Biomasse zu schade für Kraftstoffe

Landwirtschaft

PtX-Kraftstoffe aus dem Ausland

Die Energiewende in Deutschland ist stromlastig. Bis 2030 soll nach Festlegung im Koalitionsvertrag und im Klimaschutzprogramm 2019 der Bruttostromverbrauch zu 65 Prozent aus erneuerbaren Energien stammen. Die FDP forderte Klarheit über die Referenzmenge und Projektion des Stromverbrauchs, weil Studien immer wieder davon ausgehen, dass sich der Stromverbrauch künftig deutlich erhöhe.

In den letzten zehn Jahren bis 2018 allerdings war das nicht der Fall. In allen Sektoren, von der Industrie, über den Verkehr, privaten Verbrauch und das Gewerbe hat sich der Bruttostromverbrauch von 619 auf 595 TWh verringert. Das Bundesministerium für Umwelt schätzt den Verbrauch von 2019 auf noch einmal geringere 575 TWh. Der Verbrauch von Strom variiert nach Energieeffizienz, Sektorenkopplung und neuen Stromanwendungen. Über weitere Steigerung der Energieeffizienz sollen Erzeugung und Verbrauch 2030 in der heutigen Waage liegen.

Mehr Anstrengung ist nötig, denn die Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) werde neuen Strom bedürfen. Allein die Einführung des 5G-Standards schlage 2025 mit drei bis sechs TWh pro Jahr zu Buche. Ein deutliches Plus zeichnet sich aber in der Antwort an die Liberalen nicht ab. Zahlreiche Förderprogramme für mehr Energieeffizienz können offenbar einen Mehrverbrauch abfedern.

Ein Schlüsselsektor bleibt die Mobilität, die sich zaghaft in Richtung Elektromobilität entwickelt. Hier ist im Bereich der Energiewende die Treibhausgasquote für die Entscheidung der Stromquelle entscheidend. Erst jüngst hatte die Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen die Benachteiligung von Anbaubiomasse gegenüber Stroh für alternative Kraftstoffe beklagt [1]. Aktuell bereitet die Regierung die Weiterentwicklung der THG-Quote für die nationale Umsetzung der RED-II (Renewable Energy Directive)  im Verkehr vor.

Der Anbau von Biomasse spielt demnach keine größere Rolle mehr für die Stromerzeugung. Vergangenes Jahr hatte die Biomasse 8,3 GW installierte Leistung gehabt. Das Zielmodell für 2030 sieht lediglich 8,4 GWinst vor. Neuer Strom soll vornehmlich aus Photovoltaik und Seewind kommen.

Im Bereich der Kraftstoffe verfolgt die Bundesregierung auch einen Plan B. Alternative Kraftstoffe werden international gehandelt. Im Quotenjahr 2018 stammten 45 Prozent der Ausgangsstoffe aus dem europäischen und 33 Prozent aus dem nicht-europäischen Ausland. Im Fokus stehen erneuerbare Energiequellen aus Regionen, in denen sie kostengünstiger hergestellt werden können als in Deutschland.

Im Rahmen der Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI) fördert das Ministerium strombasierte Kraftstoffe (PtX) wie in Brasilien mit der Schaffung eines internationalen Referenzmodells für Treibstoffe für die Luftfahrt. In Marokko wird das Vorhaben „Power to Liquid Marokko“ mit einer großen Pilotanlage probiert. In der Projektlaufzeit selbst wird es keine Importe nach Deutschland geben.

Lesestoff:

[1] Stroh ist ein Wertstoff: https://herd-und-hof.de/landwirtschaft-/stroh-ist-ein-wertstoff.html

roRo

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