BLW untersagt Streptomycin-Zulassung in der Schweiz

Landwirtschaft

Schweizer Obstbauern sauer auf BLW

Feuerbrand. Das Wort bringt Obstbauern weltweit zur Verzweiflung. Durch das Bakterium Erwinia amylovora hervorgerufen, zerstört der Feuerbrand ganze Obstanlagen. Schnitt und Rodung sind weiterhin die „natürlichsten“ Mittel gegen diese Quarantänekrankheit, die vor 200 Jahren erstmals in den USA beschrieben wurde und gegen die es im Eigentlichen keinen Wirkstoff gibt.

Feuerbrand befällt Kernobstbestände und lehrt vor allem Apfel- und Birnbaumbesitzer das Fürchten. Die befallenen Pflanzenteile dürfen wegen der hohen Verschleppungsgefahr nicht berührt werden. Seit rund 50 Jahren wird in den USA Streptomycin gegen das Feuerbrandbakterium eingesetzt. Nachteil: Es handelt sich um ein Antibiotikum, das nur ungern in das Freiland ausgebracht wird. In Europa arbeiten nach Auskunft des Julius-Kühn-Instituts (JKI) lediglich Belgien, Griechenland und die Niederlande mit dem Streptomycin. In Deutschland ist der Wirkstoff nicht zugelassen.

Rückzug in der Schweiz

Das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) in Bern hat in den vergangenen acht Jahren Pflanzenschutzmittel mit dem Wirkstoff Streptomycin „befristet und mit Auflagen“ versehen zugelassen. Für dieses Jahr allerdings nicht mehr. In einem Schreiben teilt das BLW mit, zunehmend Rücksicht auf qualitativ hochwertige Nahrungsmittel „ohne die Resilienz der natürlichen Lebensgrundlage zu beeinträchtigen“ nehmen zu wollen. Hinzu kommt, dass die Landwirte auf das Mittel vertrauen und in den letzten drei bis vier Jahren ihre vorsorglichen und phytosanitären Maßnahmen zurückfahren. Dadurch hat sich der Feuerbrand im Land ausgebreitet. Sollte das Bakterium vermehrt die Regionen erreichen, die von der Obstwirtschaft abhängig sind, würde das den Sektor wirtschaftlich stark belasten.

Des Weiteren sind in der Schweiz fünf Alternativmittel für die Saison 2016 zugelassen, die eine Teilwirkung gegen den Feuerbrand aufweisen.

Das BLW zeigt sich sensitiv gegenüber den Befürchtungen der Obsterzeuger. Vor allem die Witterung könnte den Feuerbranderreger während der Blütezeit erheblich befördern. Das BLW weist darauf hin, dass aber selbst dann eine zweimalige Anwendung von Streptomycin einen größeren Schaden nicht verhindern werden könne. Präventivmaßnahmen sollten immer im Vordergrund stehen.

Der Schweizer Obstbauernverband zeigt sich enttäuscht und verweist auf den Konsens einer Feuerbrandtagung im letzten November, nach der Streptomycin weiterhin als Mittel gegen den Feuerbrand erhalten werden müsste. „Der Entscheid sei fachlich falsch und nur aufgrund von politischem Druck entstanden“, teilte der Verband letzte Woche mit.

Feuerbrandbekämpfung ohne Antibiotika

In Deutschland ist die Bekämpfung des Feuerbrands ebenfalls Gegenstand ständiger Diskussionen. Kupferhaltige Pflanzenschutzmittel erreichen nicht die Wirksamkeit von Streptomycin und verursachen sogar Blütenschäden und Fruchtberostung an Birne und Apfel. Die Politik der Pflanzenschutzmittelzulassung erlaubt weiterhin keinen Einsatz antibiotikahaltiger Mittel. In der Vergangenheit waren verschiedene Alternativmittel befristet auf dem Markt zugelassen. Neben züchterischen Maßnahmen zur Erhöhung der Resistenz, schlägt das JKI in einem umfangreichen Werk verschiedene Schnittmaßnahmen, Befallskontrollen und Desinfektionsmaßnahmen vor.

Lesestoff:

http://feuerbrand.jki.bund.de/

Roland Krieg

Zurück