Biogas hat noch Wachstumspotenzial

Landwirtschaft

Entwicklungsmöglichkeiten der Biogasproduktion

Das Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft e.V. (KTBL) und die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR) luden am 22. und 23. September zum gemeinsamen Biogaskongress „Biogas in der Landwirtschaft – Stand und Perspektiven“ nach Potsdam ein. Wissenschaft und Praxis stellten die Notwendigkeit der Anpassung und Optimierung bestehender Anlagen an die aktuellen Entwicklungen im Energiemarkt dar.

Dr. Andreas Schütte, Geschäftsführer der FNR, und Dr. Ulrike Klöble, stellvertretende Hauptgeschäftsführerin des KTBL, unterstrichen die anhaltende Bedeutung der Biogaserzeugung für die deutsche Landwirtschaft sowie für die Energiebereitstellung in Deutschland. Es sei wichtig, so Schütte, die Stärken von Biogas, wie die bedarfsgerechte Energieerzeugung oder vielfältige Nutzungsmöglichkeiten offensiver auszuspielen, und ein größeres Augenmerk auf eine effizientere und nachhaltigere Bio gasproduktion bei Bestandsanlagen und Neubauten zu richten.

Etwa 18 Prozent der erneuerbaren Strom- und zehn Prozent der Wärmeerzeugung basieren mittlerweile auf einer biogasbasierten Form der Energiebereitstellung. Die Bioenergie zählt wegen ihrer vielfältigen Einsatzmöglichkeiten und ihrer Verlässlichkeit als Trumpf in der Energiewende. Während Wind- und Sonnenenergie wetterabhängig sind, lässt sich Biogas speichern und dient zum Ausgleich bei Versorgungslücken. Hier kann Biomasse zu einer kostengünstigen Stromerzeugung und zu mehr Netzstabilität beitragen bei gleichzeitig preislich wettbewerbsfähiger Wärmeerzeugung.

Anaerobe Pansenpilze in Biogasanlagen

Durch den Einsatz von anaeroben Pansenpilzen soll pflanzliches Gärsubstrat besser aufgeschlossen und verwertet werden. Die Entwicklung einer biologischen Vorbehandlungsstufe für einen Einsatz anaerober Pilze wäre ein weiterer Schritt weg von Energiepflanzen, wieder hin zu Biogasanlagen als Reststoffverwerter. Diesem Thema widmet sich ein Verbundvorhaben der Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, der Technischen Universität München und der Hochschule Weihenstephan.

Regionaler Nährstoffausgleich – das Projekt „Bauernhof Niedersachsen“

Das Projekt „Nachhaltige Biomassenutzung in Biogasanlagen“ auf der Grundlage der Wirtschaftsdüngerpotenziale in Niedersachsen („Bauernhof Niedersachsen“) der Universitäten Osnabrück und Göttingen zeigt das erhebliche Potenzial zur Realisierung eines überregionalen Nährstoffausgleichs: NawaRo-Biogasanlagen in Ackerbauregionen könnten ihre Rentabilität durch den Einsatz von Wirtschaftsdüngern nachhaltig steigern, erklärte Forschungsleiter Prof. Dr. Ludwig Theuvsen.

Dies gilt zumindest dann, wenn feste Wirtschaftsdünger wie dekantierte Schweinegülle oder Geflügelmist eingesetzt werden, die Landwirte in Veredelungsregionen häufig kostenlos abgeben. Ohne eine Separierung sei die Nutzung von Schweinegülle auf Grund der höheren Transportkosten dagegen finanziell unattraktiv.

Unter ökologischen Gesichtspunkten ist die stärkere Nutzung von Wirtschaftsdüngern in NawaRo-Anlagen unter den Aspekten Klimaschutz, Versauerungsminderung und Ausgleich von Nährstoffüberschüssen sehr positiv zu beurteilen. Die sich bietenden Möglichkeiten eines überregionalen Nährstoffausgleichs werden bislang aber nur unzureichend genutzt.

Biomethan – Perspektiven der Bereitstellung und Nutzung

Die Energiebereitstellung aus Biomethan gehört heute in Europa zum Stand der Technik, wenngleich die Potenziale bei weitem noch nicht ausgeschöpft sind. So verfügen in Deutschland mit dem größten Biomethanmarkt in Europa erst zwei Prozent der Biogasanlagen über eine Biogas-Aufbereitungsanlage. Seit der EEG-Novelle 2014 wird die Bereitstellung und Nutzung von Biomethan hierzulande allerdings kaum noch unterstützt, während andere europäische Länder zunehmend attraktive Förderinstrumente schaffen, erläuterte Prof. Dr. Frank Scholwin vom Institut für Biogas, Kreislaufwirtschaft und Energie.

Biomethan ist im Erdgasnetz in großen Mengen langfristig speicherbar und kann bei Bedarf unabhängig vom Ort der Einspeisung in Wärme, Strom oder Kraftstoffe umgewandelt werden. Wind- und Solarenergie in Verbindung mit Batterien oder Power-to-Gas können dies derzeit nicht leisten. Es gilt nun, die Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass die spezifischen Vorteile von Biomethan noch besser zum Tragen kommen.

KTBL; roRo

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