Biogas für Tansania

Landwirtschaft

Uni Hohenheim optimiert Kleinst-Biogasanlagen

Fünf Personen, ein Rind und etwa 1,2 Hektar Bananenplantage – so sieht der Beispielhaushalt für das Forschungsprojekt „Biogas support for Tanzania“ (BiogasST) in der Region Kagera aus. Einen Stromanschluss gibt es in Tansania nicht, gekocht wird traditionell mit Brennholz, welches in langen Fußmärschen mühsam zusammengetragen werden muss. Zudem entstehen beim Verfeuern gesundheitsschädliche Rauchgase, fasst die Universität Hohenheim zusammen. Die Lösung sind Kleinst-Biogasanlagen – eigene Mini-Biogasfabriken für jeden Haushalt, die vom Verein Ingenieure ohne Grenzen e.V. in Zusammenarbeit mit Studierenden der Universität Hohenheim aufgebaut werden.

Ausgangspunkt Diplomarbeit
Ausgangspunkt der Forschung, die vor Ort zusammen mit der Partnerorganisation Mavuno durchgeführt wird, ist eine Diplomarbeit des Berliner Ingenieurs Philipp Becker. Zunächst wird eine Pilotanlage auf dem Stuttgarter Campus im Gewächshaus gebaut, dann im Jahr 2010 in Tansania nachgebaut.
Die Idee ist nicht neu. Bereits in den 1990er Jahren wurden westlich des Viktoriasees Kleinst-Anlagen gebaut. Doch neun von zehn funktionieren nicht mehr, so die Forscher. Hauptproblem war die Verwendung von metallischen Gegenständen sowie die unzureichende Schulung der Betreiber. Bei Störfällen konnten sie nicht eingreifen oder einen Neustart der Anlage durchführen. Problematisch war auch die ausschließliche Verwendung tierischer Exkremente und dem damit verbundenen hohen Wasseranteil. Gerade in der Trockenzeit fehlten den Bewohnern Substrate und Wasser für die Anlage.
Jetzt sind die Vorlagen eindeutig: Die Anlage muss mit Baumaterialien vor Ort gebaut werden können, der technische Aufwand soll einfach sein, Wartungsaufwand und Wartungskosten gering und die Materialkosten für den Bau dürfen insgesamt nicht mehr als 400 US-Dollar betragen.
Seitens der Universität Hohenheim sind insgesamt 14 Studierende aus den Studiengängen Nachwachsende Rohstoffe und Bioenergie beteiligt. Ihre Arbeit wird benotet und führt zum Bachelor-Abschluss. Die BayWa-Stiftung beteiligt sich mit insgesamt 5.000 Euro an dem Projekt.

Ein Behälter, verschiedene Substrate
Die Pilotanlage folgt einem einfachen Prinzip. Bananenblätter, Rinderdung und Küchenabfälle gären in einem Gärbehälter. Je höher die Temperatur, desto schneller ist der mikrobielle Abbauprozess. Es entsteht im Wesentlichen Methan und Kohlendioxid, das gespeichert und rund um die Uhr abgerufen werden kann. Damit sollen die Gaskocher und Gaslampen betrieben werden und die Gärreste kommen als Dünger auf das Feld. Um einen Haushalt einen Tag lang mit Gas versorgen zu können, haben die Studierenden den Bedarf von rund 60 Kilogramm Substrat aus Bananenblättern und Rinderdung berechnet.

EU und Tansania
Am Montag hat die EU das bislang größte Kooperationsprogramm für Tansania auf den Weg gebracht. Insgesamt werden 385 Millionen Euro für die Förderung eines breitenwirksamen Wirtschaftswachstums bereitgestellt, von dem auch die Armen des Landes profitieren sollen, teilte die EU mit. „Mit diesem massiven finanziellen Engagement wollen wir unserer Überzeugung Ausdruck verleihen, dass die tansanische Regierung die vor ihr liegenden wirtschaftlichen Herausforderungen tatkräftig angehen und die Themen gute Regierungsführung, Rechenschaftspflicht und Korruptionsbekämpfung in den Mittelpunkt ihrer politischen Arbeit stellen wird“, sagte Karel de Gucht, EU-Kommissar für Entwicklung und humanitäre Hilfe. Acht Millionen euro fließen n den Beriech der erneuerbaren Energien, weil nur zehn Prozent der Tansanier eine Stromversorgung hat.
Das Geld fließt im Rahmen der europäischen Millennium Developement Goals – Verpflichtungen, die Wirksamkeit und die Vorhersagbarkeit der Entwicklungshilfe sowie zur Beschleunigung der Fortschritte zu ergreifen. Mittel aus diesen Vereinbarungen werden für einen Zeitraum von sechs Jahren vergeben und sind damit doppelt so lange gebunden wie bisher. Im März hatte Sambia als erstes Land aus diesen Kooperationsvereinbarungen Gelder in Höhe von 225 Millionen Euro zugesichert bekommen.

roRo

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