Bioenergie und Naturschutz
Landwirtschaft
BfN fordert naturverträglichen Biomasseanbau
Prof. Beate Jessel, Präsidentin des Bundesamt für Naturschutz (BfN) forderte am Dienstag in Berlin einen naturverträglichen Anbau der Biomasse. Bioenergie und Naturschutz seinen kein Widerspruch, so Prof. Jessel, und sollten ihre Synergien nutzen.
Einseitige Förderung führt zu Monokulturen
In einem vorgestellten Positionspapier fordert der BfN Misch- statt Monokulturen, wie Mais mit Sonnenblumen oder Roggen mit Wicken für den Erhalt der Biodiversität, und einen reduzierten Einsatz von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln zum Schutz des Trinkwassers. Gleichzeitig stellten diese Forderungen den Biomasseanbau nicht grundsätzlich in Frage, die Klimaschutzziele der EU zu erreichen. Bis 2020 soll der Anteil erneuerbarer Energien am Endenergieverbrauch 20 Prozent betragen und derzeit mit 70 Prozent, aber auch künftig mit hohen Anteilen versehen, stellt die Biomasse vom Acker die bedeutendste Form der nachwachsenden Energien dar. „Wir sind als Naturschützer nicht gegen den Maisanbau“, so Prof. Jessel, doch führe die aktuelle Subventionspolitik die falschen Weichen.
Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) beinhalte seit 2004 mit seinem Nawaro-Bonus einen einseitigen finanziellen Anreiz Maiskulturen für die Biogasproduktion auf die Fläche zu bringen. Aus Gründen des Klimaschutzes sei besonders ungünstig, dass dafür Grünland umgebrochen werde. Auch stehe Mais als wasserzehrende Kultur in trockenen Regionen auf den Feldern, Sickersäfte der Silage und konzentrierte Ausbringung der Gärreste rund um die Biogasanlagen, bringen die Biomassenutzung in Verruf.
Positive Lösungen präsentieren
Das Positionspapier soll nach Mitautor Wolfgang Peters vor allem positive Beispiele und deren Umsetzungsmöglichkeiten aufzeigen. So soll beispielsweise die Pflicht einer dreigliedrige Fruchtfolge nicht mehr durch den Aufbau einer Humuswirtschaft umgangen werden können. Die Einspeisevergütung für Anlagen mit weniger als 500 kW von derzeit zwei Cent je kWh könnte angehoben werden. Substrate von Brach- und Saumflächen könnten in einer Positivliste des EEG geführt und über den Landschaftsbonus vergütet werden.
Für Prof. Jessel ist die Differenzierung wichtig. Wenn beispielsweise Kurzumtriebsplantagen in einer ausgeräumten Monokulturlandschaft gepflanzt werden, sei das aus Sicht des Naturschutzes ein Gewinn. Wenn allerdings kleinstrukturierte Landschaften, sogar Grünland, im Mittelgebirge umgewandelt werden, sei das ein Rückschritt. Der bedeutendste Schritt wäre die Zertifizierung der Bioenergie.
Das BfN fordert und listet in seiner Broschüre relevante Strategien und Steuerungsinstrumente für die naturverträgliche Form des Biomasseanbaus auf.
Abschied vom Säulenmodell?
In diesem Jahr werden entscheidende Weichen für die Agrarpolitik nach 2013 gestellt. Derzeit finanziert die erste Säule über Direktzahlungen die Einkommen der Bauern, die nicht über den Markt gedeckt werden. Die zweite Säule für die Entwicklung des ländlichen Raums bietet zusätzlich zu den Anbauvorschriften in der ersten Säule Raum für gesellschaftliche Leistungen wie dem Erhalt der Kulturlandschaft oder Grundwasserschutz sowie erhalt der Biodiversität. Gegenüber Herd-und-Hof.de forderte Prof. Jessel, dass man sich von der Trennung zwischen der ersten und zweiten Säule lösen müsste. Wichtiger sei die Diskussion über die Weiterentwicklung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) und Antworten wohin das Geld fließen solle. Prof. Jessel will weg von einer „undifferenzierten Subvention“ und eine Honorierung der gesellschaftlichen Leistungen. Leitmodell könne der Ökolandbau sein, der mit seiner Humuswirtschaft auch klimarelevante Ziele erfülle. Die Umsetzung erfordere aber einen Paradigmenwechsel der gegenwärtigen Förderung.
Lesestoff:
Das Positionspapier „Bioenergie und Naturschutz“ des BfN können Sie unter www.bfn.de - - > Positionspapiere herunterladen.
Der Sachverständigenrat für Umweltfragen hatte im Dezember die „Ökologisierung der GAP“ gefordert.
„Neue“ Feldfrüchte und Alternativen zum Mais gibt es viele. Beispielsweise die Durchwachsene Silphie.
Auf den DLG-Feldtagen wurden vor zwei Jahren bereits Wildpflanzenmischungen vorgestellt, die den Mais als Biogasleitkultur ersetzen können.
Derzeit werden bundesweit Energiefruchtfolgen untersucht, die möglichst viele Ziele des Naturschutzes und der Energiegewinnung erfüllen können.
Roland Krieg; Foto: roRo