Biologenverband: Mängel bei französischer GVO-Studie

Landwirtschaft

GVO-Studie aus Caen: Ungeeignete Ratten und Statistikfehler

Der Verband Biologie, Biowissenschaften und Biomedizin (VBIO) sieht schwere Mängel bei der französischen Studie zum gentechnisch veränderten Mais, der an Ratten verfüttert wurde und schwere Krankheiten hervorgehoben haben soll [1]. Im Gegensatz zur medialen Aufbereitung der Ergebnisse durch die Autoren, sieht der VBIO „kein neuen Anhaltspunkte, die aktionistische Schlussfolgerungen rechtfertigen“.

Tiermodell und Statistik

Die Biologen kennen den in der französischen Studie verwendeten Rattenstamm und führen aus, dass die dargestellten Krankheiten für den Inzuchtstamm typisch seien [2]. Der Rattenstamm sei für eine Langzeitstudie nicht geeignet gewesen, weil er eine große Schwankungsbreite bei den Parametern Sterberate und Entwicklung von Tumoren aufweist.
Für statistische Auswertungen seien die Gruppen von zehn Tieren zu klein gewesen. So kommen die Franzosen zu dem Ergebnis, dass 50 bis 80 Prozent der geprüften Tiere einen Tumor entwickelt haben, doch lediglich 30 Prozent der Kontrollgruppe, die „gesundes“ Futter vorgelegt bekam. Die Darstellung in diesem Zusammenhang sei irreführend. Korrekt hätte es lauten müsse: Fünf bis acht von zehn Tieren in der Behandlungsgruppe haben einen Tumor entwickelt, aber nur drei von zehn in der Kontrollgruppe. Was ist der Unterschied?
Mit einem Chi-Quadrat-Test, der die Wahrscheinlichkeitsverteilung beschreibt, kommt der VBIO zu folgender Aussage: Die beiden Zahlen sind nicht statistisch „signifikant unterschiedlich“, sondern liegen im Rahmen einer normalen statistischen Schwankungsbreite.
Insgesamt stützen sich die Ergebnisse der Studie lediglich auf statistischen Schwankungen. Es gibt keine Dosisabhängigkeit des Effektes [3], so der VBIO.
Die Kritik richtet sich auch an das Journal, in dem die französische Studie erschienen ist: „Eigentlich erstaunlich, dass dies im Rahmen der Peer Review nicht entdeckt wurde“, erklärte VBIO-Vizepräsident Prof. Diethard Tautz. „Der Wirbel, den die Veröffentlichung ausgelöst hat, ist in keiner Weise angemessen. Forderungen nach sofortigen Konsequenzen können damit nicht begründet werden.“

Lesestoff:

[1] Gentechnikkritische Studie aus Frankreich

Der VBIO stützt seine Aussagen auf folgende Studien:

[2] Chandra M, Riley MGI, Johnson DE. Spontaneous neoplasms in aged sprague-dawley rats. Arch. Toxicology 66: 496-502

[3] Rhomberg LR, Goodman JE. Low-dose effects and nonmonotonic dose-responses of endocrine disrupting chemicals: Has the case been made? Regul. Toxicol. Pharmacol. 2012, 64:130-333

Roland Krieg

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