucht nach Alternativen. Das Technikum wurde erst Anfang April im Gebäude der ehemaligen Papierfabrik Scheufelen in Lenningen im Landkreis Esslingen gegründet. Das Forschungszentrum arbeitet mit verschiedenen Universitäten, Instituten und Partnern aus Industrie und Maschinenbau im Bereich der Bio-Ökonomie zusammen. Das Land Baden-Württemberg fördert das Technikum in den ersten beiden Jahren mit 30 Millionen Euro.

Biotenside

Prof. Hausmann ist auf der Suche nach Biotensiden aus Pflanzenabfälle: „Sie sind meist biologisch abbaubar, umweltfreundlich und einige von ihnen können sogar in der Lebensmittelindustrie eingesetzt werden.“ Außerdem macht ihre strukturelle Vielfalt sie für verschiedene Einsätze interessant.

Holz kann mit Enzymen, Säuren und anderen Verfahren in seine molekularen Bestandteile zerlegt werden. Dabei entsteht ein Gemisch aus verschiedenen Zuckern, wie Xylose, Glucose, Arabinose und Mannose sowie den strukturgebenden Holzbestandteilen Zellulose, Hemizellulose und Lignin. Damit Bakterien die vielen Rohstoffe verwerten können, sind bestimmte Verfahrensschritte notwendig, die in einem Bioreaktor unter anderem Bio-Tenside erzeugen.

Neuer Markt

Im Labormaßstab funktioniert das bereits. Das Technikum Laubholz arbeitet an einer Umsetzung in industriellen Großanlagen. Für Laubholz ist das nach Prof. Hausmann eine neue und gute Verwertungsmöglichkeit. „Der Holzpreis sinkt und alternative Absatzmärkte sind gesucht.“ Zudem wird ein Großteil des Laubholzes nur als Feuerholz verkauft. In Baden-Württemberg gibt es viele Buchenwälder, deren Kronenholz aus dünnen und krummen Ästen bestehen und sich sonst nur schwer vermarkten lassen.

Roland Krieg

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