Biobranche: „organic und fair“

Landwirtschaft

Eröffnung der BioFach in Nürnberg

Heute Morgen hat die Nürnberger Messe erneut die Tore für die BioFach geöffnet, die für das Fachpublikum bis zum 20. Februar Produzenten, Hersteller und Händler eine internationale Bühne bietet. Rund 2.500 Aussteller haben sich gemeldet.

Öko bleibt im Trend
„Die Krise hat uns unter anderem gelehrt, dass Zahlen beliebig
manipulierbar sind. Wenn wir über Zukunftsmärkte reden, dann geht es nicht darum, einen vorhandenen Markt zu bedienen, sondern neue Bedürfnisse und Werterhaltungen der Menschen, die sich nicht um Marktgesetze scheren, anzusprechen.“ So formuliert es Zukunftsforscher Dr. Eike Wenzel vom Zukunftsinstitut Kelkheim. Schon in Berlin zeigte er sich zuversichtlich, dass die ökologische Produktionswelt mit ihrer Konsumphilosophie unausweichlich dem Wunsch der Menschen entspricht.
Aber nicht nur die Zukunft gehört der Biobranche – auch die jüngste Vergangenheit hat gezeigt, dass trotz Krise der Markt stetig wächst: 16 Prozent Wachstum in den USA, 18 Milliarden Euro Umsatz in Europa, sieben Prozent plus in Italien im Krisenjahr 2009 und die Türkei entdeckt den Bioexportsektor.
Die zur BioFach vorgestellte Marktanalyse der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) zeigt, dass im Krisenjahr 2009 der Biomarkt um zwei Prozent zugelegt hat. Allerdings haben sinkende Preise den Umsatz um ein Prozent abgesenkt. 94 Prozent der deutschen Haushalte haben Bioprodukte eingekauft und gaben dabei im Durchschnitt 84 Euro aus.
Nürnbergs Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly ergänzte bei der Eröffnung, dass jedoch die Hälfte der Bioprodukte nur von sechs Prozent der haushalte gekauft werden. Er forderte die Biobranche auf, „große Massenmärkte zu erschließen“. Dabei werde sich aber im Handel und bei der Produktion etwas ändern müssen. Wichtig sei, so Dr. Maly, dass die Branche nicht vom Endverkaufspreis her denke. Der Milchmarkt zeige, dass das nicht funktioniere.
Die Analyse der GfK zeigt weiterhin, dass besonders die Lieferdienste und Drogeriemärkte vom Bioboom profitiert haben. Sie haben bei Biolebensmitteln und Biogetränken rund 18 Prozent zugelegt. Auch der Naturkosthandel liegt bei diesen Sortimenten mit einem Plus von zwei Prozent vorn. Einbußen mussten die Reformhäuser hinnehmen. Minus fünf Prozent. Auch Discounter und Vollsortimenter verloren rund drei Prozent Umsatz im Biomarkt.

Organic und fair
Der Biomarkt ist hoch dynamisch. „Eine wachsende zahl von Kunden hinterfragt heute die Entstehungsprozesse der Produkte, die in ihrem Einkaufskorb landen. Bio-Hersteller sind traditionell Überzeugungstäter, was Fairness betrifft“, so BioFach-Projektleiter Udo Funke. Deshalb liegt der diesjährige Schwerpunkt der BioFach auf dem Duo „organic und fair“. Im Jahr 2008 hat der Handel internationaler Transfair-Produkte um 25 Prozent zugelegt und erreicht nach Angaben von Transfair 2,8 Milliarden Euro. Neben Deutschland achten die Konsumenten in England, Frankreich und Skandinavien besonders auf faire Produkte. Die Domäne des fairen Handels beschreibt den Warenaustausch zwischen Entwicklungs- und Industrieländern. In jüngster Vergangenheit bezieht sich der Begriff immer mehr auf regionale Produkte, bei denen es um gerechte Löhne für die heimische Landwirtschaft geht.
In Belgien, Frankreich, den Niederlanden, Norwegen und der Schweiz ist der faire Handel unter dem Namen Max Havelaar bekannt. Der Autor hatte im Jahre 1860 in den Niederlanden ein kritisches Buch über den Kolonialhandel veröffentlicht.
„Bio ist mehr als Siegel und ein Logo“, sagte Katherine DiMatteo, Präsidentin von IFOAM, auf der Eröffnung. Öko sei die Alternative für die künftigen Herausforderungen, Klima und Rohstoffknappheit zu bewältigen. „Fairness ist unsere Überzeugung“. DiMatteo glaubt an einen ökologischen Wendepukt des Wirtschaftssystems. Standards und Siegel seien nicht der Erfolg der Branche, sondern die dahinter stehen Werte.

Roland Krieg

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