Biobauern alleine schaffen es nicht

Landwirtschaft

Bayern will bei „Bio“ Marktpartner ins Boot holen

Brunners Bio-Bayern boomt. In den letzten zehn Jahren hat sich die Zahl der Biobauern in Bayern verdoppelt, steht aber an einem Scheideweg. Anfang 2013 hat der bayerische Landwirtschaftsminister Helmut Brunner den Startschuss für die BioRegio-Initiative gegeben. Vom Ausgangsjahr 2013 aus will Bayern den Ökolandbau bis 2020 noch einmal verdoppeln. Der Minister sieht die Marktchancen, aber auch die Hemmnisse für die Umstellung und dass die Biobauern Marktanteile durch Importe verlieren. Das Landesprogramm „BioRegio 2020“ aus dem Jahr 2013 wurde jetzt durch eine Studie der Forschungsgruppe Agrar- und Regionalentwicklung Triesdorf (ART) in allen Punkten bestätigt.

Ökolandbau Teil des bayerischen Agrarsektors

Dioxine in Bio-Eiern, Betrugsfälle mit Bio-Lebensmitteln und Lohn-Dumping bei Händlern sind nach Studienaussage ein Beleg der Etablierung des Ökosektors in der Gesellschaft. Diese „kritische Wahrnehmung“ anzunehmen, heißt dann auch die Lösungen aufzubereiten. Im Jahr 2012 arbeiten sechs Prozent der bayerischen Betriebe nach ökologischer Wirtschaftsweise. Die rund 6.500 Betriebe bewirtschaften 207.000 Hektar etwa 6,2 Prozent der bayerischen Landwirtschaftsfläche. Auf den Märkten für Milch, Rindfleisch und Getreide laufen die Geschäfte gut, bei Schweine- und Geflügelfleisch sind noch erhebliche Produktionsdefizite zu überwinden. Der Markt hat sich neben den starken konventionellen Exportmärkten Bayerns etabliert. Bei Rind- und Kalbfleisch liegt der Selbstversorgungsgrad bei 200 Prozent, bei Milch und Käse zwischen 170 und 320 Prozent. Brunner wählt nicht den Weg „Entweder – oder“, sondern „Sowohl als auch“. Der Ökomarkt wächst anhaltend und „Bio“ ist ein selbstverständlicher Bestandteil der deutschen Ernährungskultur geworden“, so die Studie. Öko hat in der Vergangenheit eine positive Marktleistung gezeigt und erfreut sich gleichbleibender Beliebtheit bei den Kunden.

Diese Errungenschaften sollen nicht aufgegeben werden. Denn die Erzeuger verlieren Marktanteile. Brunner: „Anders als im konventionellen Bereich sind wir bei Bio zunehmend auf Importe angewiesen“. Um die heimischen Chancen zu stärken, will Brunner alle Marktteilnehmer ins Boot holen, um das Ziel, die Verdoppelung des Ökolandbaus bis 2020 auch zu realisieren. Die Studie liefert wichtige Erkenntnisse über die Engpässe.

Länderflankierung

Die Prämienspreizung zwischen Öko- und sonstigen Agrarumweltprämien sowie die Zuverlässigkeit der Öko-Prämie sind wichtige Aspekte für die Erhöhung der Sicherheit von Unternehmensentscheidungen. Einige Länder haben aus überwiegend fiskalischen Gründen Umstellungs- und Beibehaltungsprämien ausgesetzt und die Kürzungen des Agrarhaushaltes für die neue Förderperiode könnte über die zweite Säule weniger Mittel für den Ökolandbau übrig lassen. Die Studie fasst zusammen: „Rückblickend lösten wechselnde politische Signale und Strategien auf den verschiedenen politischen Ebenen entlang der Öko-Wertschöpfungskette häufig Unsicherheiten aus, die insbesondere die Umstellungsentscheidungen verzögert haben.“

Brunner setzt seit einiger Zeit flankierende Maßnahmen um. Neben BioRegio gibt es eine zweite Fachschule für den Öko-Landbau in Weilheim, zwei Öko-Akademien in Bamberg und Kringell (Landkreis Passau) sowie ein Kompetenzzentrum für den Öko-Landbau in Freising. Dafür hat Bayern 5,4 Millionen zur Verfügung gestellt – zusätzlich 2,5 Millionen im Nachtragshaushalt 2014.

Funktionierende Wertschöpfungsketten bilden

Die Biobauern alleine werden die Ziele nicht umsetzen können. In Bayern gibt es lediglich eine Maßnahme (A11) im KULAP (Kulturlandschaftsprogramm), die für den Gesamtbetrieb den ökologischen Landbau unterstützt. Allerdings sind Kombinationen mit zahlreichen Einzelkomponenten möglich. Darunter zählen die Sommerweidehaltung, Mahd von Steilhangwiesen, Grünstreifen an Gewässern oder Agrarökologische Grünlandnutzung. Hutungen, Streuwiesen oder Almen bekommen keine Öko-Förderung. Am Mittwoch hat Brunner eine deutliche Erhöhung der Ökoprämien im KULAP angekündigt.

Das wird aber nicht reichen. Die Umstellungsrisiken müssen zusätzlich abgesichert werden. Brunner sieht die Marktpartner in der Verantwortung. Es gibt etwa 2.900 verarbeitende Öko-Betriebe im Freistaat und Verbraucher verbinden Bio immer stärker mit regionalen Ansätzen. „Der mit regionalem Bio verbundene Mehraufwand und das größere Risiko für die Bauern sind durch den geringen Mehrerlös nicht abgedeckt“, erklärt Brunner. So sieht die Studie das größte Potenzial zur Hebung des ökologischen Marktschatzes die Steigerung der Nachfrage durch die „Erschließung der vielen Gelegenheitskunden.“

Im März will Brunner eine Runden Tisch organisieren, der Marktakteure und Verbraucherverbände anspricht. Es geht um die Bewusstseinsbildung: „Wir müssen den Verbrauchern bewusst machen, dass es Bio aus Bayern nicht zum gleichen Preis geben kann wie Bio aus Ägypten oder Mexiko“, sagte Brunner.

Bei der Erschließung des Potenzials spielen die Demonstrationsbetriebe des Landes eine Rolle. Sie zeigen nicht nur den Landwirten, wie der Ökolandbau praktisch funktioniert, sondern stehen auch den Verbrauchern offen. „Bayern-Pakete“ als Informationsmaterial für Schulungen und für Marketingzwecke können ebenfalls helfen, den Ökolandbau in Bayern auszuweiten.

Lesestoff:

Die Studie zum Ökolandbau in Bayern finden Sie unter www.stmelf.bayern.de

Roland Krieg

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