Biogas: Alternative zur Großanlage
Landwirtschaft
Bayern veröffentlicht Studie über Biogassammelleitungen
Bayerns kleine Agrarstruktur zeigt, wie viele Betriebe am günstigsten Biogas erzeugen und einspeisen könnten.
Rund 1.400 Biogasanlagen gibt es im Freistaat, die das Gas direkt in Strom umwandeln. Dabei geht die Wärmenutzung meist verloren. Eine große Anlage existiert in Pliening im Landkreis Ebersberg, die stündlich rund 920 Normkubikmeter Biogas erzeugt. Die Anlage steht aber in der Kritik, weil die erforderliche Substratmenge von rund 35.000 Tonnen aus einem Umkreis von 15 Kilometer herangefahren wird. Zudem fürchten Kritiker eine Maismonokultur in der Umgebung.
Kleine Betriebe gasseitig verbinden
Auf der anderen Seite sind Kleinanlagen bis 250 Normkubikmeter Biogas unwirtschaftlich, weswegen das Bayrische Staatsministerium für Landwirtschaft und Forsten eine Studie in Auftrag gegeben hat, mit verschiedenen Szenarien zu prüfen, ob kleine Anlagen mit Hilfe von Gassammelleitungen verbunden werden können, um es dann zentral in Erdgasqualität umzuwandeln und einzuspeisen. Die gestern veröffentlichte Studie zeigt mit technischen Berechnungen, wie sich die Kosten für Biomasse, Biogassammelleitung und Gasaufbereitungsanlage, sowie Einspeisedruck und Biogasmenge auf die Wirtschaftlichkeit auswirken.
Dabei wurden Daten von sechs Bauern in Dorfen im Landkreis Erding ausgewertet, deren Biogasanlagen mit einer Gassammelleitung von neun Kilometer Länge vernetzt werden müssten. Dazu brächte jeder Betrieb eine Übergabestation, die das hofeigene Biogas mit Überdruck in die Gassammelleitung einspeist.
Nicht zu unterschätzen sind die Kosten für die Leitung. Je nach Szenarium fallen mindestens 380.000 Euro an. Die können allerdings mit der seit Januar 2008 gültigen „Richtlinie zur Förderung von Maßnahmen zur Nutzung erneuerbarer Energien im Wärmemarkt“ bis zu 30 Prozent übernommen werden.
Bei allen Berechnungen zeigte sich, dass nur die Biogaslieferung an die Dorfgrenze mit anschließender Verstromung und Wärmeproduktion in einem BHKW wirtschaftlich ist.
Es zeigt sich, dass die Investitionen für die Sammelleitung und die Ausgestaltung der Verträge zur Gasverwertung offenbar nur über verschiedene Betreibermodelle zu realisieren sind.
Neue Nutzungswege
Voraussetzung für die Wirtschaftlichkeit ist eine gemeinsame Leistung von 800 Kubikmeter Biogas in der Stunde, was 1.600 Kilowatt Generatorenleistung entspricht. Die Studie kommt zu dem Fazit, dass eine gemeinsame Arbeit von Landwirten, Planern und der Gaswirtschaft, die Biogaseinspeisung etablieren könnte. Für Landwirtschaftsminister Josef Miller ein deutlicher Fortschritt: „Damit bekommen wir einen höheren Gesamtwirkungsgrad und eröffnen neue Nutzungswege wie zum Beispiel Heizen oder Fahren.“ Bis 2030 ließen sich nach Angaben des Ministeriums bis zu 1,5 Milliarden Kubikmeter aufbereitetes Biogas in das Erdgasnetz einspeisen. Das entspräche rund 16 Prozent des heutigen Gasverbrauches im Freistaat.
Lesestoff:
Der Endbericht „Gasseitige Bündelung von Biogasanlagen und gemeinsame Einspeisung ins Erdgasnetz“ kann unter www.stmlf.bayern.de / Neue Angebote eingesehen werden.
roRo