Biologisches Vorbild für industriellen Dünger
Landwirtschaft
Düngung: Kern des Eisen-Molybdän-Cofaktors identifiziert
Stickstoff zählt zu den Grundbausteinen des Lebens. Von der begrenzten Verfügbarkeit des molekularen Stickstoffs N2 ist auch das Pflanzenwachstum abhängig. Für die Landwirtschaft ist das ein Problem. Aus diesem Grund wird mit dem Haber-Bosch-Verfahren der Ammoniaksynthese künstlicher Stickstoffdünger hergestellt. Dieses Verfahren benötigt bei der derzeitigen Produktionsmenge etwa ein Prozent der gesamten globalen Energieproduktion. In der Natur findet sich dafür eine biologische Lösung: Einem Forscherteam um Prof. Dr. Oliver Einsle, Institut für Organische Chemie und Biochemie der Universität Freiburg und Mitglied des Exzellenzcluster BIOSS, ist es gelungen, einen wichtigen Teil dieser Lösung aufzudecken. Ihre Erkenntnisse wurden in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins Science veröffentlicht.
Der Eisen-Molybdän-Cofaktor
Das bakterielle Enzym Nitrogenase kann die chemische
Reaktion von N2 zu Ammonium katalysieren – es ist die natürliche
Version des Haber-Bosch- Verfahrens. Im Zentrum der Nitrogenase findet sich ein
Metallcluster, der Eisen-Molybdän-Cofaktor (FeMoco), an dem die chemische
Aktivierung des Substrats N2 stattfindet. Bisher war nicht nachvollziehbar, wie
diese Aktivierung im Detail abläuft und welches chemische Element dem Atom imMetallcluster
zuzuordnen ist. Deswegen konnte auf Basis des FeMoco noch kein effizienterer
Katalysator für die industrielle Stickstoffherstellung entwickelt werden.
Die Freiburger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler
haben zusammen mit Arbeitsgruppen vom Freiburger Institut für Physikalische
Chemie, dem California Institute of Technology in Pasadena/USA, dem Max-Planck-
Institut für Bioanorganische Chemie in Mühlheim an der Ruhr und der University
of California in Irvine/USA gezeigt, dass es sich bei dem zentralen Atom des
Metallclusters um Kohlenstoff handelt. Diese Erkenntnis wird von großer
Bedeutung für das Verständnis der Biogenese und der Funktionalität des Metallclusters
sein: Da die Wissenschaftler nachgewiesen haben, dass der FeMoco einen Kern aus
Kohlenstoff hat, rückt die Möglichkeit eines Nachbaus des Enzyms zur
energiesparenden Herstellung von Stickstoffdünger näher.
Lesestoff:
Thomas Spatzal, Müge Aksoyoglu, Limei Zhang, Susana L.A. Andrade, Erik Schleicher, Stefan Weber, Douglas C. Rees, Oliver Einsle (2011) Evidence for Interstitial Carbon in Nitrogenase FeMo Cofactor. (2011) 334:940
Rudolf-Werner Dreier, Universität Freiburg