BioEnergy Decentral

Landwirtschaft

VDMA und Bauern sichern dezentrale Energieversorgung

Im Vorfeld der BioEnergy Decentral im November auf dem Messegelände Hannover bekannten sich der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) und die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) zur Förderung der dezentralen Bioenergie. Schon 1998 führte der Schulterschluss zwischen den Technikern und dem Deutschen Bauernverband zur Gründung des Bundesverbandes Bioenergie (BBE) und setzte ein Zeichen für die Biomasse als wesentlicher Träger der kommunalen Versorgung mit Strom und Wärme.

Ohne Landwirtschaft geht nichts

Heute ist die Energiewende und vor allem die Biomasse in schwieriges Fahrwasser geraten und Kritik ausgesetzt. Dennoch: „Die Landwirtschaft ist ein wesentlicher Spieler auf dem Markt“, erklärte Dr. Reinhard Grandke, Hauptgeschäftsführer der DLG am Dienstag in Berlin. Rund 7.500 Biogasanlagen gibt es derzeit in Deutschland. Die produzieren etwa 3.000 MW Energie, erzielen 6,7 Milliarden Euro Umsatz und sichern 48.000 direkte und indirekte Arbeitsplätze.
Die Landwirte sind die neuen Partner der Kommunen, erklärt Thorsten Herdan, Geschäftsführer der VDMA Power System. Die Landwirtschaft sei das Rückgrat der Energiewende und stellt auch für die Stromtrassen Flächen zur Verfügung. Substrate für die Biomasseanlagen sind nicht endlos transportabel, so dass die Landwirtschaft prädestiniert für die dezentrale Energieversorgung sein. Biomasse ist auch in der verarbeiteten Form Biogas speicherbar und als einzige erneuerbare Energie regelbar.

Effizienz

Die Biogasanlagen sind durchschnittlich sechs Jahre alt und vor dem Hintergrund des rasanten technischen Fortschritts schnell überholt. Hier liegt das Potenzial beim VDMA. Die Anlagen stehen vor einem Repowering und vor neuen technischen Fortschritten. Für Dr. Grandke kann moderne Technik beim Auflösen der Teller-Tank-Diskussion helfen.
Gegenüber Herd-und-Hof.de erläutert Thorsten Herdan wo die Effizienzreserven liegen: Die jungen Energien stehen in etwa auf Höhe der Tin Lizzy in der Kette des modernen Fahrzeugbaus. Prozesstechnik und Prozessführung bergen Effizienzpotenziale, der einzelne Motor oder die neue Turbine hingegen nicht mehr. Die haben ebenfalls eine 100-jährige Reifungsphase hinter sich. Ein neues Tätigkeitsfeld wird die Flexibilität der Anlagen sein. Sie müssen für verschiedene Substrate und Prozessketten funktionieren. Größere Effizienz sieht Herdan im Bereich der Pflanzenzüchtung, die spezielle Energiepflanzen bereit stellt, und bei der Aufbereitung des Substrates für den Fermenter.

Politik

Die Energiewende ist mehr als nur ein technischer Aspekt. Die Politik stellt eigene Herausforderungen. Dass in der nächsten Woche die EEG-Umlage auf über fünf Cent je Kilowattstunde erhöht wird, sei das Ergebnis von Politikversagen, so Herdan. Die Umlage steige vor allem durch den Ausbau der Photovoltaik und die Ausnahmeregelungen für energieintensive Unternehmen. Die Biomasse werde in „Sippenhaft“ genommen. Herdan fordert eine Anpassung des EEG an die sich verändernden Bedingungen. Am 02. November wird der Arbeitsbericht der im Umweltministerium angesiedelten Plattform zur Energiewende vorgestellt. Im ersten Entwurf, so Herdan, stehen die Analysen des Politikversagens und Maßnahmen für eine Korrektur im Vordergrund.
Korrigiert werden müsse das Erneuerbare-Energien-Gesetz, um die Energie dort zu produzieren, wo sie verbraucht wird. Das „EEG 2.0“ und ein „Marktdesign 2.0“ müssen Angebot und Nachfrage räumlich zueinander bringen.
Angesprochen werden müssen auch zwei weitere Probleme: Zum einen die Umlagefreie Eigenstromversorgung der Industrie und fehlerhafte neue Anschlussbedingungen für neue Anlagen. So seien geplante Zertifizierungen und Schutzeinrichtungen für Windkraftanlagen physikalisch derzeit nicht realisierbar.

Leistungsschau BioEnergy Decentral

Im Rahmen der EuroTier wird auf dem Messegelände in Hannover die dezentrale Energieversorgung in den Mittelpunkt gestellt. Ein ausführliches Fach- und Praxisproramm zeigt die landwirtschaftliche Verwertung kommunaler Reststoffe für den regionalen Strom- und Wärmemarkt, informiert über die Gründung von Energiegenossenschaften, berät zum Versicherungsschutz bei Biogasanlagen und löst die Frage auf, ob Gas auch aus Gras erzeugt werden kann.
Deutschland ist dabei das Freilandlabor. Schon die Aussteller kommen aus 23 Ländern und zeigen, so Dr. Grandke, das hohe Interesse der Nachbarländer an der deutschen Energiewende. Für die Anlagenbauern sind das interessante Absatzmärkte für Ventile, Turbinen und Steuerungsanlagen. In Italien ist der Biogasanlagenbestand seit 2009 von 60 auf 700 gestiegen, in Tschechien wird sich die Zahl der Biogasanlagen in den nächsten drei Jahren fast verdoppeln und Polen plant seinen aktuellen Bestand von 17 Biogasanlagen bis zum Jahr 2020 auf 2.200 Fermenter zu steigern.

Lesestoff:

www.bioenergy-decentral.com

Roland Krieg; Foto: roRo

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