Bitte ohne Schwefel
Landwirtschaft
Neue Verfahren der Entschwefelung
> Regenerative Energien können fossile Brennstoffe ersetzen. Für die Bauern kann das ein zweites wirtschaftliches Standbein sein, wie Agrarstaatssekretär Dr. Karl Otto Kreer aus Mecklenburg-Vorpommern auf einer Fachtagung in Warnow warb: ?Als Agrar- und Flächenland besitzen wir deutliche Entwicklungspotenziale und Wettbewerbsvorteile, vor allem in Hinblick auf die vergleichsweise niedrigen Pacht- und Kaufpreise für Acker- und Grünland sowie die entsprechend großen Flächeneinheiten?. In MV sind bereits 24 Biogasanlagen mit insgesamt 11 Megawatt Leistung in Betrieb. Damit stehen rund 3 Prozent der bundesweiten 2000 Anlagen in dem nördlichen Bundesland ? und weitere 22 sind genehmigt oder befinden sich bereits im Bau.Denn die Rahmenbedingungen sind hervorragend: Das novellierte Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) bietet Landwirten Abnahmesicherheit durch die Netzbetreiber, Preisgarantie, sowie Zugangsregelungen zum Stromnetz. ?Das Gesetz sichert auf 29 Jahre die Vermarktung des Produktes?, so Dr. Kreer. Damit seien kalkulierbare Rahmenbedingungen geschaffen, die es für kein anderes landwirtschaftliches Produkt gibt. Vor allem in benachteiligten Gebieten eröffnen sich neue Möglichkeiten. Mehr als ein Drittel der 1,3 Millionen ha landwirtschaftlicher Nutzfläche in MV erreichen nicht die Boden- und Standortqualitäten, die für eine vorrangige Nahrungsproduktion erforderlich ist. Außerdem erfordert die Agrarreform eine Neuorientierung der Landwirtschaft.
Entschwefelungsverfahren
Biogas enthält allerdings mit Schwefel einen äußerst unerwünschten Stoff, der durch die Verbindung mit Wasserdampf schwefelige Säure bildet und den Beton im Fermenter angreift, Gasleitungen, Armaturen und auch den Motor im Blockheizkraftwerk selbst zerfressen kann. Also: Biogas muss vor der Verbrennung entschwefelt werden, wie es die Bauernzeitung präzise formulierte. Meist wird Luft eingeblasen, damit die natürlich vorkommenden Schwefelbakterien den Schwefelwasserstoff mit Luftsauerstoff zu elementarem Schwefel umbauen. Durch diese so genannte mikrobiologische Entschwefelung schlägt sich der Stoff mit seiner typischen gelben Farbe als Belag an der Innenwand nieder.
Allerdings mehren sich die Stimmen, dass die Entschwefelung im Fermenter selbst nicht mehr die günstigste sei, da die schwefelige Säure den Kalk im Zement herauslöst und damit eben den Beton im Gasbereich zerstört. Die ersten Fermenter hatten noch keinen säurefesten Zement. Oft fehlt es den Mikroben auch an Besiedlungsfläche, um ihrer Tätigkeit nach zu gehen. Deshalb setzt sich in der letzten Zeit vermehrt die externe mikrobielle Entschwefelung durch: Der Schwefel muss aus dem Prozess raus, wie es Manuel Maciejczyck vom bayrischen Beratungszentrum Triesdorf fordert. Dabei wird das Biogas aus dem Fermenter in einen zweiten Behälter geleitet, der mit Kunststoff-Füllkörpern den Mikroben ausreichend Platz zum Besiedeln lässt. Während ein Luftdosierer den notwendigen Sauerstoff liefert, wird die schwefelige Säure über andere Leitungen ausgeschleust. Bestehende Fermenter können mit einem Bausatz nachgerüstet werden, was allerdings als sehr kostenintensiv gilt.
Noch effektiver ist die Beigabe von Eisenchlorid oder ?sulfat, welche den Schwefel ausfällt. Das Verfahren ist noch effektiver, beinhaltet allerdings mit dem Eisensalz eine weitere Chemikalie, welche die Nährstoffbilanz in der Restgülle beeinflussen kann. Zudem konkurrieren auch Phosphate mit dem Schwefel um die beliebte Andockstelle, so dass mehr Eisenchlorid hinzugegeben werden muss, als für die Entschwefelung notwendig wäre.
Am wirksamsten ist der Aktivkohlefilter, durch den das Biogas strömt und den Schwefel abgibt. Allerdings muss das Gas vor dem Durchströmen getrocknet werden und die Filter lassen sich noch nicht recyceln.
Technisch gesehen ist für die Erzeugung von Biogas kein Weg einseitig zu bevorzugen. Nur beim Einsatz in der Brennstoffzelle muss der Schwefelwasserstoffgehalt unter 0,1 ppm liegen. Das ist ein Zehntel Teil H2S auf eine Million anderer Teile. Für diese Feinreinigung empfiehlt sich die Aktivkohle.
Wachstumspotenzial
2003 wurden in MV 1,5 Milliarden kWh Strom aus erneuerbaren Energien bereitgestellt. Das sind 26 Prozent des Stroms aus Wind-, Wasser und Sonnenenergie. Der Anteil der Biomasse beträgt gerade neun Prozent. ?Experten gehen davon aus, dass langfristig durch die Verwendung von Biomasse 14 Prozent des Primärenergiebedarfes in Deutschland gedeckt werden können. Heute sind es gerade 1,9 Prozent?, so der Agrarstaatssekretär. (s.a. Der Landwirt als Energiewirt auf Herd-und-Hof.de vom 09.09.2004).
roRo