Bioland Brandenburg
Landwirtschaft
Betriebe reagieren auf Berliner Nachfrage
Das Umland ernährt die Stadt. Die modernen Zeiten scheinen diesen Zusammenhang aufgelöst zu haben, doch weil Verbraucher den regionalen Bezug zu ihren Produkten wieder herstellen, sei aus Umweltschutzgründen oder sei es, weil es eine Frage des Vertrauens in die Qualität ist, wird diese natürliche Beziehung wieder etabliert. Brandenburger Produkte nehmen bis zu acht Prozent Regalfläche in den Berliner Geschäften ein. Im Biosegment ist es doppelt so viel. Michael Wimmer, Geschäftsführer der Fördergemeinschaft Ökologischer Landbau Berlin-Brandenburg (FÖL), veröffentlicht auf der Grünen Woche in Berlin die jüngsten Zahlen: Im Naturkostbereich stammen 15 Prozent der Berliner Bio-Produkte aus Brandenburg.
Es könnte mehr sein
Der Sog aus der Hauptstadt ist groß. Mittlerweile existieren in Berlin 40 Bio-Supermärkte. Vor allem die filialisierten Supermärkte verschärfen die Konkurrenz zum traditionellen Naturkostfachhandel. So gibt es in Berlin mit der LPG „Europas größten Bio-Markt“ auf zwei Etagen. Es könnten also noch viel mehr Produkte erzeugt werden. Die bestehenden Betriebe in Brandenburg haben auch tatsächlich ihre Flächen erweitern können, doch Neuumstellungen sind rar. Die Erzeugerpreise im konventionellen Markt sind im letzten Jahr attraktiv hoch gewesen, um lieber dort ersehnte Gewinne zu realisieren, als in die Umstellungsphase gehen.
Herd-und-Hof.de hat nachgefragt, warum ein Betrieb in Brandenburg auf die ökologische Produktion umstellen sollte. Die EU hat auf der GrünenWoche mit der Exporterstattung wieder eine attraktive Marktperspektive für Milcherzeuger eingeführt und das Erneuerbare Energiegesetz böte mit einer jahrzehntelangen festen Einspeisevergütung den lohnenden Einstieg in die Biomasseproduktion und Verstromung. Michael Wimmer arbeitet jedoch zwei Argumente heraus, warum die Umstellung lohnt: Für die Biomasseproduktion auf der Basis von Mais bleibt der Standort Brandenburg riskant. Der Wasserbedarf und die Nährstoffversorgung erlauben langfristig keine ausreichende Produktionsgrundlage. Zum anderen bieten die Vermarktungsmöglichkeiten gerade für den Berliner Bereich ausgezeichnete Perspektiven. Zusammen mit dem Potsdamer Agrarministerium analysiert die FÖL gerade Stellschrauben, an denen gearbeitet werden muss, um noch mehr Betriebe in die Umstellung zu bringen, sagt Michael Wimmer.
Der Weg in die Verarbeitung
Und das lohnt sich. Beliebt und demnächst wieder in neuer Auflage erscheint der Einkaufsführer Berlin-Brandenburg. Erstmals erscheint aber auch ein kostenpflichtiges Heft, das auf 96 Seiten vom Imbiss bis zum Sternerestaurant Berlins Vielfalt in der Bio-Gastronomie zeigt. „Berlin isst Bio“ gibt über 100 Tipps mit Stadtteilkarten heraus, um Berlinern die kulinarische Entdeckungsreise in die eigene Region zu ermöglichen.
Damit der Nachschub gesichert bleibt und die märkischen Betriebe mit Gastronomie und Catering einen neuen Wertschöpfungsbereich erschließen, geht der Investitionstrend im Brandenburger Ökobereich auch mehr in die Verarbeitung. Beispiel: Die Fleisch- und Wurstmanufaktur konnte in Berlin aus Platzgründen nicht mehr wachsen und hat im April 2008 in Velten bei Berlin mit einem Investitionsaufwand von 3,9 Millionen Euro ein neues Werk aufgezogen.
Und Brandenburg hat das Potenzial mit traditionellen Obstanbaugebieten wie Werder bei Potsdam und dem Oderbruch mit seinem Feldgemüseanbau handelsfähige Produkte und Rohwaren für die Industrie zu liefern. „Bio made in Brandenburg“ will die FÖL zur Marke machen.
Und ist es ja auch bereits: Rund 75.000 Tonnen Biogetreide werden auf den Feldern erzeugt. Nur 5.000 Tonnen davon werden in und für Berlin vermahlen.
Die Bioerzeuger haben auf der Grünen Woche einen Gemeinschaftsstand in der Halle 21 a / Stand 135 – 140. „Berlin isst Bio“ kostet 8,90 Euro und wird noch im Januar erscheinen (ISBN: 978-3-9812477-4-9 im Buchhandel oder direkt bei www.bio-berlin-brandenburg.de
roRo
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