Biodiesel aus Pflanzenabfällen
Landwirtschaft
Energieeffiziente Biodieselherstellung
Raps gilt als das gängige Beispiel für die Biodiesel-Herstellung. So schön leuchtend gelb im Frühjahr die Felder auch blühen – Raps beansprucht Ackerfläche, die künftig knapp wird. Avelino Corma von der Unversidad Politécnica de Valencia in Spanien hat sich nun Gedanken über die zweite Generation Biodiesel gemacht, die nur aus Pflanzenabfällen gewonnen werden kann. Damit besteht keine direkte Nutzungskonkurrenz zur Lebensmittelproduktion. Zudem ist der Herstellungsweg Energieeffizient und das Produkt absolut hochwertig.
Ausgangspunkt 2MF
Haferspelzen,
Mandelschalen, Schalen von Sonnenblumenkernen, Maiskolben, Reste der
Olivenölgewinnung oder Bagasse, faserige Reste der Zuckerproduktion aus
Zuckerrohr sind Reststoffe, die immer wider in den Fokus der Verwertung
geraten. Es existieren verschiedene Ansätze für die Treibstoffverwertung, doch
meist ist die Energiebilanz ungünstig, erklärt Avelino Corma. Er hat jetzt
einen Weg gefunden, der ohne organische Lösungsmittel auskommt, wenig Energie
verbraucht und kostengünstig ist.
Der erste Schritt ist
gängige Praxis, wenn aus der Biomasse Furfural hergestellt wird. Der Stoff
entsteht aus Wasserdampfdestillation aus Biomasse und Behandlung mit
Schwefelsäure. Ein zweiter gängiger Industrieprozess ist die selektive
Umwandlung in 2-Methyl-Furfural (2MF), einem Ring aus vier Kohlenstoffatomen
und einem Sauerstoffatom. Der Ring trägt eine Methylgruppe –CH3 als
Seitenkette.
„Dieses 2MF ist
Ausgangspunkt unserer neuen Dieselsynthese“,
erklärt Corma. Zunächst werden drei Moleküle 2MF miteinander verknüpft.
Gebraucht werden dazu nur Wasser und eine Säure als Katalysator. Dabei öffnet
sich ein Drittel der Ringe und knüpft sich an je zwei weitere. Chemiker
beschreiben diese Prozesse als Hydroxyalkylierung und Alkylierung. Die wässrige
Phase, die auch den Katalysator trägt, trennt sich von selbst von der
organischen Phase mit dem Zwischenprodukt ab und kann einfach entfernt werden.
In einer zweiten Reaktion müssen noch die beiden anderen Ringe geöffnet und die
Sauerstoffatome entfernt werden. Da geht mit einem speziellen platinhaltigen
Katalysator in dem Prozess der Hydrodeoxygenierung.
„Am Ende erreichen wir
87 Prozent der Produkte der Dieselfraktion in Form verzweigter Kohlenwasserstoffketten
mit neun bis 16 Kohlenstoffatomen“, beschreibt Corma das Endprodukt. Das sei
die beste in der Literatur beschrieben Ausbeute für eine Biodieselsynthese.
Außerdem ließen sich gasförmige und leichte Nebenprodukte für die
Wärmeerzeugung nutzen. Der spanische Biodiesel hat 71 Cetan (hohe
Zündwilligkeit) und einen Pourpoint von
– 90 Grad Celsius (gerade noch flüssig). Sein Biodiesel kann direkt mit
konventionellen Dieselkraftstoffen vermischt werden.
Lesestoff:
Corma A, Production of High-Quality Diesel from
Biomass Waste Products, Angewandte Chemie, 2011, 123, 1 – 5,
DOI:10.1002/ange.201007508
Dr. Renate Hoer / roRo; Foto: Avelino Corma