Biokartoffeln sind genug da

Landwirtschaft

Bio-Handel wächst kontinuierlich

Anfang des Jahres hieß es angesichts der knappen Rohstoffe auf dem Biomarkt, dass spätestens Mitte Januar Biokartoffeln ausverkauft wären. Michael Radau, Vorsitzender des Verbandes der Biosupermärkte konnte jedoch gestern im Vorfeld der Grünen Woche Entwarnung geben: Es gibt auch im Januar noch Biokartoffeln.

Wachstum Supermarkt
Bei den Perspektiven für den Biolandbau 2007 schaut die Branche nicht nur auf hohe Wachstumszahlen zurück, sondern kann auf ein kontinuierliches Wachstum setzen. Trotz aller Lebensmittelskandale hat es keine wirklichen Spitzen im Flächen- und Umsatzwachstum gegeben, sagte Radau. Der Warenverknappung setzt die Branche langfristige Partnerschaften und Vereinbarungen entgegen. Den Supermarktverband im Biomarkt gibt es seit drei Jahren und obwohl sich gelegentlich Märkte mit über 1.000 qm etablieren und es vereinzelt auch Biodiscounter gibt, scheint sich der Durchschnittsmarkt mir bis zu 500 qm Fläche und einem Sortiment von 6.000 bis 8.000 Produkten harmonisch in die Handelslandschaft einzufügen. Während ein konventioneller Supermarkt im Biobereich bei einem Investitionsvolumen von zwei Millionen Euro lediglich 0,2 Arbeitsplätze schaffe, kommt der Biosupermarkt auf bis zu 15 AK. Die konventionellen Märkte würden für das neue Marktsegment niemanden zusätzlich einstellen, erklärte Radau den Unterschied.
Ende des Jahres sollen zu den bundesweit rund 350 Biosupermärkten noch 50 weitere hinzukommen. Die Grabenkämpfe zu den noch immer über 2.000 existierenden Naturkostläden scheinen überwunden. In Berlin entsteht bis April Europas größter Biosupermarkt mit etwa 18.000 Produkten auf zwei Etagen mit einer Fläche von 2.000 Quadratmetern.
Elke Röder vom Bundesverband Naturkost Naturwaren (BNN), der seinen Sitz mittlerweile nach Berlin verlegt hat, zeigte Wachstumszahlen im Trocken- als auch im Frischebereich. Der Frischmarkt wuchs von 2005 zu 2006 um 16,5 Prozent auf 301 Mio Euro, der Trockenbereich um 11,2 auf 182 Millionen Euro.
Das Wachstum hat den Markt aber auch verändert. Nur noch etwa zehn Prozent der Rohstoffe kommen aus der Entfernung bis zu 100 km vom Laden. 40 Prozent der Waren stammen aus der EU und der Rest von außerhalb und Übersee. Auf Anfrage von Herd-und-Hof.de sind aber nach Aussage des Bioland-Vorsitzenden Thomas Dosch keine außergewöhnlichen Struktureffekte auf der Erzeugerseite zu erkennen. Das die Betrieb größer werden, sei ein davon unabhängiger Prozess.

Unzufrieden mit den Rahmenbedingungen
Noch mehr Wachstum wird durch unbefriedigende Rahmenbedingungen behindert, hieß es auf der gemeinsamen Pressekonferenz. Damit sind nicht nur die Erosionen bei der Umstellung auf die ökologische Landbewirtschaftung gemeint, sondern vor allem die EU-Ökoverordnung, bei der sich Thomas Dosch durch die EU-Ratspräsidentschaft noch eine Änderung erhofft, bevor sie endgültig Gesetz wird.

Im Wortlaut:
„In vorauseilendem Gehorsam gegenüber der WTO würde eine weitreichende Marktöffnung erfolgen. Auch die neue Kennzeichnungsregelungen seien keine geeignete Grundlage für eine kontinuierliche Weiterentwicklung und Stärkung des ökologischen Landbaus. Die EU gebe damit dem „schnellen Euro“ mit anonymen Einheits-Bioprodukten und wenig transparenter Herkunft den Vorzug vor einer ambitionierten und verbrauchergerechten Definition ökologisch erzeugter Produkte.“
Deutschen Bauernverband (DBV) zur EU-Ökoverordnung am 20.12.06

Die schlechten Rahmenbedingungen halten Bauern von der Umstellung ab. Deswegen „gehe viel an uns vorbei“, beschreibt Radau die aktuelle Situation. Die Aufweichung der neuen Ökoverordnung, der aber noch die Zustimmung des EU-Parlaments fehlt, bevor sie 2009 in Kraft treten soll, verwässere die Qualität. Der Preis, so Radau weiter, kann kein Argument sein, Bio zu kaufen und zu verkaufen. Thomas Dosch nahm die Gelegenheit wahr und nahm zu Gerd Lindemanns Ausführungen aus dem Bundeslandwirtschaftsministerium Stellung: Die Aussage hilft den Betrieben nicht weiter und die Bundesländer können ihre Kürzungen 2008 im Biobereich wieder zurücknehmen. Drei Forderungen stehen im Mittelpunkt:
Die Anhebung der Basis-Prämie für Biobetriebe (Beibehalter) auf die ursprünglichen 160 Euro pro Hektar.
Wiedereinführung des Fördertatbestandes „Ökologischer Landbau“ im Rahmen der Agrarinvestitionsförderung mit einem erhöhten Fördersatz von 35 Prozent.
Fortführung des Bundesprogramms Ökologischer Landbau und Aufstockung der Mittel auf 20 Millionen Euro.
Das ausführliche Hintergrundpapier gibt es online unter www.bioland.de. Dort finden sie auch die aktuelle Förderübersicht der einzelnen Bundesländer.

roRo

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