BMZ: Der Neuling auf der Grünen Woche
Landwirtschaft
Kopfkost auf der Grünen Woche
Eine runde Sache: Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) hat in diesem Jahr seinen ersten Auftritt auf der Internationalen Grünen Woche in Berlin. Die Messe hat in der Vergangenheit die Landwirtschaft immer in verschiedene Zusammenhänge gebracht und am ersten Wochenende ist das Internationale Landwirtschaftsministertreffen das politische Highlight der Berliner Messe. Seit diesem Jahr auch mit dem BMZ als Aussteller.

Eine runde Sache, nicht nur weil das BMZ in der Rotunde (Halle 16) Unterkunft gefunden hat. Innerhalb von zehn Messetagen wird stündlich ein Programmpunkt angeboten – aber dennoch bleibt das Thema schwere Kost und muss sich in die Grüne Woche noch einfinden.
Das Thema Entwicklungshilfe ist zwar populär, aber sehr komplex. Wollen Kleinbauern immer nur Kleinbauern bleiben? Ab wann wird die Mechanisierung von Kleinbauern zur „Agroindustrie“? Viele Gemeinplätze sind von Nichtregierungsorganisationen mit kritischen Berichten belegt. Nicht alles ist richtig. So hält sich rotz Abbau der EU-Exportsubventionen hartnäckig dieses Vorurteil. Auch, dass Exporte den heimischen Markt in Entwicklungsländern stören. So werden verarbeitete Produkte jedoch hauptsächlich von der Mittelschicht in den Hauptstädten gekauft. Die Kleinbauern haben strukturbedingt meist keinen Zugang zu irgendeinem Markt. Werden also auch nicht direkt vom Weltmarkt beeinflusst. Schlechte Straßen und mangelhafte Transportmittel lassen kaum einen Verkauf von Früchten im übernächsten Dorf zu.

Was heute unter „Fluchtursachen bekämpfen“ läuft,
entspricht den Zielen der 1980er Jahren. Die galten als das Entwicklungsjahrzehnt.
Die Erkenntnisse über ein Entwicklungsbild sind sehr komplex geworden. Da
scheint trotz aller Programmpunkte der BMZ-Auftritt als zu kopflastig zwischen
den Probierhallen und Verköstigungsstationen. Die Fachhallen für erneuerbare
Energien haben in den letzten Jahren zwar auch ihren Platz auf der Grünen Woche
gefunden, bekommen jedoch deutlich weniger Publikumsverkehr ab.
Entwicklungsminister Dr. Gerd Müller reagiert etwas gereizt auf den Vorwurf von
Herd-und-Hof.de. Die „schwere Koste“ sei eine Abwechslung auf dem Messegelände
und erweitere das Thema Agrarwirtschaft auf eine neue Achse.
Dabei ist das Thema angesichts des Flüchtlingsstroms wichtiger denn je. Das Gipfeljahr 2015 hat neben den Kongressen zur Finanzierung, dem Klimagipfel und den Nachhaltigkeitszielen endlich einmal wieder eine Vision von einer Weltgemeinschaft hervorgebracht. Diese im Syrienkrieg, im Herbst des Arabischen Frühlings oder den Klimaauswirkungen durch El Nino wiederzufinden und in Aktivitäten vor der eigenen Haustür umzuwandeln bleibt eine schwierige Aufgabe. Der Auftritt auf der Grünen Woche könnte ein Ansatz sei, das Thema auch außerhalb der üblichen Expertenkreise an den Konsumenten zu bringen. Jenseits von Bildern hungernder Kinder.
Dr. Müllers Zitate auf der Grünen Woche: „Wie ernähren wir die Menschheit?“. „Eine Welt ohne Hunger ist möglich“. Zum Thema Flüchtlinge: „Vieles ist vorhersehbar.“ „Die Welt zeichnet sich durch eine zunehmende Ungerechtigkeit aus.“ „Es geht mit um eine gerechtere Globalisierung.“ „Es wird Kriege um Wasser geben.“ Zum BMZ-Auftritt: „Das tut auch der Grünen Woche gut.“
Müller schlägt vor, Afrika als Partnerkontinent für eine der nächsten Jahre auszuwählen.
Hilfe für El Nino Effekte
„Allein in Äthiopien sind zehn Millionen Menschen vom Hunger bedroht“, beklagte Müller zur Grünen Woche. Ernten fallen aus, Viehfutter fehlt. In Lateinamerika und Afrika zeigt das Wetterphänomen El Nino durch ausbleibende Niederschläge seine böse Seite. Dürren und Fluten nehmen weltweit an Stärke und Häufigkeit zu. Dagegen hat das BMZ eine Sonderhilfe in Höhe von 70 Millionen Euro bereit gestellt. Alleine 40 Millionen gehen nach Äthiopien. Der Rest nach Somalia, Südsudan, Kenia, Sambia sowie einigen Ländern in Südamerika.
Roland Krieg
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